UPDATE: Maschinenbau befürchtet 2009 starken Produktionsrückgang

10.02.2009
(NEU: Weitere Aussagen von VDMA-Präsident Wittenstein und Chefvolkswirt Wiechers) Von Hans Bentzien DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Weitere Aussagen von VDMA-Präsident Wittenstein und Chefvolkswirt Wiechers) Von Hans Bentzien DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer rechnen für das laufende Jahr mit einem deutlichen Produktionsrückgang und fordern vor diesem Hintergrund von der Regierung eine konjunkturgerechte Wachstumspolitik. "Für 2009 rechnen wir im Durchschnitt des Maschinenbaus mit einem Rückgang der realen Produktion um 7%", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Hannes Hesse, am Dienstag in Frankfurt.

Hesse zufolge werden sich die einzelnen Branchen im laufenden Jahr voraussichtlich sehr uneinheitlich entwickeln. "Während Unternehmen aus den Bereichen Power Systems und Bergbaumaschinen Umsatzzuwächse erwarten, müssen sich die Hersteller von Textilmaschinen und Werkzeugmaschinen auf zweistellige Minusraten einstellen", sagte Hesse.

Vor diesem Hintergrund rechnet der VDMA damit, dass 2009 etwas mehr als die Hälfte der 2008 neu geschaffenen Stellen im Maschinen- und Anlagenbau wieder verloren gehen wird. Im laufenden Jahr sei mit einem Abbau der "Kernmannschaft" um 25.000 zu rechnen, sagte der VDMA-Hauptgeschäftsführer.

Hesse zufolge beruht die Prognose für 2009 unter anderem auf der Annahme eines "nennenswerten Auftragsüberhangs" aus 2008, der ohne Neuaufträge aber bald aufgezehrt sein könnte. VDMA-Präsident Manfred Wittenstein sagte, Ende 2008 habe der Auftragsbestand im Durchschnitt eine Reichweite von etwa sechs Monaten gehabt.

Hinsichtlich der Neuaufträge sah die Lage zuletzt allerdings düster aus. So unterschritten die Auftragseingänge im Dezember ihr Vorjahresniveau um 40%. Dabei sank das Inlandsgeschäft um 39%, die Auslandsnachfrage ging im Jahresvergleich um 41% zurück. In dem von kurzfristigen Schwankungen weniger beeinflussten Dreimonatsvergleich Oktober bis Dezember 2008 ergab sich ein Auftragsminus von 29%. Das Inland verlor in diesem Zeitraum 28%, das Ausland ging um 30% zurück.

"Das vierte Quartal ist damit das schlechteste Quartalsergebnis seit 1958", sagte Hauptgeschäftsführer Hesse. Er warnte aber davor, die schwache Order-Entwicklung Ende 2008 und wohl auch Anfang 2009 als Maßgabe für eine Jahresprognose heranzuziehen. VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers sagte, ab dem zweiten Halbjahr könnten die Minusraten bei den Auftragseingängen wieder etwas zurückgehen. Wichtigstes Risiko für diese Prognose sei allerdings, dass sich die Lage an den Finanzmärkten nicht normalisiere.

VDMA-Präsident Wittenstein forderte die Regierung zu Maßnahmen auf, die geeignet sind, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Standorts zu stärken. "Wir fordern keine klassische Konjunkturpolitik, sondern eine konjunkturgerechte Wachstumspolitik", sagte er.

So sei es schlicht nicht nachhaltig, mit leichter Hand bei den künftigen Generationen Anleihen für den Konsum von heute zu machen, seien sie als Kinderbonus, als Steuerbefreiung beim Pkw-Kauf oder als Beitragssenkung bei der Krankenversicherung verpackt. Solche Geschenke programmierten die Steuererhöhungen und Strukturprobleme von morgen.

Der VDMA fordert stattdessen eine Verbesserung der Abschreibungsbedingungen. Die Wiedereinführung der degressiven AfA gehe in die richtige Richtung, die Befristung dieser Maßnahme auf zwei Jahre hingegen nicht. Zudem forderte der Verband einen "zeitlich und betraglich" möglichst unbegrenzten Verlustrück- und -vortrag.

Der VDMA verwies darauf, dass die Branche gut gerüstet in die Krise eingetreten sei. So habe die Eigenkapitalquote 2007 bei 34% gelegen, was der höchste Stand seit Beginn der Erfassung 1969 gewesen sei. Die Umsatzrendite vor Steuern habe bei über 6% gelegen. Dieser Wert sei seit mehr als 40 Jahren nicht mehr erreicht worden.

Zugleich zog der VDMA für das vergangene Jahr eine positive Bilanz. 2008 sei die Produktion real um 5,4% auf 194 Mrd EUR gestiegen, sagte Hauptgeschäftsführer Hesse. Die Kapazitätsauslastung habe zur Jahreswende im Schnitt bei 88,9% (Ende 2007: 92,0%) gelegen. Dabei seien die Exporte um nominal um 8% auf 147 Mrd EUR gestiegen.

-Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 297 25 313, Hans.Bentzien@dowjones.com DJG/hab/apo Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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