UPDATE: Siemens-CEO Löscher rückt Ertragskraft in den Fokus

29.11.2007
(NEU: Aussagen CEO, Analysten- und Händlereinschätzung, Aktienkursreaktion, Details und Hintergründe) Von Alexander Becker und Archibald Preuschat Dow Jones Newswires

(NEU: Aussagen CEO, Analysten- und Händlereinschätzung, Aktienkursreaktion, Details und Hintergründe) Von Alexander Becker und Archibald Preuschat Dow Jones Newswires

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Peter Löscher, hat für das laufende Geschäftsjahr 2007/08 steigende Gewinne angekündigt und eine stärkere Orientierung an der Ertragskennziffern in Aussicht gestellt. Wie Löscher am Donnerstag in München sagte, will das Unternehmen das Ergebnis je Aktie im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr "deutlich" nach vorne bringen. Löscher bekräftigte dabei, die Margenvorgaben künftig stärker an den Wettbewerbern ausrichten zu wollen.

Am Markt wurden die Aussagen Löschers positiv aufgenommen. Es habe jedoch keine herausragenden Überraschungen gegeben, hieß es, nachdem die Strukturen des Konzernumbaus bereits am Mittwoch bekannt gegeben wurden. Der DAX-Wert notierte in einem etwas festeren Gesamtmarkt um 11.50 Uhr bei 101,65 EUR um 1,2% im Plus. Damit gehört Siemens zu den drei größten Gewinnern im DAX.

Siemens gibt mit der Prognose für das Ergebnis je Aktie erstmals nach mehreren Jahren wieder eine etwas konkretere Prognose für die Entwicklung des Gewinns je Aktie ab. Analysten und Investoren drängen seit längerem auf detailliertere Ergebnisprognosen vom Siemens-Management.

In dem am 30. September abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Siemens aus dem fortgeführten Geschäft einen verwässerten Gewinn je Aktie von 3,99 EUR ausgewiesen. Inklusive der nicht fortgeführten Aktivitäten lag das Ergebnis je Aktie bei verwässert 4,10 EUR.

Für das laufende Geschäftsjahr 2007/08 hatte Siemens bislang lediglich ein im Vergleich zum Umsatz und Auftragseingang mindestens doppelt so hohes Gewinnwachstum angekündigt. Dabei soll das Geschäftsvolumen prozentual doppelt so stark wachsen wie das weltweite Bruttoinlandsprodukt. Das Geschäftsvolumen definiert Siemens als Auftragseingang zuzüglich Umsatz geteilt durch zwei.

Löscher will den Blickpunkt in der neuen Struktur zudem verstärkt auf die Ertragskraft legen. Das Ergebnis je Aktie sei dabei eine Zielgröße, der sich Siemens künftig stellen und die Teil der Zielvereinbarungen werde.

"Wir wollen auch in der Ertragskraft weltweit führend werden", sagte Löscher. In der derzeitigen Struktur sei Siemens das nicht. Entsprechend werde sich Siemens auch auf operativer Ebene ambitioniertere Margenziele setzen. Dabei will Siemens die Vorgaben an die "besten Weltspieler" angleichen.

Siemens hatte bei der Vorlage der Jahreszahlen Anfang November angekündigt, auf der Hauptversammlung im Januar für die Sektoren Industry und Energy neue und gestraffte Margenziele auszugeben. Für den Bereich Healthcare hatte Siemens das Zielband auf 14% bis 17% von zuvor 13% bis 15% angehoben.

Generell werde Siemens dabei vor allem auf organisches Wachstum setzen. So habe Siemens in den vergangenen Jahren rund die Hälfte seines Portfolios neu aufgerichtet. Nun sei "die strategische Ausrichtung organisches Wachstum", sagte Löscher. Es werde aber ergänzende Akquisitionen geben.

Darüber hinaus werde sich das Management auch weiterhin mit dem Portfolio des Konzerns beschäftigen, innerhalb der Sektoren und konzernübergreifend. Nähere Angaben dazu machte Löscher nicht.

Am Vortag hatte der Aufsichtsrat die von Löscher und weiteren Vorständen erarbeiteten neue Konzernstruktur beschlossen. Demnach wird das operative Geschäft in die drei Sektoren Industry, Energy und Healthcare gegliedert. Die Sektoren ihrerseits werden in insgesamt 15 Divisionen aufgeteilt. In ihrer neuen Konzernstruktur wird Siemens künftig in 14 von 15 Divisionen "nach außen berichten". Ausgeklammert sei dabei die Service-Division im Energy-Sektor.

Die neue Struktur soll ab Januar 2008 implementiert werden. Dazu gehört auch die weitere Aufgliederung der Divisions in Business Units. Siemens will in der externen Finanzberichterstattung erstmals ab dem dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2007/08 in der neuen Struktur berichten.

Dabei sollen Finanzinformationen sowohl für die Sektoren als auch in der Ebene darunter ausgewiesen werden. Dabei wird Siemens wie schon bei den bisherigen Geschäftsbereichen für die Divisionen Umsatz und EBIT-Marge ausweisen, kündigte Löscher nun an. Dabei wird es für die 14 Divisionen auch eigene Margenzielbänder geben.

Analysten äußerten sich positiv über die am Vortag beschlossene neue Konzernstruktur. Die Analysten der UBS wiederholten nach der Zustimmung des Siemens-Aufsichtsrates zu den Restrukturierungsplänen ihre Kaufempfehlung für die Aktie. Zwar sei die Zustimmung keine Überraschung gewesen, doch für die erfolgreiche Umsetzung der neuen Konzernstruktur zwingend nötig.

Damit habe Siemens einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gemacht, so UBS. Die personelle Besetzung der verschiedenen Spartenvorstände sei ebenfalls positiv zu bewerten und dürfte vom Markt honoriert werden, wie die Analysten glauben. Speziell die Ernennung von Heinrich Hiesinger zum Chef des Industrie-Sektor sei ein cleverer Schachzug. UBS sieht Siemens als "Buy" mit einem Kursziel von 122 EUR.

Auch die UniCredit-Analysten begrüßten das Ergebnis der Siemens-Aufsichtsratssitzung. