Dem Web gehen die Adressen nach dem IPv4-Standard aus. Wie die Number Resource Organization (NRO) bekannt gegeben hat, befinden sich im noch nicht zugewiesenen Vorrat nunmehr weniger als fünf Prozent aller möglichen IPv4-Adressen. Schon früh im Jahr 2011 dürften die letzten IPv4-Reste an die fünf Regional Internet Registries (RIRs) vergeben werden, so die NRO.
Damit drängt die Zeit für den Umstieg auf den Nachfolgestandard IPv6, der etwa 79,2 Quadrilliarden mal mehr Internetadressen bietet. Doch viele Unternehmen sind noch träge. "Das Interesse seitens der Kunden ist viel zu gering", sagt Axel Föry, Director Borderless Networks Architecture bei Cisco D-A-CH. Dabei erspart ein zeitgerechter Umstieg eine kostspieligen Doppelbetrieb.
Das Ende naht
Der verbleibende Vorrat an IPv4-Adressen war erst vor neun Monaten auf unter zehn Prozent gefallen und hat sich nun wieder halbiert. Wenn schließlich nur noch fünf von ursprünglich 256 großen Adressblöcken verbleiben, wird jeder RIR ein letzter Block zugewiesen. Damit ist laut NRO für Anfang 2011 zu rechnen. "Dann dauert es je nach Region bis zu zwölf Monate, bis alle Adressen an Kunden weitervergeben wurden", meint Föry. Dann aber ist der IPv4-Vorrat endgültig erschöpft.
"Das Thema betrifft jeden. Auch, wer im eigenen Unternehmen noch lange genug IPv4-Adressen hat, wird mit IPv6 von außerhalb kommunizieren können müssen", betont der Cisco-Experte. Seiner Erfahrung nach ist das Interesse am neuen Adressstandard in den vergangenen Monaten zwar gestiegen, doch für wirklich zeitgerechte Umsetzung wird es bereits knapp. Denn für einen sinnvollen IPv6-Umstieg sind etwa 18 Monate zu veranschlagen, so Föry.
Jetzt oder zu spät
Angesichts der aktuellen Prognose ist es wahrscheinlich, dass in anderthalb Jahren neue Internetadressen nur noch im IPv6-Format zu bekommen sind. Wenn ein Unternehmen seine existierende IT-Infrastruktur bis dahin noch nicht auf den neuen Standard umgestellt hat, muss es mit IPv4 und IPv6 doppelgleisig fahren. "Ein Doppelbetrieb bedeutet auch doppelte Kosten", warnt der Experte.
Ein Hoffnungsschimmer ist, dass IPv6 nach NRO-Statistiken endlich an Fahrt gewinnt. Die RIRs werden dieses Jahr voraussichtlich mehr als 2.000 IPv6-Adressblöcke vergeben. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von über 70 Prozent. Allerdings hat der neue Standard auch potenzielle Schattenseiten. Föry verweist darauf, dass jeder Mensch problemlos eine eigene IPv6-Adresse bekommen könnte. "IPv6 wird die Person sichtbarer machen", meint er. Zu den großen Unternehmen, die sich bereits auf das IPv6-Zeitalter eingestellt haben, zählen Google und Facebook. (pte/tö)