E-Tailer und Retailer machen dem stationären IT-Fachhandel das Leben schwer. Insbesondere im privaten Endkundengeschäft kämpfen die kleinen Ladengeschäfte ums Überleben. In einer Podiumsdiskussion auf dem Tech-Data-Forum in München stritten Marktteilnehmer über die Existenzberechtigung und die Zukunftschancen des stationären Handels.
So sieht die Runde durchaus Chancen für die Ladengeschäfte. "Wenn man es richtig macht, hat der stationäre Handel auf jeden Fall eine Zukunft", ist sich Tech-Data-Deutschlandchef Michael Dressen sicher.
Dass stationäre Konzepte funktionieren, zeigen auch Flagship-Stores der Hersteller. Allerdings sterben die Händler, die nur auf Logistik setzen und nur eine Kiste über die Ladentheke schieben. Die Experten nennen Faktoren wie direkten Kundenkontakt, Warenpräsentation, Sortiment, Einkaufslage und Einkaufserlebnis sowie guten Service als Pluspunkte. Dafür seien viele Kunden bereit, auch mehr zu zahlen. Wer Kunden durch unordentliches Ambiente, unfreundliche Bedienung und schlechten Service verschreckt, der habe keine Existenzberechtigung, darin sind sich die Diskussionsteilnehmer einig.
Eine hochkarätig besetzte Expertenrunde erörtert auf dem Tech Data Forum 2012 die Zukunftschancen des stationären IT-Fachhandels.
"In Lochhausen gibt es keinen einzigen PC-Händler. Die Nahversorgung durch PC-Shops ist in den letzten Jahren sehr zurückgegangen", Damian Sicking, Journalist, Kolumnist und Autor
"Ich kaufe relativ wenig online, für mich ist das Einkaufserlebnis wichtig", Michael Dressen, Regional Managing Director D/A bei Tech Data
"Bei vielen IT-Shops die ich kenne, ist es schon viel, wenn die Produkte gerade in einer Reihe stehen", Stefan Engel, Vice President & General Manager Central Region (DACH) bei Lenovo
"Es ist wesentlich einfacher, vom stationären Handel aus online zu gehen als umgekehrt", Archibald Horlitz, Gründer und Vorstand bei Gravis
"Kunden möchten, aus welchen Gründen auch immer, Ware abholen. Ich muss dem Kunden die Flexibilität bieten, die er haben möchte", Fritz Oidtmann, Sprecher der Geschäftsführung bei Cyberport
"Außer in Nordkorea können Sie dem Endkunden nicht vorschreiben, wo er kauft", Karl Trautmann, Einkaufsleiter Europa bei Electronic Partner
"Es reicht ja schon nett zu sein, das ist das Erschreckende", Arnd von Wedemeyer, Vorstandsvorsitzender der Notebooksbilliger.de AG
"Der stationäre Händler wird dargestellt als ein langhaariger Bombenleger, der hinter einer großen Halde von alten Mainboards alles tut, um irgendwelche Kunden zu verschrecken. Das sehe ich nicht unbedingt so", Hans-Dieter Wysuwa, Senior Vice President Product Sales Group, Fujitsu Technology Solutions
Allerdings müssen die Hersteller auch die Rahmenbedingungen schaffen, dass sich der Fachhandel entsprechen präsentieren kann. Damit wächst aber auch die Abhängigkeit vom Hersteller. Am Ende sollte der IT-Fachhändler ein Unternehmer sein, der seinen Laden in Eigenverantwortung leitet.
Die sehr interessante Diskussion mit einem hochkarätig besetzten Expertenpanel können Sie sich im untenstehenden Video anschauen. (awe)