Krystaltech Lynx Europe: Auch der Händler darf Labeln

29.07.1999

REUTLINGEN: Der Reutlinger Komponenten-Distributor Krystaltech Lynx hat sich mit seiner PC-Eigenmarke bislang vor allem regional getummelt. Jetzt wollen die Schwaben bundesweit vertreiben - aber erst wird umgezogen.Im zweiten Halbjahr 1999 "soll es abgehen", erhofft sich Krystaltech Lynx-Geschäftsführer Stefan Baumeister für seine Lynx-PCs. Denn bislang verdienten die Schwaben ihre Brötchen vor allem mit dem Vertrieb von PC-Komponenten - knapp 300 bis 400 Produkte habe man im Sortiment, berichtet er. So trug die Komponentendistribution im vergangenen Jahr zu rund 80 Prozent zum Umsatz von knapp 250 Millionen Mark (europaweit) bei. 1999 will Baumeister mit "350 oder 360 Millionen Mark" abschließen. Gut möglich, schließlich verbucht die Finanzabteilung der Reutlinger bis einschließlich Juni bereits einen Umsatz von 180 Millionen Mark. "Wir wollen auf jeden Fall ein Wachstum von 25 bis 30 Prozent über dem Marktwachstum erreichen", hat er sich vorgenommen.

Um das zu erreichen, sollen eben jene Lynx-PCs, von denen Anfang des Jahres gerade einmal knapp 100 monatlich vom Band in Reutlingen liefen, verstärkt in den Markt gebracht werden. Bislang habe sein Unternehmen die Eigenmarke fast ausschließlich im nahen Umland verkauft. Doch das große Interesse der lokalen Abnehmer aus dem Business-Bereich hat bei Baumeister Lust auf mehr geweckt. "Derzeit sind es schon 400 bis 500 PCs monatlich, zum Jahresendgeschäft rechnen wir schon so mit 1.000 Stück", beschreibt Baumeister die Steigerungsquote. Er will die High-End-Systeme in ganz Deutschland anbieten.

Den Einwand, er mache sich und seinen Kunden - zum großen Teil kleine und mittlere Computerassemblierer - doch dann zukünftig Konkurrenz, mag er nicht gelten lassen. "Wir bieten doch mit unseren Systemen eine gute Alternative zum Eigenassemblieren. Wir fahren das Build-to-Order-Konzept. Dabei können die Händler die Systeme entweder unter dem Markennamen "Lynx" oder unter eigenem Label anbieten", lautet sein Einwand. Zudem plane er vorgebaute PCs, in die er dann nur noch zeitkritische Komponenten einbaut. "So eine Teilvorkonfiguration ist ideal für unsere Partner. Wir bieten uns damit praktisch als Außenlager der Händler an", wirbt Baumeister.

Das Konzept ist nicht neu: Macrotrons Anfänge mit der Eigenmarke Macom, damals in 1996 noch unter dem Namen Qcp (siehe Computer- Partner 5/96, Seiten 1 und 6), klangen sehr ähnlich. Auch damals hatte der Handelspartner die Wahl, ob er das System mit eigenem Label versieht oder das dem Distributor überläßt. Doch wie auch immer: Die

Begeisterung der Krystaltech-Mannschaft für die Idee ist ungebrochen.

Neue Niederlassung doppelt so groß

Bislang, so Baumeister, habe man schon mal fünf Tage gebraucht, um die nach Wunsch assemblierten Rechner ausliefern zu können, in Zukunft sollen die PCs nach "spätestens ein bis zwei Tagen" beim Händler stehen.

Angespornt durch die guten Erfahrungen im lokalen Umfeld bereiten die Schwaben derzeit ihren bundesweiten Auftritt mit Mailings und Demo-Aktionen vor. Doch zuerst muß Platz her für die Umsetzung der großen Pläne: Im August zieht die 83köpfige Mannschaft innerhalb von Reutlingen um. Statt des derzeitigen Lagers, das mit 900 Quadratmetern aus den Nähten platzt, können sie sich dann auf 1.800 Quadratmetern ausbreiten - "und die Paletten können wir doppelt so hoch stapeln wie vorher", freut sich Baumeister. Kapazitäten für die Assemblierung habe er jetzt für rund 25.000 Computer im Einschichtbetrieb, im Zweischichtbetrieb sogar für das Doppelte. (du)

Stefan Baumeister, Geschäftsführer der Krystaltech Lynx Europe, will im PC-Bereich kein Lokalmatador mehr sein.

Zur Startseite