UPDATE: Poker um freenet wieder offen

20.11.2007
(NEU: Details, Hintergrund, Aktienkurs) Von Stefan Paul Mechnig Dow Jones Newswires

(NEU: Details, Hintergrund, Aktienkurs) Von Stefan Paul Mechnig Dow Jones Newswires

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Der Poker um eine Aufteilung von freenet hat eine neue Wende genommen. Die Verhandlungen mit dem DSL-Konkurrenten United Internet über eine strategische Partnerschaft sind nach nicht einmal einer Woche gescheitert, wie beide Unternehmen in der Nacht zu Dienstag mitteilten. Am vergangenen Donnerstag hatte sich freenet noch zuversichtlich gezeigt, gemeinsam mit dem Mobilfunkanbieter Drillisch als Partner von United Internet zu einer Gesamtlösung zu kommen.

United Internet hat es auf die Internet- und DSL-Aktivitäten von freenet abgesehen, während Drillisch auf das Mobilfunkgeschäft des Hamburger Wettbewerbers aus ist. In dieser Richtung ist die Türe auch noch nicht zugeschlagen: Die vorige Woche aufgenommenen Exklusivverhandlungen zwischen Drillisch und freenet seien vom Ende der Gespräche mit United Internet unberührt, hieß es in den Mitteilungen.

Auch besteht den Angaben zufolge die Partnerschaft des DSL-Anbieters mit dem Mobilfunker weiter. Beide haben ein Joint-Venture gegründet, das gut 6% der freenet-Anteile hält. Hinzu kommen sollten weitere knapp 19%, die Drillisch von dem früheren freenet-Gesellschafter Vatas übernehmen will. Der Finanzierung des Geschäfts soll offenbar eine Kapitalerhöhung bei Drillisch dienen. Das Unternehmen aus dem hessischen Maintal bekräftigte am Dienstag, dass die ungeachtet der jüngsten Entwicklungen bei freenet in Kürze durchgeführt werden soll.

Mit dem Platzen der Gespräche mit United Internet werden nun offenbar zahlreiche Szenarien am Markt hinfällig, die von einer Übernahme zumindest der Holding freenet AG, in der das DSL-Geschäft angesiedelt ist, durch den Konkurrenten aus Montabaur im Westerwald ausgegangen sind. Allerdings hatte der freenet-Vorstandsvorsitzende Eckhard Spoerr vorige Woche zu Dow Jones Newswires gesagt, dass die erwogene Partnerschaft gar nicht auf eine förmliche Übernahme hinauslaufen sollte. Man habe "etwas Besseres als eine Übernahme" machen wollen, so Spoerr.

Für eine Lösung setzt er die Interessenten allerdings unter Zeitdruck: Der freenet-Vorstand will sich die Option eines Verkaufs der kompletten Gesellschaft oder von Teilen nämlich nur noch bis zum Jahresende offen halten. Wenn es bis dahin nicht zu einer Transaktion kommt, verfallen auch die hohen Verlustvorträge von freenet - wegen der Unternehmenssteuerreform könnte sie sich ein Käufer bei einem Abschluss erst im neuen Jahr nicht mehr zunutze machen.

Allerdings gibt es dem Vernehmen nach noch andere Interessenten für den Internet- und Festnetzteil von freenet. Nach Informationen von Dow Jones hat unter anderem die auch hier zu Lande präsente spanische Telefonica ein Auge darauf geworfen. Auch Telecom Italia - in Deutschland mit der DSL-Tochter Hansenet aktiv- soll Interesse haben.

Die Auswirkungen des Scheiterns der Gespräche auf die Ambitionen von Drillisch werden von Unternehmenskennern verhalten eingestuft. Die Situation dürfte sich für das Unternehmen nicht wesentlich geändert haben, sagte ein Experte. Drillisch könne seinen ursprünglichen Plan weiterverfolgen, im Alleingang eine Konsolidierung auf dem Mobilfunkdienstemarkt herbeizuführen. Das Unternehmen war vorigen Herbst bei freenet eingestiegen und hatte nach und nach Anteile gekauft. Zusammen mit dem Vatas-Paket kommt Drillisch auf knapp 29%.

An der Börse sorgten die jüngsten Nachrichten für Enttäuschung. Mit dem Platzen der United-Internet-Spekulationen ging der Aktienkurs von freenet kurz nach Handelsbeginn um fast 10% in den Keller auf rund 15,70 EUR. Die Papiere des Konkurrenten verbilligten sich um fast 7% auf 15,35 EUR. Auch Drillisch war betroffen mit einem Minus von 4% auf rund 6,70 EUR.

Webseiten. http://www.freenet-ag.de http://www.united-internet.de http://www.drillisch.de -Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213, TMT.de@dowjones.com DJG/stm/cbr

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