Dr. T.´s Sprechstunde

Nokia... find´ ich gut

28.01.2008
Lieber Dr. T., ich habe auf channelpartner.de gelesen, dass der Distributor Partnervertrieb.de wegen der Werksschließung in Bochum Nokia boykottiert. Ich finde das gut und möchte mich anschließen - was meinen Sie?

Ach was, Nokia tut doch nur, was ein börsennotiertes Unternehmen tun muss. Was soll Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo im Angesicht von Rekordgewinnen und 25 Prozent Profitmarge auch anderes machen? Sie als Nokia-Aktionär müssten dafür Verständnis haben. Wie, Sie besitzen gar keine Nokia-Aktien? Sind Sie da sicher? Mal das Portfolio Ihrer Fonds gecheckt, Ihrer Riester-Rente oder Lebensversicherung? Dann ist´s ja gut.

Was ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist die Entscheidung Nokias, nach Rumänien zu gehen. Ich bitte Sie - das liegt ja mitten in der EU! Das bedeutet Papierkram ohne Ende und bürokratische Hürden, wohin man blickt. Meines Wissens darf man dort Mitarbeiter noch nicht einmal mit der Reitgerte züchtigen oder am Fließband anketten. Wenigstens hat Rumänien kulturell einiges zu bieten und schon viele große Männer hervorgebracht. Spontan fallen mir Graf Dracula, Ceausescu und Peter Maffay ein, wobei man das "groß" bei Maffay natürlich nicht allzu wörtlich nehmen darf.

Ein weiterer Vorteil der EU-Mitgliedschaft sind die Subventionen, die ja vor allem an Menschen und Unternehmen ausgezahlt werden, die es nötig haben. So erhalten beispielsweise verarmte Landadelige wie Prinz Charles oder Gloria von Thurn und Taxis jährlich mehrere Millionen Euro aus den Agrarfördertöpfen, die Horst Seehofer gerade so vehement verteidigt. Ein echter Beitrag zur Angleichung der Lebensbedingungen in der EU, wie ich finde.

Ich habe übrigens vor Kurzem meine Praxis im EU-Land Polen aufgeben müssen, nachdem meine Arzthelferin Slibovica unserem gemeinsamen Projekt mit überzogenen Forderungen wie einer 60-Stunden-Woche und bezahltem Urlaub die wirtschaftliche Basis entzogen hatte. Schade eigentlich, denn sie war eine echte Fachkraft. Das glaube ich zumindest, ihr Diplom konnte ich ja nicht lesen. Nun bin ich in Weißrussland, weil mir mein Berater vorgerechnet hat, dass ich pro 1.000 Kilometer Ostverschiebung 30 Cent weniger Lohn bei 50 Prozent längerer Wochenarbeitszeit zahlen muss. Leider ging die Rechnung nicht ganz auf, denn zunächst wollte ich von München ostwärts über Sibirien direkt nach Bochum ziehen. Dort konnte ich allerdings niemanden finden, der für zwei Cent die Stunde 120 Stunden pro Woche arbeiten wollte. Typisch deutsches Anspruchdenken eben.

Warum ich so etwas Heuschreckenhaftes mache, fragen Sie jetzt. Nun, auch ich muss natürlich eine Profitmarge erwirtschaften. Nur so kann ich weiterhin in innovative Produkte investieren - eine Yacht, zum Beispiel, ein Pferd - oder das Nokia N95 8GB! Tun Sie´s auch, das rät

Ihr

Dr. T.

Dr. T. blickt nach Osten.
Dr. T. blickt nach Osten.

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