Der Druck auf die Volumendistribution nimmt weiter zu

18.05.2000
Alle Jahre wieder beleuchtet IDC, wie es den westeuropäischen Distributoren und Resellern so geht. Das Umsatzwachstum werde in diesem Jahr nicht so hoch ausfallen, und in der IT-Landschaft ändern sich die Spieler.

Das Umsatzwachstum der Volumendistribution und der IT-Wiederverkäufer ist in diesem Jahr stark unter Druck. Das ist zwar nicht neu, wurde jetzt aber vom Marktforscher International Data Corporation (IDC) bestätigt. Zum dritten Mal in Folge haben die Analysten das westeuropäische Distributionsgeschäft unter die Lupe genommen. Laut IDCs neuesten Zahlen liefen 1999 45 Prozent der Gesamtausgaben in Höhe von 239 Milliarden Dollar für Hardware, Software und Dienstleistung in Europa über den indirekten Kanal. 62.000 Firmen waren zum Jahresende 1999 in 16 europäischen Ländern im Distributions- oder Wiederverkaufsgeschäft für IT-Produkte. Der Kommentar der Analys-ten lautet dazu: "Die europäische IT-Distribution ist nun "Big Business". Der Channel habe während der letzten zwei Jahre von einem exzellenten Investitionsklima im IT-Bereich profitiert.

Die Top-Distributoren und Wiederverkäufer konnten den Umsatz 1999 zwar im Jahresvergleich gut steigern, die Aussichten für 2000 seien aber nicht so rosig. Zunehmender Preiskrieg und abnehmende Margen schmälerten den mageren Gewinn in der VolumenPC-Distribution. Zudem würden die Hersteller ihre MarketingBudgets vermehrt in InternetWerbung stecken und weniger in die herkömmlichen Markom-Töpfe fließen lassen. Die Analysten von IDC erwarten deshalb für 2000 ein geringeres Umsatzwachstum und mehr Unternehmenspleiten im Channel.

Die IDC-Studie wirft einen weiteren interessanten Aspekt auf. Trotz der verschiedensten Merger oder Übernahmen bei den Distributoren und zum Teil auch bei den Systemhäusern bleibt der europäische indirekte Kanal weiterhin stark fragmentiert. Nur wenige Wiederverkäufer operieren paneuropäisch. IDC fragt nun, was denn eigentlich der Vorteil einer paneuropäischen Präsenz sei, und ob eine solche nötig sei. Dabei kommen die Analysten zu dem Schluss, dass bisher kein klarer Wettbewerbsvorteil für die europaweit agierenden Unternehmen erkennbar sei. Die Kundenbeziehungen sowohl der Distributoren als auch der IT-Anbieter seien in jedem Markt stark regional geprägt, und nur weil verschiedene nationale Wiederkäufer an eine gemeinsame Holding berichten, entstünde keine höhere Marge. Während bei den Distributoren die Konsolidierung weitergeht, deuten alle Faktoren darauf hin, dass mittelgroße Unternehmen und die lokalen Größen derzeit am meisten profitieren.

Fokus auf "E-Channels"

In der diesjährigen Studie haben die IDC-Analysten den Fokus auf den entstehenden "E-Channel" gelegt. Neue Arten von Web-basierten Unternehmen entstünden; E-VARs, ASPs oder E-Retailer nutzen die Gunst der Stunde. Deshalb ändere sich die Wiederverkaufs-Landschaft gerade dramatisch, meint Brian Pearce, einer der Autoren des IDC-Berichts "From traditional IT-Distribution-Channels to E-Channels in Western Europe".

Derzeit laufe der Großteil der Geschäftstransaktionen zwischen Herstellern, Channel-Partnern und Kunden noch über das Telefon oder via Electronic Data Interchange (EDI), doch würden die Prozesse zunehmend auf das Internet verlagert. IDC schätzt, dass 1999 nur 1,5 Prozent der IT-Ausgaben über das Internet abgewickelt wurden. 2003 steigt dieser Anteil jedoch bereits auf 12,5 Prozent, glauben die Analysten. In dieser Zahl sind sowohl die Direktverkäufe der Hersteller über das Internet als auch der Online-Absatz der Channel-Partner enthalten.

Derzeit gebe es in den westeuropäischen Hauptmärkten nur 200 auf das Internet spezialisierte IT-Wiederverkäufer. Doch zusammen kommen sie noch nicht einmal auf den Umsatz, den Dell online in Westeuropa macht, rechnet IDC vor. Dennoch sind die Marktforscher fest davon überzeugt, dass der elektronische Geschäftsverkehr in den nächsten zwei Jahren abheben wird. (is)

www.idc.com

Zur Startseite