Tetra kommt, aber analoger Funk hat noch gute Chancen

22.11.2001
Die Unsicherheit, ob der digitale Funkstandard Tetra den analogen Funk in der nächsten Zeit verdrängt, hat viele Fachhändler dazu gebracht, nicht mehr aktiv auf Neukunden zuzugehen. Motorola versprach jetzt, den analogen Netzbetrieb auch in den nächsten Jahren auf jeden Fall zu sichern.

Im Rahmen einer Fachhändlerveranstaltung des Spezialdistributors NT Plus versprach Motorolas Geschäftsführer Eike Bär, den analogen Netzbetrieb für die rund 120.000 Bündelfunkbestandskunden auch für die nächsten Jahre zu sichern. Über die vorhandenen Schwachstellen sei man sich im Klaren. Diese würden in den kommenden Monaten beseitigt. Zudem hat Motorola für die nächste Zeit weitere Investitionen diesbezüglich in Aussicht gestellt. Langfristig solle das Netz in die regionale Verantwortung übergeben werden. Und dies, so Bär, öffne dem Funkfachhandel "interessante Optionen". Die große Angst, Tetra (terrestrial trunked radio), der neue digitale Funkstandard, würde den analogen Funk ablösen, wurde von Motorola ein wenig gemildert. Allgemeine Aussage: Tetra wird kommen, aber der analoge Bündelfunk deckt den Kommunikationsbedarf auch noch in den nächsten Jahren.

Bündelfunk versus GSM, DECT oder GPRS

Aktuell stehen die ersten Endgeräte für Tetra zur Verfügung. Ab Sommer nächsten Jahres will Motorola das Dual- und Direct-Mode-Tetra-Endgerät MTH500 auf den Markt bringen. "Direct" steht für Kommunikation zwischen den Endgeräten ohne Infrastruktur und "Dual" für Tetra und GSM. Für regional begrenzte Einsatzgebiete gibt es bereits interessante Tetra-Lösungen. Zur Zielgruppe gehören vor allem Unternehmen aus den Branchen Transport, Industrie, Produktion Energieversorgung, Flughäfen und Behörden.

In Deutschland ist derzeit eine Stagnation des professionellen Funkmarktes zu beobachten. Nur 20 Prozent aller Umsätze entfallen auf Neubeschaffung oder Erweiterung der bestehenden Lösungen. Die restlichen 80 Prozent sind Ersatzbeschaffungen. Durch die Versicherung von Motorola können die Händler jetzt aber wieder aktiv auf Neukunden zugehen. Ein wichtiges Verkaufsargument: "Push to talk" bietet bislang nur der professionelle Mobilfunk. Für Einsätze in explosionsgefährdeten Bereichen oder auf Veranstaltungen mit vielen Menschen wie der Loveparade eignen sich Handys nicht, da diese auf ortsfeste Infrastruktur angewiesen sind. Neukunden dürften vor allem in den Bereichen Sicherheitsunternehmen oder Veranstaltungsdienste zu finden sein.

Auch beim Zubehör gab es interessante Neuerungen zu berichten. Beim professionellen Mobilfunk ist das Zubehör stark auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten, zum Beispiel Kehlkopf- oder Schädeldeckenmikrophone, die von Behörden mit Sicherheitsaufgaben eingesetzt werden.

ComputerPartner-Meinung:

Durch die Aussage von Motorola hat der Funkfachhandel wieder ein wenig Handlungsspielraum erhalten, was die Verkaufsargumente gegenüber Neukunden angeht. Dennoch wird der professionelle Mobilfunk mehr und mehr ein Nischenmarkt werden, der es mit sehr eng gesteckten Zielgruppen zu tun hat. (gn)

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