Positionierung als "Total Display Company" anvisiert

11.12.1998

DÜSSELDORF: Das japanische Traditionsunternehmen NEC hatte in den letzten Jahren mit dem deutschen Markt massive Probleme. Wechselnde Strategien im Partnergeschäft, abnehmender Bekanntheitsgrad und ein unklares Image der Marke NEC waren die Folgen für den Hersteller. Mit neuem Management und geänderter Strategie stellte sich das Unternehmen Ende Oktober seinen Partnern in Düsseldorf.In der Vergangenheit warfen Partner der NEC GmbH oft Arroganz vor. Dem trat das Unternehmen auf seiner diesjährigen Partnerveranstaltung in Düsseldorf am letzten Oktoberwochenende geballt entgegen und reiste mit der gesamten Führungsriege an. "Das ist das erste Mal, daß sich die hohen Herren von NEC die Ehre geben - jedenfalls seit ich mit dem Unternehmen zusammenarbeite. Finde ich positiv", faßte ein Handelspartner aus Nordrhein-Westfalen die allgemeine Stimmung auf dem NEC-Partnertreffen im Hilton zusammen. Denn viele Kunden trieb die Neugierde nach Düsseldorf: "Wie will das neue Management künftig der deutschen NEC auf die Beine helfen?", war eine Frage, die sich viele Partner stellten.

Daß bei der deutschen Niederlassung in Ismaning jetzt ein anderer Wind weht, versuchte Gerhard Merkel, seit knapp einem Jahr Vice President der NEC Deutschland GmbH, in seiner Begrüßungsrede den 210 angereisten Partnern zu vermitteln: "Wir haben das Unternehmen restrukturiert. Die Organisation gestrafft und eine Trennung von Vertrieb und Marketing vorgenommen. Trotzdem ist unsere Zielerreichung von unseren Partnern an der Verkaufsfront abhängig. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, und Sie können uns mit Kritik und Vorschlägen dabei unterstützen", so der Appell des Deutschland-Geschäftsführers. Daß dies nicht nur Lippenbekenntnisse eines Herstellers in Bedrängnis sind, sollte auch der Vortrag von Ex-Siemens-Mann Ernst Holzmann, neuer Chefstratege in Sachen Marketing, unterstreichen: "Wir wollen uns als 'Total Display Com-pany' im Markt etablieren. Ein konsequenter Ausbau des Key-account-Geschäfts und des Breitengeschäfts - Mittelstand, Soho - wollen wir in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Vertriebspartnern erreichen", so Holzmann.

Auch Ralf Schnur, neuer Vertriebsleiter Deutschland, lag einiges daran, den Fachhandel auf die neue Unternehmensphilosophie einzuschwören. "NEC betreibt und plant keinen Direktvertrieb - allen Gerüchten zum Trotz. Wir wollen mit dem Fachhandel die Marktführerschaft im deutschen LCD-Geschäft, derzeit 35 Prozent Marktanteil, ausbauen und Wachstum im CRT-Bereich generieren. Kompetenz ist das Stichwort. Denn wir kaufen unsere Röhren nicht in Taiwan, sondern setzen als Hersteller technologische Trends", faßte Schnur die Zukunftsvision von NEC zusammen.

Das Ziel des neuen Managements für das laufende Geschäftsjahr (Ende 31.3.99): "Wir werden 1998/99 mit rund 380 Millionen Mark Umsatz abschließen, also einer Steigerung von 20 Prozent. Im vergangen Jahr waren es noch 300 Millionen Mark. Beim Gewinn streben wir erstmals wieder eine schwarze Null an", erklärte Front-Mann Merkel. Für das kommende Jahr peile er einen Umsatz von 500 bis 600 Millionen Mark an, schränkte aber ein: "Ohne die allgemeinen Lieferprobleme im LCD-Bereich ständen wir wirklich gut da." Als Gegenmaßnahme plant Merkel im nächsten Jahr ein "aggressives Forecasting, um die Lieferengpässe in den Griff zu bekommen".

Zusammenfassend erklärte der Deutschland-Geschäftsführer in seiner Abschlußrede: "Ich kann Ihnen nicht versprechen, daß ich einen fast 100 Jahre alten Konzern verändern kann, was auch mit den unterschiedlichen Kulturen zu tun hat. Aber wir werden versuchen, das Unternehmen für den deutschen Markt zu sensibilisieren." Ein Fachhandelspartner, der seit neun Jahren NEC-Kunde ist, kommentierte die Neuausrichtung des Unternehmens: "Das Problem der NEC war noch nie technologische Innovation - das haben sie in der Vergangenheit oft genug bewiesen -, sondern der Preis." (ch)

Die "hohen Herren" der NEC GmbH stellten sich 210 Partnern in Düsseldorf: Neues Management und geänderte Strategie sollen das Unternehmen wieder nach oben bringen.

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