Trotz Konsolidierung: Disti Delo bleibt Monitoren wohlgesonnen

20.07.2000
Wie gewonnen, so zerronnen. Mit den CRT-Monitoren von Panasonic hatte sich Disti Delo 1999 ein zweites Standbein zu den Sony-Displays aufbauen wollen. Dies aber ist seit März nur noch Makulatur.

Die Hiobsbotschaft ereilte Delo-Geschäftsführer Detlef Loeffers auf der Cebit. Da nämlich machten Panasonics jetzt amtlich gewordene Pläne zum Rückzug aus dem CRT-Bereich in Europa (siehe ComputerPartner 25/00, Seite 13) hinter vorgehaltener Hand bereits die Runde. "Wie alle anderen sind auch wir von dieser Ankündigung kalt erwischt worden", so der Delo-Geschäftsführer, der nach eigenem Bekunden bis dahin mit dem Verkauf der Monitore im Plan lag. "Wir hatten 1999 einen Umsatz von rund vier Millionen Mark für Panasonic-Bildschirme im Visier. Das haben wir geschafft."

Zeit mit sinnlosem Wehgeschrei vergeudete er indes nicht. "Wir haben sofort nach der Cebit das Monitorgeschäft mit Panasonic eingestellt." Dabei hätten auch deren "interne Struktur- und Management-Probleme" eine Rolle gespielt. "Ansprechpartner waren rar. Die haben erst seit einigen Wochen wieder einen Geschäftsführer und einen Vertriebsleiter und sind damit jetzt erst wieder handlungsfähig", betont Loeffers.

Einen Umstand, den er begrüßt. Denn aus dem Rennen ist Panasonic bei Delo keineswegs. Zum einen vertreibt der Recklinghausener Distributor seit Mitte ver- gangenen Jahres auch Produkte aus dem Unterhaltungselektronikbereich von Panasonic, zum anderen verhandelt man jetzt "intensiv" über den Vertrieb von TFT- Displays. "Da hat Panasonic ein Superprodukt, das ich rein vom Display her unter den Top-Zwei sehe", erklärt Loeffers. "Allerdings muss sich in Sachen Preis-Leis-tungs-Verhältnis noch was tun."

Das TFT-Segment insgesamt ist jedoch für alle Hersteller und Distis nach wie vor ein Nebenkriegsschauplatz. Denn der Preisunterschied zu den CRT-Monitoren ist enorm. "TFT muss man sich leisten können", sagt denn auch Loeffers. "Fakt ist, dass ein 15-Zoll-TFT-Display im Handel etwa 1.500 Mark kostet, während man für einen 17-CRT-Zöller gerade mal 350 Mark hinlegen muss." Immerhin aber verzeichne man steigende Absätze. "Wir liegen im Monat derzeit bei rund 2.000 verkauften Einheiten nach 1.000 im vergleichbaren Vorjahreszeitraum", konstatiert Loeffers. Insgesamt kommt Delo mit dem TFT-Segment momentan auf einen Anteil von 15 Prozent.

Somit liegt auch bei den Recklinghausenern das Hauptaugenmerk weiterhin auf dem CRT-Geschäft. Zugute kommt ihnen dabei, dass sich Partner Nummer eins, nämlich Sony, im Monitorbereich wieder gefangen hat. Nach den monatelangen internen Turbulenzen und Lieferschwierigkeiten herrscht jetzt wieder eitel Freude und Sonnenschein. "Sony ist richtig aufgestellt, intern sind alle Widrigkeiten aus der Welt geschafft, die Kundenbetreuung läuft professionell ab." Und er schiebt nach: "Derzeit liegen wir mit Sony 30 Prozent über Vorjahresniveau. Und der Mai lief so gut wie die letzten drei Jahre nicht mehr." Ein Grund dafür sei sicherlich Panasonics Röhrenausstieg. "Davon profitiert Sony genauso wie Samsung oder Philips."

Keine Angst vor Konsolidierungstrend

Die Konzentrationstendenzen, die seit geraumer Zeit in der Monitorszene herrschen - unter anderem hat auch Hitachi einige Röhren eingestellt, NEC und Mitsubishi paktieren, Nokia reichte Display-Aktivitäten an View-Sonic weiter - beobachtet Loeffers nach eigener Aussage mit einer gehörigen Portion Gelassenheit. "Wir sind in der glücklichen Position, bis auf wenige Ausnahmen alle Hersteller unter Vertrag zu haben", betont der Delo-Vormann. "Wenn die Produzenten Verschiebungen vornehmen, dann haben wir bei den anderen die nötigen Zugewinne. Somit sind Monitore nach wie vor ein luk-ratives Geschäft." Zumindest die Umsatzentwicklung scheint ihm Recht zu geben. Im Geschäftsjahr 1999 wurde die Zielmarke von 178 Millionen Mark laut Loeffers "zu 98 Prozent erreicht". Für das laufende Fiskaljahr sind 222 Millionen ins Visier genommen. Nach weiteren Standbeinen schaut er sich dennoch um. Neben dem Bereich der Unterhaltungselektronik, der, so Loeffers, ein wichtiger Geschäftsbereich geworden sei, ist für ihn der Einstieg in das Segment Internet-Telefone vorstellbar, seit er auf der Cebit ein entsprechendes Gerät von Sharp gesehen hat.

In diesem Jahr wird sich in dieser Richtung bei den Westfalen noch nichts tun. "Ein solcher Schritt setzt die Entscheidung voraus, dies als Kerngeschäft zu betreiben. Und dafür ist einiges an Investitionen erforderlich", sagt der Delo-Chef. (bk)

www.delo.com

www.panasonic.de; www.sony.de

Zur Startseite