Actebis: Konvergenz ist derzeit (k)ein Thema

14.06.2001
Rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes generiert Actebis zur Zeit mit TK-Produkten. Die Soester planen auch im laufenden Jahr eher vorsichtig: Der Broadliner rechnet 2001 mit einem TK-Umsatzanteil von zwölf Prozent.

Trotz vorsichtiger Prognosen für das eigene Haus ist Michael Urban, frisch befördert zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der Actebis Holding GmbH, zuversichtlich: Er geht davon aus, dass der Telekommunikationssektor auch für den Soester Broadliner zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Er bezieht sich dabei vor allem auf Analystenmeinungen von Eito, die dem europäischen Telekommunikationssektor in diesem Jahr eine Umsatz- steigerung von 11,5 Prozent auf insgesamt 322 Milliarden Euro prophezeien (siehe Grafik). Zum Vergleich: Der Informationstechnologie wird ein Wachstum von nur zwei bis drei Prozent vorausgesagt.

TK-Markt wächst langsamer als erwartet

Die TK-Trendthemen der nächsten zwölf Monate sind unter anderem Bluetooth, GPRS (General Packet Radio Service), DSL (Digital Subscriber Line) und natürlich UMTS (Universal Mobile Telecommunications System). Allerdings sind diese Märkte mit einigen Problemen behaftet. So wächst nach aktuellen Studien des Marktforschungsinstituts Cahner’s In Stat der Markt für Bluethooth-Geräte langsamer als erwartet: von 15 Millionen Einheiten in 2001 auf 955 Millionen Einheiten in 2005. Hintergrund: Lieferverzögerungen der Hersteller und Sicherheitsmängel der Geräte.

GPRS: Markt mit Problemen

Auch der GPRS-Markt bleibt hinter den Erwartungen der Netzbetreiber und Hersteller zurück: Zwar lassen sich mit der Technologie bis zu dreimal schnellere Übertragungsraten als im GSM-Standard (Global System for Mobile Communication) erreichen, doch mangelnde Verfügbarkeit der GPRS-Handys und für den Nutzer undurch- schaubare Tarife der Netzbetreiber verhinderten bislang den erwarteten Erfolg.

Auch bei Actebis läuft das GPRS-Geschäft eher schleppend. Stefan Stein, Bereichsleiter der Unit Telekommunikation und Netzwerke, betonte im Gespräch mit ComputerPartner, er wolle zwar gemeinsam mit den Netzbetreibern GPRS-Bundles für den Fachhandel schnü- ren, "allerdings kämpfen auch wir mit den üblichen Problemen".

Dabei beobachtet die gesamte Branche die Entwicklung von GPRS mit Argusaugen, wird die Übertragungstechnologie doch allgemein als Testlauf für UMTS gesehen. Die dritte Mobilfunk-Generation hat wiederum selbst schon im Vorfeld mit argen Problemen zu kämpfen. Hohe Investitionen für die Ersteigerung der Lizenzen, der teure Netzausbau und mangelnder Einfallsreichtum bei den Killerapplikationen und Services bereiten den Vorständen der Netzbetreiber so manche schlaflose Nacht.

Dennoch rechnen Analysten damit, dass sich UMTS erst 2004 im Massenmarkt durchsetzen wird. Ihre Begründung: technische Probleme, fehlende Geräte und der wachsende Widerstand der Bevölkerung gegen Sendemasten.

Durchweg positiv beurteilt Actebis-Chef Urban dagegen den DSL-Markt: Hier nimmt Deutschland mit elf Anschlüssen pro 1.000 Haushalten in Europa den Spitzenplatz ein. Zum Vergleich: In den USA haben zwar 35 von 1.000 Haushalten einen DSL-Anschluss, in Frankreich und Spanien sind es hingegen nur fünf und im Technikparadies Japan gar nur zwei. Bis 2003, so die Analysten, kann mit einer jährlichen Verdoppelung der DSL-Anschlüsse gerechnet werden. Kritisch bewertet Urban in diesem Zusammenhang die Vormachtstellung der Deutschen Telekom im DSL-Bereich: "Vor allem für den Endverbraucher gibt es kaum Alternativen zur Telekom."

www.actebis.de

ComputerPartner-Meinung:

Trotz des viel zitierten Zusammenwachsens der TK- und IT-Welt hat Actebis sich bislang beim Thema Konvergenz nicht gerade als Vorreiter unter den Broadlinern präsentiert (siehe Kas-ten). Aber auch die Wettbewerber aus München üben sich noch in Zurückhaltung. Dabei wäre der IT-Fachhandel just bei diesem Thema auf massive Unterstützung seiner Partner aus der Distribution angewiesen. (wr)

Abwarten lautet die Devise

Telekommunikation bei Actebis

Das Unternehmen setzt vor allem auf Mobile Computing. Als einziger Broadliner in Deutschland darf Actebis beispielsweise die Handhelds von Handspring vertreiben. Dazu bieten die Soester noch die üblichen Verträge für Mobilfunk und Festnetz sowie kleinere TK-Anlagen von Agfeo oder Elmeg an. Voice over IP (VoIP), allgemein als der Trendsetter gehandelt, ist bei Actebis noch kein Thema. "Der Markt ist erst im Entstehen", erklärt Unitleiter Stefan Stein die Zurückhaltung der Soester. "Wir wollen auch kein Early Bird der Branche sein, sondern setzen auf etablierte Technologien", führt der Ingenieur weiter aus. (wr)

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