Centrino - die neue Generation

14.03.2005
Der Name Centrino steht mittlerweile als Synonym für leistungsfähige und tragbare Notebooks mit langer Akkulaufzeit und kabellosen Netzwerkzugang. Die neue Generation der Centrino-Plattform stellte Intel Ende Januar 2005 vor. Sie wurde unter dem Codenamen Sonoma entwickelt.

Von Thomas Rau
PC-Welt

Sonoma erneuert alle drei Komponenten der Centrino-Plattform: den Mobilprozessor Pentium-M, den entsprechenden Chipsatz und das WLAN-Modul für den kabellosen Netzwerkzugang.

Der neue Pentium-M

Dem Pentium-M verpasste Intel einen schnelleren Systemtakt: Der Front-Side-Bus läuft nun mit 533 statt 400 MHz. Zunächst gibt es fünf neue Pentium-M-Prozessoren, die diesen Systemtakt unterstützen. Die Prozessornummer eines neuen Pentium-M ist gegenüber einem Vorgänger mit gleichem Takt um fünf erhöht - damit will Intel den Leistungszuwachs durch den höheren FSB-Takt verdeutlichen. Außerdem hat Intel zwei höher getaktete CPUs aus der (Ultra)Low-Voltage-Serie für Subnotebooks neu im Programm.

Die neuen Pentium-M-Prozessoren basieren weiterhin auf dem im Mai letzten Jahres eingeführten Dothan-Kern in 90-Nanometer-Architektur und mit 2 MB L2-Cache. Außerdem verfügen die neuen Mobilprozessoren natürlich über die Stromsparfunktionen Enhanced Speed Step und Deeper Sleep.

Neu beim jetzigen Pentium-M ist das Execution Disable Bit (XD), das Intel bereits beim Pentium 4 und Celeron D für den Sockel 775 integrierte. XD soll die negativen Folgen eines Buffer Overflows verhindern: Wenn ein Virus per Overflow schädlichen Code einschleust, verhindert XD, dass dieser Code ausgeführt wird. Hyperthreading und 64-Bit-Erweiterungen bringt allerdings auch der neue Pentium-M nicht mit.

Chipsätze mit neuer Technik

Mit den unter dem Codenamen "Alviso" entwickelten Chipsätzen 915PM, 915GM, 915GMS und 910GML schließt die Mobil-Plattform technisch zu den Desktop-Chipsätzen aus der 910/915-Serie auf: Auch im Notebook halten nun PCI-Express, DDR-2-Speicher, Serial-ATA und High Definition Audio Einzug.

Grafikkarten bindet der 915PM über einen 16x-PCI-Express-Steckplatz an. Die Southbridge ICH6-M, die für alle neuen Chipsätze verfügbar ist, besitzt außerdem noch vier PCI-Express-Anschlüsse mit einfacher Geschwindigkeit: So können Notebookhersteller zum Beispiel einen Gigabit-Ethernet-Chip oder den PC-Card-Nachfolger Expresscard integrieren. Karten im neuen Format lassen allerdings noch auf sich warten, ebenso wie Serial-ATA-Festplatten für Notebooks.

Integrierte DX9-Grafik

In die Chipsätze 915GM, 915GMS, und 910GML ist die Grafikfunktion integriert: Sie unterstützt nun Direct-X(DX)9-Effekte und besitzt vier Pixel Pipelines. So sollten aktuelle Spiele endlich auch mit integrierter Grafik einigermaßen laufen: Doch für Spielefreunde ist auch künftig eine separate Grafikkarten der bessere Weg - beim Tempo ist sie der Chipsatzgrafik immer noch deutlich voraus.

