Nächster Schritt in der Transparenzoffensive

Kaspersky Lab zieht 800 Server in die Schweiz um



Andreas Th. Fischer ist freier Journalist im Süden von München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur bei verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany, com! professional und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen IT-Security,  Betriebssysteme, Netzwerke, Virtualisierung, Cloud Computing und KI. Über diese Themen schreibt er auch für Smokinggun.de.
Kaspersky Lab stellt sich international neu auf. Das Unternehmen plant, wichtige Infrastrukturen für Kunden in Europa und zahlreichen anderen Ländern in die Schweiz zu verlagern, um so verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.

Der russische Sicherheitsanbieter Kaspersky Lab ist in den vergangenen Jahren unter massiven Beschuss vor allem durch die US-Regierung unter Präsident Donald Trump geraten. Mit einer im vergangenen Herbst erstmals angekündigten globalen Transparenzinitiative versucht das Unternehmen dem Vertrauensverlust nun entgegen zu steuern. Bereits vor einiger Zeit sickerten erste Gerüchte über einen bevorstehenden Server-Umzug in die Schweiz durch. Kaspersky Lab wollte das aber zunächst nicht bestätigen. Nun hat der Sicherheitsanbieter seine Pläne offen gelegt.

Kaspersky Lab will bis Ende 2019 rund 800 Server in die Schweiz verlagern.
Kaspersky Lab will bis Ende 2019 rund 800 Server in die Schweiz verlagern.
Foto: Sehenswerk - shutterstock.com

Ab Ende des kommenden Jahres sollen die Daten von Kunden aus zahlreichen Regionen nur noch in der Schweiz verarbeitet werden. Auch Updates sollen dann von dort aus ausgeliefert werden. Kaspersky Lab will eine "vollständige Transparenz und Integrität gewährleisten" und alle getroffenen Maßnahmen "von einer unabhängigen Partei, ebenfalls ansässig in der Schweiz, beaufsichtigen lassen".

Neues Rechenzentrum in Zürich

In Zürich plant Kaspersky Lab ein neues Rechenzentrum, in dem "alle Informationen von Nutzern in Europa, Nordamerika, Singapur, Australien, Japan und Südkorea gespeichert und verarbeitet werden" sollen. Weitere Länder würden folgen. Darüber hinaus will der Hersteller die Finalisierung seiner Produkte, also die Kompilierung der Software aus dem Quellcode, ebenfalls in die Schweiz verlegen.

An den Maßnahmen sind nach Angaben des Unternehmens etwa 60 Mitarbeiter beteiligt. Die Kosten werden sich etwa auf 12 Millionen US-Dollar belaufen. Insgesamt werden voraussichtlich etwa 800 Server in der Schweiz aufgestellt.

Noch 2018 sollen Anwendungen und Signaturen in der Schweiz erstellt und dort mit Signaturen versehen werden, bevor sie an Endkunden auf der ganzen Welt verteilt werden. Das soll sicherstellen, dass jede neu zusammengestellte Software von unabhängigen Stellen verifiziert werden kann. "Interessierte und berechtigte Parteien" können in Zukunft in einem "Transparenzzentrum" auf den Quellcode der Produkte von Kaspersky Lab zugreifen. Es soll sich ebenfalls in der Schweiz befinden und voraussichtlich ebenfalls noch in diesem Jahr eröffnet werden.

Mit dem angekündigten Maßnahmenpaket will das Unternehmen "die Widerstandsfähigkeit seiner IT-Infrastruktur gegenüber allen - auch theoretischen - Vertrauensrisiken verbessern und seine Transparenz für aktuelle und zukünftige Kunden sowie für die Öffentlichkeit erhöhen". Weitere Informationen veröffentlicht Kaspersky Lab in seiner Transparenzübersicht. (rw)

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