Grundig erneut A-Brand?

21.06.2007
Nach enormen Schwierigkeiten und massiven Umstrukturierungen startet das Traditions- unternehmen Grundig wieder durch. Oberstes Ziel für 2007: Etablierung als A-Marke.

Von Ulrike Goreßen

Wir sind wieder jemand, der Awards gewinnt", verkündet Hans-Peter Haase, Geschäftsführer der Grundig Intermedia GmbH, mit sichtlichem Stolz. Ein verständlicher Stolz, denn das Nürnberger Traditionsunternehmen musste in den vergangenen Jahren nicht nur eine Insolvenz (2003) hinnehmen, sondern auch Qualitätsschwierigkeiten beim Produzenten Beko, dem türkischen Anteilseigner neben Alba aus England, verkraften und abbauen. Im vergangenen Jahr wurde die "Fabrik in der Fabrik" aufgebaut, um die Qualität der Grundig-Produkte Made in Turkey zu er- höhen. Was anfangs wie ein verzweifelter, aber vergeblicher Versuch klang, den Markennamen Grundig zu retten, scheint mittlerweile zu funktionieren.

Die Qualität hat sich deutlich verbessert, und auch das Design ist ansprechend, sodass Grundig-Produkte selbst von Zeitschriften mit jugendlicher Leserschaft getestet und ausgezeichnet werden. Gerade diese jüngeren potenziellen Kunden will das Unternehmen mit neuen Produkten wie MP3- und Media-Playern sowie in den kommenden Monaten mit einer breiten Palette an WLAN-Radios adressieren.

Andererseits ist Grundig ein etabliertes Unternehmen mit einer fast 50-jährigen Vergangenheit und galt über Jahrzehnte als klassische Marke für den gesetzten Fachhandelskunden. Und den will das Unternehmen keineswegs verlieren; vielmehr soll diese Käufergruppe die Basis bilden, auf der Grundig zur A-Marke im LCD-TV-Segment wird, unter die Top Fünf in Deutschland kommt und den Marktanteil (nach Stückzahlen) von derzeit knapp über vier Prozent auf stabile sechs Prozent hochschraubt.

Die Grundig-Rechnung sieht wie folgt aus: Aktuell sind in Deutschland noch gut 50 Millionen Röhrenfernseher im Gebrauch, mehr als zehn Millionen sind Grundig-Geräte. Mindestens diese zehn Millionen TV-Nutzer wollen die Nürnberger beim künftigen Ersatzkauf ansprechen. Das soll unter anderem durch hohe Qualität bei Bild und Ton, ansprechendes Design, gehobene Ausstattung bei einfachster Bedienbarkeit und interessante Preispunkte im mittleren und gehobenen Segment geschehen. Zudem wurde die Garantiezeit für alle Digi-200-Produkte von zwei auf drei Jahre erhöht. Digi 200 ist ein TV-Konzept, bei dem durch digitale Signalverarbeitung hohe Bildqualität gewährleistet wird.

Nichts geht ohne den Fachhandel

Fachhandel und Fachmärkte spielen bei dieser Erfolgsrechnung eine mindestens ebenso gewichtige Rolle wie die Produkte. Deshalb sollen dort ab Juli verstärkt Shop-in-Shop-Systeme installiert werden, in denen Grundig als Vollsortimenter dargestellt werden kann. Die Fachverkäufer sollen zudem durch Produkt- und Vertriebstrainings auf den aktuellen Stand gebracht werden. Wie Horst Nikolaus, Regional Sales Director Central, erläutert, stammen viele CE-Fachbegriffe aus der IT-Welt: "Hier geht es dann in erster Linie darum, den Kundennutzen und die Bedeutung in der UE für das Beratungsgespräch herauszuarbeiten."

Parallel dazu laufen seit einiger Zeit technische Schulungen für Servicetechniker. Nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Trainings sind die teilnehmenden Handelsunternehmen autorisierte Servicepartner für Flat-TVs. Bereits mehr als 700 Servicetechniker wurden so von Grundig geschult. Bei weiteren Fragen können die Händler auch eine Hotline speziell für Fachverkäufer anrufen.

Exklusiv für den Fachhandel bietet Grundig die "City-Line" an. Diese besteht aus ausgewählten Fernsehmodellen, die nach Städten wie etwa Monaco oder Torreon benannt sind und eine stabile Grundspanne (im Schnitt sechs Prozent höher als üblich) bieten. Die City-Line wird über UE-Großhändler angeboten. Jeder Fachhändler, der an diesem Programm teilnimmt, muss sich für einen Großhändler entscheiden, von dem er die TVs kauft. Grundig arbeitet hier mit fast allen namhaften UE-Großhändlern zusammen.

Die IT-Distribution ist hingegen ausgeschlossen, da sie nach Meinung von Hans-Peter Haase keine klassischen (UE-)Fachhändler beliefert. Überhaupt tut sich Grundig noch sehr schwer mit IT-Distis. Bislang hat der Hersteller erst eine Kooperation mit Ingram Micro abgeschlossen.

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