Ingram Macrotron: Der Erfolg von 2001 soll keine Eintagsfliege sein

25.07.2002
Dass das vergangene Jahr für Ingram Macrotron erfolgreich war, ist jetzt auch offiziell dem Geschäftsbericht zu entnehmen. Vor allem auf der Ertragsseite hat der Distributor einen großen Sprung nach vorne gemacht. Und auch in diesem Jahr heißt die Parole bei Ingram Macrotron: Wir trotzen dem Markttrend.

Sensationelle Zahlen hatteMichael Kaack, Vorstandsvorsitzender der Ingram Macrotron Aktiengesellschaft für Datenerfassungssysteme, im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz am vergangenen Donnerstag angekündigt. "Sensationell gute Zahlen natürlich", präzisierte er auf die entsprechende Nachfrage. Tatsächlich hat sich Ingram Macrotron im vergangenen Jahr wacker geschlagen, nicht nur im Vergleich zur Konkurrenz, sondern auch zur amerikanischen Muttergesellschaft.

Denn während die Ingram Micro Inc. für das Jahr 2001 einen Umsatzeinbruch um 18 Prozent ausweisen musste, fiel der Rückgang bei der deutschen Tochter mit 3,7 Prozent glimpflich aus. Verantwortlich für den Rückgang waren zwei Faktoren: zum einen die Landesgesellschaften in Österreich und der Schweiz, die an die Ingram Micro Holding GmbH verkauft worden waren und deren Umsatz nur noch anteilig in die Gewinn- und- Verlustrechnung floss. Zum anderen brachen die Erlöse im Geschäftsbereich Fertigungssysteme, also im Wesentlichen bei der Macrotron Systems GmbH, um 45 Prozent auf nur noch 131 Millionen Euro ein.

Stolz ist Kaack vor allem auf die Zahlen unterm Strich. Das ist verständlich. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im Konzern verbesserte sich um 115 Prozent auf 17,6 Millionen Euro. Neben allgemeinen Kosteneinsparungen hat sich der Verkauf der defizitären Auslandstöchter in Österreich und der Schweiz ausgewirkt. Aufgrund der Veräußerungsgewinne durch den Verkauf der beiden Tochterfirmen versechsfachte sich der Überschuss sogar von 4,7 auf 27,2 Millionen Euro (siehe Tabelle).

Die Distributionsgesellschaften von Ingram Macrotron ohne Österreich und der Schweiz konnten ihren Umsatz um insgesamt vier Prozent verbessern. Besonders erfolgreich schlug sich im vergangenen Jahr die Netzwerktochter Compu-Shack-Electronic GmbH mit einer Umsatzsteigerung um 26 Prozent auf 280 Millionen Euro Umsatz. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg bei Compu-Shack sogar um 36 Prozent an.

Für den Firmenchef war das erfreuliche Geschäftsergebnis des vergangenen Jahres keine Eintagsfliege. "Unsere gute Entwicklung setzt sich auch in diesem Jahr fort", sagt Kaack. Im ersten Halbjahr dieses Jahres konnte Ingram Macrotron nach seinen Angaben den Umsatz in allen Distributionsgesellschaften steigern. Für das Gesamtjahr geht er von einer Umsatzausweitung von etwa fünf Prozent aus. Damit, so meint Kaack, wird Ingram Macrotron weitere Marktanteile auf Kosten der Wettbewerber gewinnen.

Wenig optimistisch ist der Distributionsexperte in Bezug auf die allgemeine Marktentwicklung. "Ich gehe davon aus, dass der gesamte ITK-Markt in den nächsten zwei Jahren keine nennenswerten Wachstumsraten haben wird", erklärt Kaack. Aufgrund dieser Tatsache befürchtet er auch weitere Insolvenzen im Handel. Zumal auch die Banken und Kreditversicherer ausgesprochen nervös sind und Unternehmen sehr schnell den Hahn zudrehen. Ingo Möller, Finanzvorstand bei Ingram Macrotron, berichtet: "Die Kreditversicherer haben von ihren Kontrollgremien die Order erhalten: Zieht euch aus dem verlustträchtigen IT-Business zurück." Von dieser res-triktiven Haltung sind auch die profitablen und gesunden Unternehmen betroffen.

Mit dem Anfang dieses Jahres realisierten Verkauf der deutschen Tochterfirma Ingram Macrotron Distribution GmbH mitsamt deren Tochter Compu-Shack an die Ingram Micro Holding GmbH hofft Kaack, das Risiko zu minimieren. "Mit diesem Schritt wurde die Ingram Macrotron AG von diesen Finanzierungsrisiken entlastet, und der Veräußerungserlös wird dem Ergebnis des Jahres 2002 zugute kommen. Die Distributionsgesellschaften können andererseits nunmehr voll in den Ingram Micro Konzern eingebunden werden und von den globalen Finanzierungsmöglichkeiten des Konzerns Gebrauch machen", heißt es dazu im aktuellen Geschäftsbericht. Mit anderen Worten: Es ist zu erwarten, dass der Jahresüberschuss in der AG in diesem Jahr erneut deutlich über dem des Vorjahres liegen wird.

www.ingram-macrotron.de

ComputerPartner-Meinung:

Ingram Macrotron erntet die Früchte, die in den vergangenen Jahren angebaut worden sind. Der Distributor hat sich, durchaus unter Schmerzen für sich und seine Kunden, von der Auftragsannahme bis zur Retourenabwicklung kontinuierlich verbessert. Ein weiterer Grund für die gute Performance: Während Konkurrenten mit ein paar neuen Wegen experimentieren, die sich mehrheitlich als Einbahnstraße entpuppen, fährt Ingram Macrotron mit einer an Sturheit grenzenden Konsequenz geradeaus. Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Ein gutes und eingespieltes Managementteam sowie Ruhe in der Mannschaft.

Von den großen Broadlinern ist Ingram Macrotron derzeit eindeutig die Nummer 1, quantitativ und qualitativ. Firmenchef Michael Kaack aber ist lang genug an der Spitze des Unternehmens, um nicht zu vergessen, dass dieser Status nur gemietet ist. Die Mietzeit dauert exakt so lange, wie man besser ist als die anderen. (sic)

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