Mit Sonoma gibt es nun eine Mobilplattform für den neuen Speicherstandard DDR2 - bisherige DDR-2-Notebooks arbeiteten mit Desktop-Komponenten. Theoretisch bringt DDR2 im Notebook Vorteile für Tempo und Laufzeit: Zum einen unterstützen die neuen Chipsätze - ausgenommen der 915GMS, der vor allem für Subnotebooks vorgesehen ist- wie ihre Desktopbrüder den Dual-Channel-Modus. Sitzen dabei zwei gleiche Speichermodule im System, erhöht sich der Datendurchsatz. Außerdem arbeitet DDR2 mit einer geringeren Betriebsspannung als DDR - 1,8 gegenüber 2,5 Volt - und verbraucht daher weniger Strom.

Sound und WLAN

Schließlich bringen die neuen Chipsätze auch High Definition Audio mit - den Nachfolger von AC'97: Er verspricht unter anderem eine höhere Samplingrate, 7.1-Surround-Sound und die unabhängige Tonausgabe auf mehrere Geräte. Außerdem erlaubt er, die CPU beim Abspielen von DVDs und CDs in einen Stromsparmodus zu versetzen - und trägt so zu einer längeren Akkulaufzeit bei.

Als WLAN-Modul kommt bei Sonoma das Intel Pro/Wireless 2200BG (11b/11g) oder 2915ABG (11a/11b/11g) zum Einsatz. Beide sind allerdings schon seit letztem Jahr verfügbar.

Alle an Bord

Alle wichtigen Notebookhersteller haben ihre Modellreihen mit Sonoma-Geräten aktualisiert. Bei der deutschen Sonoma-Vorstellung waren unter anderem Acer, Asus, Dell, Fujitsu-Siemens, Gericom, IBM, JVC, Lnyx, Maxdata, Medion, Samsung, Sony, Toshiba und Wortmann Terra mit neuen Notebooks dabei.

Sonoma im Test

Die technischen Daten weisen Sonoma mit Techniken wie PCI-Express, DDR2 und dem schnelleren FSB-Takt als großen Schritt nach vorne für Notebook aus. Doch was bringt das für den Anwender?

Zum Test erhielten wir von Toshiba vorab ein Sonoma-Notebook, das offiziell zur CeBIT auf den Markt kommen soll: Es arbeitet mit dem Pentium-M 760 (2 GHz) und 512 MB DDR2-RAM. Allerdings verbaut Toshiba nur einen Speicherriegel, verzichtet also auf den möglichen Tempogewinn durch eine Dual-Channel-Konfiguration. Andererseits bleibt dem Anwender ein freier Speichersteckplatz zum Aufrüsten.

Als Chipsatz kommt der 915PM zum Einsatz - er bindet die Grafikkarte von Nvidia per PCI-Express 16x an. Mit PCI-Express 1x ist der Gigabit-Ethernet-Chip von Marvell angeschlossen. Für Erweiterungskarten hat das Toshiba-Notebook einen PC-Card- und einen Expresscard-Schacht - die Anwender können also ihre alten Karten weiter verwenden und bei Bedarf auf den neuen Kartenstandard mit seiner höheren Bandbreite umsteigen beziehungsweise diesen zusätzlich nutzen.

Serial-ATA und High Definition Audio nutzt Toshiba bei unserem Testgerät nicht: Die Festplatte läuft im Ultra-DMA/100-Modus, der Audiocodec arbeitet nach dem AC'97-Standard.

Geschwindigkeit

Im Sysmark 2002 erreichte das Sonoma-Notebook 258 Punkte - den besten Wert, den ein Pentium-M-Gerät in unseren Tests jemals erreichte. Der Tempogewinn gegenüber einem Pentium-M 755 (2,0 GHz) mit 400 MHz FSB liegt bei rund sieben Prozent - zum Vergleich diente ein Dell Inspiron 9200 mit Pentium-M 755 und 1024 MB DDR333.

Der Vorsprung bleibt auch im Sysmark 2004 konstant: Hier schaffte das Sonoma-Notebook 147 Punkte, das Dell Inspiron kam auf 137 Punkte.

Bei gleicher Taktrate bringt der neue Pentium-M also kaum merkliche Vorteile. Bei Notebooks, die den Dual-Channel-Modus der neuen Chipsätze nutzen, sollte aber ein höherer Tempogewinn drin sein.

