Eine Frage des Preises

06.10.2006
Die Werbung der Telekommunikationsanbieter in Sachen "Triple Play" - das Angebot, Telefon, Internet und Unterhaltung "aus einer Hand" zu bekommen - kommt bei Verbrauchern nicht an.

Von Wolfgang Leierseder

Laut einer im August dieses Jahres erfolgten Umfrage des Marktforschungsunternehmens TNS Infratest bei 1.000 Privatpersonen erklärten 62 Prozent der Befragten, allein der Preisvorteil gegenüber den Einzelkomponenten gäbe den Ausschlag für den Kauf eines Triple-Play-Paketes. Dagegen erklärten nur 17 Prozent, dass der größte Vorteil darin läge, alles aus einer Hand zu bekommen. Das Angebot, eine Servicenummer, eine Rechnung und eine einheitliche Hardware zu erhalten, erscheint folglich als wenig werbewirksam. Die Umfrage ergab des Weiteren, dass nur 14 Prozent als wichtigstes Argument für "Triple Play" die Möglichkeiten der interaktiven Unterhaltung halten.

Damit bestätigt die Umfrage die Warnung des Marktforschers Forrester, die hohen Anfangsinvestitionen in Triple Play lohnen sich für Anbieter nicht. Entsprechend kommentierte Nikola Backhaus, Marketingdirektorin bei TNS Infratest, die Umfrage: "Im Kampf um die Kunden werden diejenigen Anbieter das Rennen machen, die den erwarteten Vorteil Nummer eins bieten: Kostenersparnis. Und das ist in Deutschland unvergleichlich schwerer als in anderen Ländern, in denen man gewöhnt ist, für Fernsehen zu bezahlen und nicht fast 50 Sender im Free-TV zu empfangen sind."

Allerdings ergab die Umfrage auch, dass fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) Triple Play zumindest "als interessant" erachten.

Interesse am zeitversetzten Fernsehen

Dass 20 Prozent es sogar sehr oder äußerst interessant finden, könnte Anbieter beruhigen, wäre da nicht eine weitere Umfrage, diesmal von dem Münchener Fachmagazin "Werben & Verkaufen". Laut der Umfrage anlässlich der diesjährigen "IFA" haben zwar 30 Prozent der 1.000 Befragten den Begriff Triple Play schon mal gehört oder gelesen, doch nur 5 Prozent wissen wirklich, was damit gemeint ist. Diese Umfrage erstellte TNS Emnid; die Bielefelder befragten eigenen Angaben zufolge "repräsentativ 1.000 Onliner zwischen 14 und 49 Jahren". TNS erklärt, diese Zielgruppe repräsentiere "etwa 28 Millionen Deutsche".

Die Infratest-Studie. Sie fragte auch nach Funktionen, die Triple Play verspricht. 30 Prozent der Befragten wollen zeitversetztes Fernsehen. An zweiter Stelle nannten sie die größere Auswahl an Fernsehprogrammen (20 Prozent) sowie interaktivem Fernsehen und einer online verfügbaren Videothek (jeweils 16 Prozent der Befragten).

Infratest kommt zu dem Schluss, dass das Interesse allein nicht genügen dürfte, um mit Triple Play schnell zum Erfolg zu kommen. Denn noch könne "nur ein Bruchteil der Haushalte in Deutschland auf ein solches Angebot zugreifen. Und Emnid erklärt, dass rund 75 Prozent der Befragten erst mal abwarten wollen, "wie sich Angebote und Preise entwickeln". Die Telekom aber buddelt weiter. Gut drei Milliarden Euro ist ihr der Ausbau des erforderlichen Breitbandnetzes wert.

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