Integrated Mobile Broadcast

Chaos um Mobile-TV-Standards

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Mit "Integrated Mobile Broadcast" (IMB) macht die Mobilfunkindustrie einen erneuten Versuch, mobiles Fernsehen aufs Handy zu bringen. Der Nutzen bleibt fraglich.

Trotz vollmundiger Versprechen der Hersteller und enthusiastischer Prognosen der Anaylsten ist Handy-TV bis heute ein veritabler Flop. Nun startet der Interessensverband GSM Association (GSMA) mit "Integrated Mobile Broadcast" (IMB) einen neuen Versuch. Bei IMB handelt es sich um einen Standard des 3rd Generation Partnership Project (3GPP) für mobile Daten- und Broadcast-Angebote wie beispielsweise mobiles Fernsehen. Der Standard lockt Mobilfunkbetreiber mit einer vergleichsweise leichten Umsetzung. "Es ist im allgemeinen nicht nötig, neue Frequenzspektren zu finden und existierende Netzwerktechnologien können wieder verwendet werden", sagt Dan Warren, Technologiechef der GSMA.

IMB verspricht eine spektrumeffiziente Bereitstellung einer erweiterten mobilen Angebotspalette. Denn die Übertragung kann in einem Frequenzbereich bei 1,9 Gigahertz erfolgen, für den viele Mobilfunker zwar Übertragungsrechte im Rahmen von UMTS-Lizenzen haben, der aber in der Praxis ungenutzt bleibt. Auch andere Synergien zum Mobilfunk verspricht der 3GPP-Standard, etwa im Bereich Netzwerktechnologie. "Potenziell könnten die gleichen Sendestation mitgenutzt werden", meint Warren. Ein weiterer Vorteil von IMB: Übertragungen lassen sich problemlos vom TV-Broadcast zum Mobilfunk-Unicast übersetzen. Zum Einsatz kommen kann die Technologie beispielsweise für Mobile-TV-Angebote - als weiterer Konkurrent für Technologien wie DVB-H oder mediaFLO.

"Wir beobachten die etwas absurde Entwicklung im Mobile-TV-Bereich, dass es schon fast im Monatsrhythmus neue Standards gibt, aber keine echte Marktentwicklung", meint Klaus Böhm, Director beim Unternehmensberater Deloitte. Unabhängig vom etwaigen technologischen Potenzial des neuen Standards bestehe das Risiko, dass dieser die Mobile-TV-Entwicklung nicht zuletzt in Deutschland weiter hemmt oder von Betreibern zunächst gar nicht recht wahrgenommen wird. Seitens der GSMA wird eingeräumt, dass solche Probleme wohl nicht ganz auszuschließen seien.

"Ein Vorteil von IMB könnte eine weite Verbreitung sowohl in Netzwerken als auch auf Endgeräten sein", betont allerdings Warren. Er verweist darauf, dass sich eine Reihe großer Mobilfunker bereits an einem technischen Whitepaper zum Standard beteiligt hat. "Wir glauben, dass IMB die Bereitstellung von Broadcast-Services für unsere Kunden verbessern wird", meint beispielsweise Philippe Lucas, VP International Standards & Industry Relationships bei Orange, aufgrund von Tests mit einer frühen Version der Technologie. Beteiligt waren auch T-Mobile, der australische HSPA+-Vorreiter Telstra sowie der japanische Konzern SoftBank. (pte/haf)

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