INTERVIEW/RTL-CEO: TV-Sender brauchen neue Einnahmequellen

11.11.2009
Von Archibald Preuschat

Von Archibald Preuschat

DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die europäischen TV-Sender müssen nach Aussage des RTL-CEO wegen der sich verändernden Zuschauer-Gewohnheiten zeigen, wie sie mit On-Demand-Service und neuen Werbeformen weitere Geldquellen erschließen. RTL-CEO Gerhard Zeiler sagte in einem Interview mit Dow Jones Newswires: "Wir müssen für diese Angebote Geschäftsmodelle entwickeln, denn sie sind ein wichtiger Teil des Fernsehens der Zukunft".

Die Anbieter von frei empfangbaren Sender wie die RTL Group SA, die deutschen ProSiebenSat.1 Media AG und die britische ITV plc kämpfenderzeit mit den negativen Auswirkungen der anhaltenden Werbemarktflaute und den strukturellen Verschiebung hin zu mehr digitalen Inhalten. Zudem müssen sie sich dem Wettbewerb mit Pay-TV-Unternehmen und Telekomunikationskonzernen stellen.

Die frei empfangbaren TV-Sender müssten neue Geschäftsmodelle entwickeln, um wachsen zu können, sagte Zeiler weiter. Einige Studien schätzten, dass künftig 70% der Zuschauer die Programme live sehen und etwa 30% bis 40% der Zuschauer On-Demand-Programme in Anspruch nehmen werden. Die Herausforderung sei, Werbefilme für On-Demand-Plattformen zum gleichen Preis zu verkaufen wie für die Prime-Time im Fernsehen, sagte er weiter.

In Großbritannien erzielt Online-TV bereits deutliche Zuwächse. Während im Jahr 2005 lediglich 7,5 Mio Fersehstunden online gesehen wurden, sollte sich dieses Volumen im laufenden Jahr auf 410 Mio Stunden erhöht haben, schätzt Marija Jaroslavskaja, Research-Analystin bei Screen Digest. Bis 2013 sollte sich der TV-Konsum über den Computer dann auf mehr als 750 Mio Stunden ausweiten.

Zeiler geht davon aus, dass die Konsumenten bereit sind für Programme zu zahlen, die aus Archiven online abgerufen werden können und auch für weitere Dienstleistungen. Diese Zahlungsbereitschaft sieht der Manager auch bei digitalen Nischenkanälen, von denen RTL eine zunehmende Anzahl einführen will. In bedeutenden Märkten wie Frankreich, den Niederlanden oder Deutschland betreibt RTL bereits kostenpflichtige Digitalkanäle. In Großbritannien sind RTL-Digitalkanäle auch ohne Zusatzkosten empfangbar.

Es sei außerdem wichtig, dass die Branche neue Werbeformen entwickelt, sagte der Manager weiter. So könnte zum Beispiel während einer Sendung der Markennahme oder das Logo eines Sponsors diskret eingeblendet werden. "Das würde die Zuschauer nicht stören und damit könnten neue Einnahmequellen erschlossen werden", sagte er weiter. Dies müsse RTL aber mit den Regulieren in den Ländern klären, in denen der Konzern aktiv sei.

RTL mit Sitz in Luxemburg versucht derzeit wie die Wettbewerber auch die den sinkenden Werbeeinnahmen mit Kostensenkungen zu begegnen. Im kommenden Jahr dürfte sich laut Zeiler die Notwendigkeit weitere Kostensenkungen vermindern. Zu möglichen Übernahmen sagte er, die Bewertungen seien nicht auf einem Niveau, auf denen Zukäufe sinnvoll seien.

Webseite: www.rtlgroup.com -Von Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires; +49 69 29 72 51 10; unternehmen.de@dowjones.com DJG/DJN/kla/cbr/has

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