Wenige Stunden vor der Eröffnung der diesjährigen Macworld Expo in San Francisco haben sich die über 400 Aussteller bereits in Stellung gebracht. Während Medien und Apple-Fans bis zuletzt noch über die zu erwartenden Produktneuheiten von Apple rätselten, ist die Stimmung unter den Ausstellern von Ernüchterung und Enttäuschung geprägt. Besonders kleinere Unternehmen und Apple-Partner haben den Schock noch nicht verdaut, dass Apple seiner Traditionsmesse den Rücken kehrt und damit bewusst das Aus der Messe in Kauf nimmt. Die Veranstalter der Macworld üben sich indessen in trotzigem Selbstbewusstsein und machen direkt beim Eingang bereits für die Macworld 2010 Werbung.
"Wir sind über Apples Entscheidung sehr traurig. Für Unternehmen wie uns sind derartige Präsentationsplattformen enorm wichtig, um von der Community und damit im Markt wahrgenommen zu werden", erklärt Nicholas Raba, Geschäftsführer des Sicherheitsanbieters SecureMac. Dass die Abkehr Apples von der Macworld wie in anderen vormaligen Apple-Expo-Städten das Ende der Messe bedeuten könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. "Wir sind natürlich auch enttäuscht, dass Apple nicht mehr dabei sein will und überlegen uns jetzt, ob es überhaupt Sinn macht, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein", heißt es etwa aus dem Umfeld des Storage-Herstellers G-Technology, der in diesem Jahr mit schnellen und schockresistenten Solid-State-Drive-Produkten - etwa einer 500-Gigabyte-Speicherlösung um 2.200 Dollar - auf den Markt drängt.
Während viele Aussteller angesichts ihrer Abhängigkeit von Apple kaum offen Kritik üben, brodelt es allerdings hinter den Kulissen. Apples geheimniskrämerische Unternehmenspolitik mache es schwierig, Zubehörprodukte im Voraus zu planen und auch die hohen Lizenzgebühren stoßen auf wenig Gegenliebe. "Apple glaubt mit dem iPhone und dem iPod das Maß aller Dinge in punkto Trendsetter und Coolness entwickelt zu haben. Ich glaube, dass sie sich diesbezüglich überschätzen, denn es gibt einige gute Geräte von anderen Herstellern, die von Konsumenten genauso enthusiastisch angenommen werden", kritisiert ein Macworld-Aussteller.
"Apple muss sich bewusst sein, dass es ungeachtet der jüngsten Erfolge weiterhin auch von der Innovationskraft seiner Partner abhängig ist", meint auch Wayne Ludlum, CEO des iPod- und iPhone-Zubehör-Produzenten Vestalife. Er zeigt sich davon überzeugt, dass bezüglich Apples Rückzug von der Macworld noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Einen Schritt zur eigenen Emanzipation und Marktexpansion hat das Unternehmen bereits gesetzt. So wird Vestalife im Rahmen der in CES in Las Vegas erstmals auch trendige Lautsprecher-Docks für den Blackberry vorstellen.
Auch am Tag vor der offiziellen Eröffnung der Expo überschattete die Abwesenheit Steve Jobs die Vorbereitungen. In einem für den Apple-CEO ungewöhnlichen Schritt gab Jobs via Presseerklärung erstmals zu, dass seine Absage der Keynote krankheitsbedingt erfolgte. Der Grund für die sichtbare Gewichtsabnahme der vergangenen Monate, die Spekulationen über den Gesundheitszustand Jobs und nervöse Aktienverkäufe nach sich gezogen hatte, sei nun gefunden. Der Gewichtsverlust sei auf eine Störung im Hormonhaushalt zurückzuführen und werde bereits therapiert, so Jobs, der damit Befürchtungen zerstreute, sein 2003 erfolgreich behandelter Krebs sei zurückgekommen. Die traditionelle Eröffnungs-Keynote hält erstmals Phil Schiller, Apples Senior Vice President für Produktmarketing. (pte/haf)