Polizei ermittelt

Nach Cyberattacke auf "Heilbronner Stimme"

16.10.2022
Kriminelle Hacker legen weltweit täglich Computersysteme lahm. Oft, um Geld zu erpressen. Auch die Stimme Mediengruppe ist einem Cyberangriff ausgesetzt. Dieser hat bei dem Verlag massive Auswirkungen, die insbesondere Zeitungsleser zu spüren bekommen.
Ein Cyberangriffs am Freitagmorgen hat die Systeme der "Heilbronner Stimme" und weiterer Unternehmen dieser Mediengruppe weitgehend lahmgelegt.
Ein Cyberangriffs am Freitagmorgen hat die Systeme der "Heilbronner Stimme" und weiterer Unternehmen dieser Mediengruppe weitgehend lahmgelegt.
Foto: Rawpixel.com - shutterstock.com

Die Stimme Mediengruppe ist nach eigenen Angaben Opfer einer Cyberattacke geworden. Die Systeme der "Heilbronner Stimme" sowie weiterer Unternehmen der Mediengruppe seien seit dem Freitagmorgen weitgehend lahmgelegt, teilte der Verlag mit.

Computersysteme seien bei dem Angriff verschlüsselt worden, sagte "Heilbronner Stimme"-Chefredakteur Uwe Ralf Heer der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe eine Forderung der Hacker. Details dazu nannte Heer nicht. Auf "stimme.de" hieß es, es liege ein Bekennerschreiben vor, in dem das Medienunternehmen erpresst werde. Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) habe seine Unterstützung zugesichert.

Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn sagte, man habe Ermittlungen aufgenommen, wollte aber zunächst keine Details nennen.

"Heilbronner Stimme"-Chefredakteur Heer kündigte an, der Verlag plane für Samstag eine sechsseitige Notausgabe zu produzieren. Diese solle dann an alle Haushalte im Verbreitungsgebiet im Stadt- und Landkreis Heilbronn sowie im Hohenlohekreis verteilt werden. Es gehe darum, alle Menschen in der Region über den Vorfall zu informieren.

Die Internetseite "stimme.de" blieb zunächst erreichbar. Dort waren auch am Samstagmittag aktuelle Nachrichten abrufbar. Am Samstag war die "Heilbronner Stimme" noch als Notausgabe erschienen. Die Internetseite "stimme.de" war über das Wochenende weiter erreichbar und mit aktuellen Meldungen ausgestattet. Zunächst arbeiteten die Beschäftigten von ihren privaten PCs zu Hause - inzwischen seien sie aber wieder in der Redaktion, sagte Heer.

Am Montag erschien die "Heilbronner Stimme" nicht als gedruckte Ausgabe. Es werde aber derzeit versucht, ein 24-seitiges E-Paper zu produzieren, das am Montag frei zugänglich sein soll, sagte Chefredakteur Uwe Ralf Heer am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Wann wieder eine gedruckte Zeitung erscheinen könne, sei noch nicht klar.

Die IT-Abteilung und externe Cyberexperten hätten binnen kürzester Zeit eine parallele Produktionslandschaft erstellen können, sagte Heer. "Es ist für mich ein Wunder". Noch klappe die Übertragung zum Druck nicht. Er sei aber guter Dinge, dass es dafür bald eine Lösung gebe. Laufe alles wie geplant, könnten die Beschäftigten auch künftig in dem neuen digitalen Arbeitsumfeld arbeiten.

Normalerweise werden nach Unternehmensangaben die "Heilbronner Stimme", die "Hohenloher Zeitung" und die "Kraichgau Stimme" mit einer Auflage von 75 000 Exemplaren produziert. Zur Stimme Mediengruppe gehören aber auch die Unternehmen Pressedruck, Echo und RegioMail, die den Angaben zufolge ebenfalls von dem Cyberangriff betroffen sind.

Immer wieder waren deutsche Medienhäuser in den vergangenen Jahren Cyberangriffen ausgesetzt. Diese hatten teilweise wochenlang Auswirkungen unter anderem auf Zeitungsproduktionen. So beispielsweise im Dezember 2020 bei der Funke Mediengruppe. Zeitungen konnten zeitweise nur in Notausgaben erscheinen. Der Konzern hatte im Hause wochenlang die Folgen des Angriffs gespürt. Im April 2021 traf es die Madsack Mediengruppe in Hannover. Die Attacke damals beeinträchtigte ebenfalls die Zeitungsproduktion. (dpa/rw)

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