Neuer lokaler Cloud-Player

Gcore drängt aus Asien und Osteuropa nach Deutschland

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
2014 entstanden, möchte der Cloud Service Provider Gcore nun auch in Deutschland punkten – selbstverständlich nur mit Hilfe von Vertriebspartnern.
Gudrun Schnell, Director Partnership and Alliances bei Gcore Deutschland: "Wir sind flexibel in der Anpassung unserer Produkte an die Bedürfnisse unserer Partner und ihrer Endkunden."
Gudrun Schnell, Director Partnership and Alliances bei Gcore Deutschland: "Wir sind flexibel in der Anpassung unserer Produkte an die Bedürfnisse unserer Partner und ihrer Endkunden."
Foto: Foto Vogt / ChannePartner

Laut Canalys decken die drei großen Hyperscaler AWS, Microsoft Azure und Google fast zweit Drittel des globalen Cloud-Marktes ein, in Deutschland dürften es sogar noch etwas mehr sein, denn chinesische Anbieter wie Alibaba oder Tencent beherrschen naturgemäß den bedeutenden chinesischen Markt, in dem die US-amerikanischen Anbieter wiederum kaum eine Rolle spielen.

Unter den Top-10-Cloud-Service-Providern weltweit findet sich gerade mal ein europäischer Anbieter: OVH aus Frankreich. In Deutschland mögen die Telekom und die 1&1-Tochter Ionos noch eine gewisse Bedeutung haben - das war's.

Nun möchte ein weiterer schnell wachsender europäischer Cloud-Service-Provider im deutschen Markt an Bedeutung gewinnen. Erst 2014 gegründet, verfügt Gcore mit Hauptsitz in Luxemburg über mittlerweile mehr als 150 PoP (Points of Presence = Netzzugangsknoten) - vor allem in Asien und Osteuropa. Gcore ist eine Ausgründung aus der Gaming-Industrie. Entstanden ist die Company mit dem festen Ziel, Online-Spielern nicht allzu lange Latenzzeiten zuzumuten. Deswegen ist Gcore zu Beginn vor allem als Anbieter eines eigenen CDN (Content Delivery Networks) für Gamer in Erscheinung getreten und war auch nur in dieser Nische bekannt.

Das soll sich nun ändern: Gcore möchte auch gewerbliche Endkunden in Deutschland für die eigene Cloud-Plattform begeistern. Dazu braucht der Anbieter natürlich Vertriebspartner, und um diese anzulocken, hat Gcore im Juli 2022 Gudrun Schnell unter Vertrag genommen. Die erfahrene Managerin war die sieben Jahre davor beim Colocation-Anbieter Equinix für den Channel zuständig und in gleicher Rolle fast drei Jahre lang beim Rechenzentrumsbetreiber Digital Realty tätig. Ihre Karriere in der IT-Branche startete Schnell 1992 bei IT-Dienstleister EDS (heute: HPE), es folgte ein neunjähriges Engagement beim Siemens-Konzern.

Bei Gcore baut Schnell nun seit über einem Jahr den Channel auf. Hervorgegangen ist aus diesen Bemühungen ein dezidiertes Partnerprogramm. Darin unterscheidet der Cloud Service Provider zwischen den registrierten Partnern, für die keine Umsatzvorgaben gelten, und den Vertriebspartnern auf den Stufen "Select" (100.000 Dollar Umsatz jährlich); "Advanced" (500.000 Dollar Umsatz jährlich) und "Premium" (eine Million Dollar Umsatz jährlich). Dementsprechend sind auch die Rabatte beim Einkaufspreis gestaffelt: zwischen zwölf und 25 Prozent. Die Einstufung kann von Fall zu Falle von den erzielten Jahresumsätzen abweichen. Falls der Anbieter Steigerungspotential bei einem Partner sieht, dann kann er auch schon vorher "aufsteigen".

Darüber hinaus gewährt Gcore seinen Vertriebspartnern großzügige Marketing-Unterstützung: "Wir erstellen gemeinsames Marketingmaterial, verfassen in Absprache Linkedin- und andere Posts, treten zusammen auf Messen und Events auf", so Gudrun Schnell zu ChannelPartner und verweist in diesem Zusammenhang auf Gcores starkes Engagement auf der diesjährigen Gamescom in Köln - mit drei Vertriebspartnern. "Im Schnitt reinvestieren wir ein bis zwei Prozent des vom Partner generierten Umsatzes in diese Aktivitäten"; betont die Direktorin "Partnership & Alliances" bei Gcore Deutschland.

Natürlich werden die Partner auch vertrieblich und technisch geschult, technischen Support bei Kunden gibt es bei Bedarf obendrauf. Und Gcore als Marke muss bei Endkunden gar nicht in Erscheinung treten, ein "Whitelabel"-Programm macht dies möglich. Das soll die Kundenbindung bei den Partnern stärken. In den asiatischen Märkten (Japan und Südkorea) ist Gcores Partnerprogramm schon sehr gut angekommen. In Deutschland hat der Anbieter bereits erste Partner aus dem Hosting- und dem CDN-Umfeld gewonnen. Schnell hat auch schon mit Vertretern der großen Systemhäuser gesprochen, erste Verträge dürften hier schon bald unterzeichnet werden. Außerdem ist eine lockere Zusammenarbeit mit dem Cloud Service Provider denkbar - als Affiliate.

Relativ weit fortgeschritten ist Gcores Einsatz bei der Akquise von KI-affinen Partnern (Künstliche Intelligenz). Diese setzen die eigenen KI-Lösungen aber nicht in der Cloud , sondern in der Edge ein, um allzu lange Latenzzeiten zu vermeiden. Aber auch in den Rechenzentren der gewerblichen Endkunden ("Private Cloud") kommen Gcores KI-Systeme zum Einsatz. Hierzu kooperiert der Anbieter bereits mit den Chip-Herstellern Nvidia und Graphcore.

Auch neuen Technologien wie Kubernetes gegenüber zeigt sich Gcore offen. Bereits seit 2021 offeriert der Cloud Service Provider Kubernetes als gemanagten Dienst an. Die Nachfrage nach derartigen Service steigt, und so kann auch Gcore kontinuierlich wachsen. Mittlerweile beschäftigt der Provider über 500 Mitarbeiter in Mittel- und Osteuropa sowie in Asien. Der Frauenanteil liege dabei überdurchschnittlich hoch, betont die Channel-Chefin Schnell.

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