UPDATE: Premiere führt neues Verschlüsselungssystem ein

15.04.2008
(NEU: Details, Hintergrund) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

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MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Premiere AG wird im zweiten Quartal 2008 ein neues Verschlüsselungssystem einführen. Neben einer neuen Version des bisherigen Verschlüsselungssystems "Nagravision" komme als Verschlüsselungstechnologie "NDS Videoguard" für die Ausstrahlung der Premiere-Abo-Programme über Satellit zum Einsatz, teilte der Münchener Bezahlsender am Dienstag mit.

Damit soll verhindert werden, dass kriminelle Hacker die Verschlüsselung des Bezahlprogramms knacken können. Alle neuen Receiver würden zudem mit NDS Videoguard ausgestattet, hieß es weiter. NDS Videoguard ist das Verschlüsselungssystem der NDS Group, einer Tochtergesellschaft der News Corp. News Corp ist Eigentümer von Dow Jones, dem Herausgeber dieser Nachrichtenagentur.

Premiere nutzt momentan das Verschlüsselungssystem Nagravision der schweizerischen Kudelski SA. "Die Doppelstrategie bietet Premiere die Möglichkeit, auch langfristig ein sicheres Verschlüsselungssystem anzubieten", sagte ein Premiere-Sprecher am Dienstag auf Nachfrage. Bis zum Ende des dritten Quartals 2008 soll die bestehende Sicherheitslücke geschlossen werden.

Premiere hatte nach eigenen Angaben ab dem Weihnachtsgeschäft 2007 einen höheren Absatz von gehackten Receivern im Markt verzeichnet und entsprechend auch Einbußen im eigenen Geschäft hinnehmen müssen. Anfang Februar hatte das MDAX-Unternehmen dann mitgeteilt, dass es infolge der Verschlüsselungspiraterie im Jahresschlussquartal 2007 mit negativen Auswirkungen auf die Geschäftsprognose für 2008 rechnet.

Ein Gutachten habe ergeben, dass es kriminellen Hackern gelungen sei, mit modifizierten Digital-Receivern Pay-TV-Programme illegal zu empfangen, so der in Unterföhring ansässige Sender damals. Die im Ausland hergestellten Receiver würden mittlerweile im größeren Umfang in Deutschland verkauft.

Aus der nun gestarteten Umrüstung auf eine neue Verschlüsselung entstehen dem MDAX-Unternehmen nach Angaben eines Unternehmenssprechers "keine wesentlichen Kosten", da die Kosten für die neue Verschlüsselung im Wesentlichen von den Verschlüsselungsanbietern getragen werden.

In der ersten Phase werde NDS Videoguard noch ab dem zweiten Quartal in Premiere-Satelliten-Haushalten eingeführt. Kunden der großen Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland, Kabel BW und Unitymedia seien von der aktuellen Änderung des Verschlüsselungssystems nicht betroffen. Auch für Abonnenten, die Premiere Fußball Bundesliga über arenaSat empfangen, ändert sich nichts.

Der Wechsel des Verschlüsselungssystems soll in zwei Phasen erfolgen. Ein Receivertausch ist laut Premiere nicht notwendig, alle Receiver, die "geeignet für Premiere" seien, funktionierten auch weiterhin. Premiere spielt dazu eine neue Verschlüsselungssoftware auf die Receiver, die auf dieses System umgestellt werden.

Nach dem Update erhalte der Abonnent eine Meldung seines Receivers mit der Telefonnummer, unter der er sich bei Premiere melden und seine neue Smartcard bestellen muss. Gleichzeitig werden diese Kunden bis zum Eintreffen der neuen Smartcard für ihre Premiere-Programme freigeschaltet.

Um die bestehende Sicherheitslücke im derzeitigen Nagravision-System zu schließen, muss bei allen anderen Satellitenkunden die Smartcard gewechselt werden. Premiere-Abonnenten erhalten dazu vollautomatisch eine neue Smartcard per Post, die sie einfach gegen die alte Karte in ihrem Receiver tauschen. Neben den Satellitenkunden werden dabei auch alle Abonnenten kleinerer privater Kabelnetzbetreiber auf das neue Nagravision-System umgestellt.

Der Vertrag mit der NDS Group hat den weiteren Angaben zufolge eine Laufzeit von zehn Jahren. Parallel komme eine neue, verbesserte Nagravision-Verschlüsselung zum Einsatz. Der Vertrag mit dem schweizerischen Softwarehaus über Nagravision läuft bis 2012 und kann verlängert werden.

Webseite: http://www.premiere.de - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/dct/abe/brb

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