Polizeieinsatz

Enthüllung des iPhone 4G wird zum Kriminalfall

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Mit einer Wohnungsdurchsuchung ist im Fall des mutmaßlichen iPhone-Prototypen ein neues Kapitel aufgeschlagen worden.

Der Verlust eines mutmaßlichen iPhone-Prototypen durch einen Apple-Mitarbeiter (wir berichteten) wird endgültig zum Kriminalfall. Wie das Technologieportal Gizmodo berichtet, verschaffte sich die Polizei am Montag Zugang zum Haus des Redakteurs Jason Chen und beschlagnahmte mehrere Computer und Server. Chen hatte mit mehreren Artikeln über die vermutlich nächste iPhone-Generation berichtet und das über Umwege erworbene Gerät in einem Video und mehreren Fotos gezeigt. Dem Technologieblog bescherte die Veröffentlichung astronomische Zugriffsraten von über 10 Mio. Pageimpressions in wenigen Tagen.

Gizmodo-Vorgangsweise umstritten

Über die Vorgangsweise von Gizmodo war bereits kurz nach Veröffentlichung der brisanten Informationen heftig diskutiert worden. Nick Denton, der Inhaber des beliebten Technologieblogs gab nämlich unumwunden zu, dass man 5.000 Dollar für den Prototypen auf den Tisch geblättert hatte. Über den Mittelsmann, der das Telefon in einem Lokal in Kalifornien gefunden haben will und schließlich das Gerät Gizmodo sowie dem rivalisierenden Technologieportal Engadget angeboten hatte, ist bisher nichts bekannt. Während Gizmodo dessen Identität schützte, veröffentlichte das Portal aber persönliche Informationen zum Apple-Mitarbeiter, der das Gerät in einem Lokal liegen gelassen hatte.

Dass Apple den Vorfall auf sich sitzen lassen würde, war nicht anzunehmen. Zwar wurde das unbekannte iPhone-Modell nach offizieller Aufforderung Apples wieder zurückgegeben. Wie die polizeilichen Ermittlungen zeigen, dürfte die Sache für Gizmodo bzw. deren Mitarbeiter noch nicht ausgestanden sein. Nach kalifornischem Gesetz handelt es sich nämlich um Diebstahl, wenn ein gefundenes Gerät trotz Kenntnis des Eigentümers nicht zurückgegeben wird. Ebenfalls strafbar macht man sich, wenn man einen Gegenstand erwirbt, der wissentlich auf illegale Weise beschafft wurde.

Blogger nicht gleich Journalist

Ungeachtet des möglicherweise zutreffenden Tatbestandes sorgt die Hausdurchsuchung des Gizmodo-Redakteurs aber für Aufregung. Denn eine Bundesverordnung garantiert Medienverlagen und deren Mitarbeitern größtmögliche Immunität. Ein weiteres kalifornisches Gesetz soll Redakteure sämtlicher regelmäßig erscheinender Publikationen zudem vor Hausdurchsuchungen schützen. US-Medien und Rechtsexperten rätseln nun, ob die Gesetze auch für Blogger bzw. Redakteure von professionellen Blogs zur Anwendung gelangen.

Der Vorfall stellt ein absolutes Novum in der Geschichte Apples dar. Der Konzern ist bekannt dafür, neue Produkte unter strengster Geheimhaltung zu entwickeln und diese im Rahmen groß aufgezogener Präsentationen durch CEO Steve Jobs vorzustellen. Gleichzeitig wird Apple auch immer wieder nachgesagt, mediale Spekulationen durch das gezielte Streuen von Geheiminfos anzuheizen. Dass der aktuelle Vorfall ebenfalls ein geschickt lancierter PR-Coup Apples ist, gilt spätestens nach dem Eingreifen der Polizei als unwahrscheinlich. (pte/tö)

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