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Von Marzena Fiok und Beate Wöhe
Gerald K. (Name geändert) traute seinen Augen kaum: Büromaterial und -technik - Drucker, Scanner und Kopierer, Displays, Projektoren, Software und Multimedia - dieser Onlinestore bot alles, was des Kunden Herz begehrt. Was den Händler aber noch mehr aufregte als die Vorstellung, seinen Markt mit einem weiteren E-Tailer teilen zu müssen, war der Name, der dahinter stand: Lidl.
In dem Testshop, den Gerald K. im Web entdeckt hatte, prangte deutlich das Logo des großen Food-Konzerns. Eines war ebenfalls offensichtlich: Als Dienstleister für die Plattform zeichnete Distributor Ingram Micro verantwortlich.
Dass der Händler auf den Testshop stieß, war purer Zufall. Eigentlich war er auf der Suche nach Updates für das Frontend seines IM.superstores. Die "Lieferung" von Ingram Micro ließ auf sich warten, also machte er sich auf dessen Testservern selbst auf die Suche. Er fand die URL www.imsuperstore.de/testshop. Dort warteten aber keine Updates, sondern Lidl. Nachdem ChannelPartner bei den Firmen um Stellungnahme bat, wurde die Testseite vom Netz genommen.
Marcus Adä, Vertriebschef bei Ingram Micro, äußerte sich zurückhaltend: "Lidl wäre für uns ein Fulfillment-Kunde wie jeder andere." Zu weitergehenden Fragen, ob Lidl einen Onlinestore plane und Ingram Micro das Fulfillment dafür übernehmen würde, wollten weder Adä noch Ernesto Schmutter, Consumer Channel Senior Director ein Statement abgeben. "Wir sprechen weder über bestehende noch über in Verhandlungen befindliche Vertragsverhältnisse, wenn wir mit der anderen Partei Stillschweigen vereinbart haben", so Schmutter. Petra Trabert, Pressesprecherin von Lidl, zeigte sich überrascht: "Von einem IT-Onlinestore weiß ich nichts." Tatsächlich scheint es sich nicht um ein Lidl-Projekt, sondern um eine Arbeit für die Schwestergesellschaft Schwarz E-Commerce GmbH zu handeln. Und die arbeitet derzeit Insidern zufolge an einem Konkurrenz-Onlinestore zu Tchibo. Eine offizielle Stellungnahme blieb bisher allerdings aus. (bw)