Ausblick enttäuscht Anleger

Schwere Zeiten für Ebay

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Die Wall Street ist bei Ebay weder mit den aktuellen Quartalszahlen noch mit dem Ausblick zufrieden. Die Online-Handelsplattform steht nicht nur durch den Wettbewerb mit Amazon unter Druck, sondern verstärkt auch durch chinesische Plattformen – und eingeleitete Maßnahmen greifen (noch) nicht.
Trotz ordentlicher Quartalszahlen steht Ebay durch die Erwartungen der Anlegerweiter stark unter Druck.
Trotz ordentlicher Quartalszahlen steht Ebay durch die Erwartungen der Anlegerweiter stark unter Druck.
Foto: Ebay

Ebay hat die Zahlen für das erste Quartal 2024 vorgelegt. Der Umsatz lag in dem Zeitraum bei 2,6 Milliarden Dollar (plus 2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal), der Gesamtwert aller verkauften Waren lag bei 18,6 Milliarden Dollar (plus 1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal).

"Unsere Ergebnisse des ersten Quartals unterstreichen die Widerstandsfähigkeit unseres Marktplatzes und Geschäftsmodells angesichts der anhaltenden Herausforderungen der Weltwirtschaft", kommentierte Steve Priest, Chief Financial Officer bei Ebay, die Zahlen. "Wir haben unsere Prognose bei allen wichtigen Finanzkennzahlen übertroffen und bei unseren langfristigen strategischen Zielen erhebliche Fortschritte gemacht."

Bei einer operativen Marge von 24,7 Prozent (GAAP) und einem Gewinn von 774 Millionen Euro (85 US-Cent pro Aktie) nach 686 Millionen Euro im vorangegangenen Quartal und 744 im ersten Quartal 2023, könnte man tatsächlich meinen, dass die Anleger zufrieden sind. Sind sie aber nicht: Sie waren vor allem vom Ausblick auf das laufende Quartal enttäuscht. Im nachbörslichen Handel fiel die Ebay-Aktie am Mittwoch zeitweise um mehr als vier Prozent.

Schärferer Wettbewerb macht Ebay das Leben schwer

Das Unternehmen erwartet für das aktuelle Vierteljahr einen Umsatz zwischen 2,49 und 2,54 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 2,56 Milliarden Dollar gerechnet. Der Gesamtwert aller verkauften Waren (GMV/ Gross Merchandise Volume) soll der Prognose zufolge zwischen 17,8 und 18,2 Milliarden Dollar liegen. Er verteilt sich nahezu gleichmäßig auf die USA und den "Rest der Welt", stagniert aber schon seit mehreren Quartalen in beiden Regionen mehr oder weniger. Der letzte, größere Zuwachs dieser Kennziffer datiert auf das vierte Quartal 2022 zurück. Damals legte sie um 4 respektive 9 Prozent (in den USA) zu.

Beim Bruttowarenvolumen kommt Ebay seit mehreren Quartalen kaum noch voran.
Beim Bruttowarenvolumen kommt Ebay seit mehreren Quartalen kaum noch voran.
Foto: Ebay

Die Stagnation ist auch auf den scharfen Wettbewerb zurückzuführen. Der herrscht längst nicht mehr nur mit Amazon, sondern zunehmend auch mit chinesischen Online-Händlern wie Temu und Shein - die aber zumindest in Deutschland zunehmend ins Visier von Wettbewershütern und Verbraucherschützern geraten.

In Deutschland kommen zudem lokale Wettbewerber wie Otto dazu, dessen Marktplatz-Geschäft sich sehr positiv entwickelt. Ein Ergebnis: Die Zahl der bei Ebay aktiven Käufer liegt nun schon im vierten Quartal in Folge unverändert bei 132 Millionen.

Um die Kosten in den Griff zu kriegen, hatte das Unternehmen als Reaktion auf die Zahlen für das vierte Quartal 2023 bereits im Januar etwa 1.000 Stellen gestrichen und damit rund neun Prozent der Belegschaft entlassen.

Was Ebay in Deutschland unternimmt

In Deutschland steuert Ebay dem Bedeutungsverlust unter anderem mit einem stärkeren Engagement im Refurbished-Segment entgegen. Vom Trend zu wiederaufbereiteter Gebrauchtware sollen nicht nur Spezialisten wie Back Market und Refurbed profitieren. Auch Ebay will hier ein großes Stück vom Kuchen abhaben.

Außerdem hat Ebay sich für 2024 vorgenommen, stärker auf Händler zuzugehen. Diese Strategie war zur Jahreswende noch unter dem damaligen Deutschland-Chef Oliver Klinck ausgegeben worden. Sie wird aber auch nach dem Wechsel von Klinck in die Position des Vice President Europe & International Markets unter der neuen Deutschland-Chefin Saskia Meier-Andrae beibehalten.

Eine Maßnahme ist die Wiederauflage der 2023 durchgeführten Roadtour, mit der der Online-Marktplatz den Kontakt zu Händlern vor Ort sucht. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an gewerbliche Händler und startet am 29. Mai in Leipzig. Weitere Stationen sind am 20. Juni in Bremen, am 3. Juli in Düsseldorf sowie am 17. Juli in Stuttgart. Anmeldungen sind hier möglich.

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