Akkulaufzeit

Für den neuen Pentium-M gibt Intel 27 Watt als maximalen Verbrauch in der Praxis an - der Vorgänger lag noch bei 21 Watt. Im Akkubetrieb schaltet der Pentium-M mit 533 MHz FSB auf 800 MHz herunter, das Modell mit 400 MHz FSB läuft im Akkubetrieb mit einem Standardtakt von 600 MHz - dank Speedstep sind die Prozessoren aber in der Lage, bei Bedarf Spannung und Taktrate zu erhöhen.

Aufgrund der Spezifikationen sollte der neue Pentium-M also eine etwas kürzere Laufzeit als sein Vorgänger erbringen - was der Akkutest mit dem Mobile Mark 2002 auch bestätigte: Das Sonoma-Notebook lief genau zwei Stunden - umgerechnet auf die Akkukapazität ergeben sich rund 23 Watt Stromverbrauch. Das Dell Inspiron 9200 schaffte dank seines deutlich größeren Akkus 3:42 Stunden Laufzeit: Beim Stromverbrauch war es mit rund 21,5 Watt aber kaum genügsamer als das Sonoma-Notebook von Toshiba. In Sachen Tempo lagen beide Geräten im Akkubetrieb gleichauf.

Lautstärke

Der Einfluss von Prozessor und Chipsatz auf die Akkulaufzeit wird übrigens meist überschätzt: Sie tragen nur rund 20 Prozent zum Gesamtverbrauch des Notebooks bei. Der bei weitem größte Energieverbraucher ist das Display - aber auch die Grafikkarte kann ein Stromfresser sein. Das unterstreicht auch unser Akkutest mit dem Toshiba Tecra A2, das neben einem Pentium-M 735 (1,7 GHz, 400 MHZ FSB) die im Chipsatz 855GME integrierte Grafik mitbringt. Bei gleicher Akkukapazität hielt das Tecra A2 über eine Stunde länger durch als das Sonoma-Notebook.

Die leistungsfähige Grafikkarte dürfte auch ein Grund für den lauten Lüfter im Sonoma-Testgerät von Toshiba sein: Unter Last maßen wir 35 dB(A) - ein ungewöhnlich hoher Wert für ein Pentium-M-Notebook. Selbst bei geringer CPU-Last war der Luftquirl oft deutlich hörbar im Einsatz.

Fazit

Mit Sonoma legt Intel die Grundlage für die nächste Notebook-Generation: PCI-Express, DDR2 und Serial-ATA sind Technologien, die die PC-Entwicklung noch lange begleiten werden. Die aktuellen Vorteile halten sich aber noch in Grenzen: Erst in einigen Monaten wird es zum Beispiel ein größeres Angebot an Expresscards und Serial-ATA-Festplatten geben. Der Umstieg auf die neuen Technologien wird aber bei Mobilrechnern deutlich schneller erfolgen als beim Desktop: Das Notebook als geschlossenes System muss kaum Rücksicht auf bereits vorhandene Komponenten nehmen, die der Anwender weiter nutzen will. Hier kommt es in erster Linie darauf an, ob eine neue Technik für den Notebookhersteller günstiger zu implementieren ist als ein eingeführter Standard. Zum Beispiel dürften künftige Notebook-Grafikchips nur noch als PCI-Express-Lösung auf den Markt kommen. ATI beispielsweise rechnet damit, dass bis zum Sommer 2005 rund die Hälfte aller verkauften Notebooks mit PCI-Express ausgestattet sein werden - bis Jahresende sogar bis zu 90 Prozent.

Besitzer eines Centrino-Notebooks müssen derzeit nicht umsteigen: Sie können sich bis 2006 Zeit lassen. Dann steht mit der Napa-Plattform und dem Dual-Core-Prozessor Yonah ein echter Generationssprung bei Notebooks an.

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