Brother-Toner-Werk in Krupina

So wird Drucker-Toner professionell befüllt

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Im slowakischen Krupina hat Brother ein Werk zur Wiederaufbereitung und Assemblierung von Tonerkartuschen für den europäischen Markt aufgebaut.

Wiederverwerten statt Schreddern - das ist das Motto der Tonerwiederaufbereitung bei Brother. In einem aufwändigen Verfahren werden im slowakischen Krupina eingesammelte Tonerkartuschen so aufgearbeitet, dass sie nach dem Prozess wieder als neuwertig in den Verkehr gebracht werden können. Nun hat der japanische Druckerhersteller ausgewählten Journalisten einen einzigartigen Einblick in den Prozess des Recyclings von Tonerkassetten gewährt.

Rund 1,2 Millionen Brother-Tonerkassetten werden in Krupina wieder aufgearbeitet.
Rund 1,2 Millionen Brother-Tonerkassetten werden in Krupina wieder aufgearbeitet.


Zunächst werden die Kartuschen, die über das eigene Rücknahmesystem oder durch Aufkauf von Leergut-Brokern beschafft werden, nach Typ sortiert. Unbrauchbare Leerbehälter werden ausgemustert und die Bestandteile wiederverwertet. Dann werden die Kartuschen zerlegt, gereinigt und der restliche Toner abgesaugt. Im Monat fallen dabei mehrere Tonnen Tonerabfall an, der dann in einer benachbarten Zementfabrik zur Energiegewinnung dient. Die Kartuschen kommen dann in den Reinraum, wo sie noch einmal gründlich gereinigt werden. Zudem werden beschädigte Bestandteile ersetzt (die einzelnen Schritte können Sie in unserer Bildergalerie nachvollziehen).

Keinen Unterschied zur Neuware

Neben der Wiederbefüllung assembliert die Brother-Belegschaft in Krupina auch neue Kartuschen. So werden an benachbarten Produktionsstraßen sowohl neue, als auch wieder aufbereitete Tonerkassetten bearbeitet. Zur Befüllung werden diese beiden Produktionsstraßen zusammengeführt. Nach der Gewichtskontrolle und einem ausführlichen Funktionstest verlassen die Produkte den Reinraum, werden verschweißt, verpackt und auf Paletten zum Abtransport gestapelt. Ob nun eine Kartusche aus der Wiederaufarbeitung oder aus der Neuproduktion stammt, ist für die Kunden nicht oder nur schwer feststellbar. Brother versichert jedenfalls, dass die wiederaufbereite Ware in Qualität und Funktion ganz der Neuware entspricht.

Die gebrauchten Kartuschen werden aufwändig zerlegt und gereinigt.
Die gebrauchten Kartuschen werden aufwändig zerlegt und gereinigt.

In den Aufbau des Werkes in der Slowakei hat Brother etwa sechs Millionen Euro investiert. Weitere Werke zum Recycling unterhält der Druckerhersteller in Großbritannien, Japan, Brasilien und in den USA. Jährlich können nach Brother-Angaben so fas drei Millionen Tonerkassetten wiederverwertet werden. Auf Krupina entfallen dabei allein 1,2 Millionen.

Recycling ist derzeit teuerer

Craig McCubbin, Managing Director der Brother-Tonerwerke in England und der Slowakei, räumt ein, dass die Wiederaufbereitung einer Kartusche derzeit noch mehr kostet als die vergleichbare Neuproduktion. "Es soll aber mittelfristig günstiger werden", hofft der Manager. Neben den Umweltgesichtspunkten kann Brother durch die europäischen Werke und die damit verbundenen kürzeren Transportwege flexibler auf Nachfragespitzen reagieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass man durch das Rücknahmeprogramm Drittanbietern das Leergut entzieht. Über diesen Umstand spricht man bei dem Druckerhersteller allerdings nicht so gerne. In Brother-Laserdruckern werden derzeit über 80 Prozent Originalverbrauchsmaterial eingesetzt. Der Rest entfällt auf kompatible und wiederbefüllte Supplies.

Auch neue Tonerkassetten laufen in Krupina vom Band.
Auch neue Tonerkassetten laufen in Krupina vom Band.

Auch das Rücknahmeprogramm selbst verursacht einen erheblichen logistischen Aufwand. Aus verschiedenen europäischen Ländern wird das Leergut zunächst an eine Sammelstelle im niederländischen Rotterdam geschickt. Von dort aus gehen die leeren Kartuschen dann per LKW fast 1.500 Kilometer nach Krupina. "Es würde aber keinen Sinn machen, das Leergut lokal zu sammeln und dann einzeln per LKW zu verschicken", erklärt McCubbin. Man nutze so die bestehende Infrastruktur der Versandanbieter und könne so die ökologische Belastung in Grenzen halten. (awe)

Meinung des Redakteurs

Hängt sich ein Unternehmen mit einem Vorzeigeprojekt nur ein grünes Mäntelchen um, oder geht bei der Wiederaufbereitung von Tonerkartuschen es um ernsthafte ökologische Ansätze? Dass man sich bei Brother über den Umgang mit Ressourcen Gedanken gemacht hat, zeigt das Projekt in Krupina auf jeden Fall, auch wenn der logistische Aufwand groß ist. In vergleichbaren Projekten anderer Hersteller wird das Leergut jedoch häufig nur geschreddert und dann anderweitig verwertet. Es ist aber allemal sinnvoller die Kartusche wieder zu verwenden, als daraus eine Parkbank zu gießen. Und der Nebeneffekt, das Leergut so Drittanbietern zu entziehen, ist legitimes Agieren am Markt. Es darf nur nicht der Selbstzweck des Handelns sein, sonst nimmt man dem Unternehmen das Umweltengagement nicht ab.

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