Der niederländische Navigationssysteme-Hersteller TomTom hat das erste Geschäftsquartal 2008 verpatzt und muss folglich seine Jahresprognose senken. Wie das Unternehmen mitteilt, erwarte man für dieses Jahr nur noch einen Umsatz von 1,8 bis zwei Mrd. Euro. Vor anderthalb Monaten gab sich TomTom hingegen noch optimistischer und prognostizierte einen Jahresumsatz von zwei bis 2,2 Mrd. Euro. Die korrigierten Erwartungen liegen damit nur knapp über dem Umsatz des vergangenen Jahres von 1,74 Mrd. Euro. Als Reaktion auf die schlechten Nachrichten rauschte der Aktienkurs im Handel an der Frankfurter Börse um zwölf Prozent in die Tiefe. Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (13:40 Uhr) notiert das Papier mit einem Minus von 10,53 Prozent bei 23,71 Euro.
"Natürlich hat TomTom heute enttäuscht. Dennoch sehe ich aufgrund der für 2008 zurückgenommenen Prognose keinen Grund, an der geplanten Übernahme von TeleAtlas im Mai dieses Jahres aus wirtschaftlicher Sicht zu zweifeln. Hier scheint mir eher die noch ausstehende Kommissionsentscheidung der EU-Wettbewerbshüter auf den Kurs zu drücken", sagt Erste-Bank-Analyst Rene Jürgen Ulamec. TeleAtlas sei für TomTom gegenwärtig vielmehr als "optimale strategische Erweiterung" zu verstehen, von der man sich durch marktbedingte, zwischenzeitliche Probleme nicht aus der Bahn werfen lasse, so der Experte weiter.
Mit dem Aktienabsturz notierten die Niederländer an einer deutschen Börse auf dem tiefsten Stand seit Mitte 2006. Allein in diesem Jahr hatte sich der Kurs halbiert. Dagegen fällt der Kursverlust der zu übernehmenden TeleAtlas, einem Anbieter von digitalen Karten für Geoinformationssysteme und standortbezogene Dienste, noch relativ moderat aus. Die TecDax-Aktie des für rund 2,9 Mrd. Euro von TomTom aufzukaufenden Unternehmens büßte rund drei Prozent ein. Hintergrund für die Senkung der Geschäftsprognose ist laut TomTom das schlecht gelaufene erste Quartal 2008. Ersten Angaben zufolge hat der Konzern etwa zwei Mio. mobile Navigationsgeräte ausgeliefert und damit 260 bis 270 Mio. Euro erlöst. Dies ist weniger als noch vor einem Jahr.
Hauptursache für das Desaster sieht TomTom darin, dass der Markt zwar kräftig gewachsen ist, die Händler ihre Lagerbestände jedoch ausgebaut hätten, anstatt neue Ware zu ordern. Die durchgeführten Preissenkungen sollten dieser Entwicklung entgegenwirken, drückten jedoch massiv auf die operative Marge, die dadurch sogar niedrig einstellig ausfallen werde. Zwar erwartet das Unternehmen eine Besserung in den verbleibenden drei Quartalen, dennoch machen sich Händler und einzelne Marktteilnehmer inzwischen Sorgen, dass die Übernahme von TeleAtlas doch noch scheitern könnte. Die Ängste scheinen jedoch nicht unbegründet zu sein, da TomTom unter Umständen in Finanzierungsschwierigkeiten geraten könnte, berichtet die ARD. Das vorliegende Übernahmeangebot läuft noch bis Ende Mai. Am 21. Mai wollen die EU-Kartellwächter bekannt geben, ob sie den Deal genehmigen.
Bis zum Jahresende strebt der angeschlagene Navigationssysteme-Hersteller an, 14 bis 15 Mio. Geräte auszuliefern und doch noch eine operative Marge von 20 Prozent zu realisieren. In der Übernahmeschlacht um TeleAtlas konnte sich TomTom in zähen Verhandlungen gegen den US-Rivalen Garmin durchsetzen. Endgültige Quartalszahlen will TomTom am 23. April vorlegen. (pte)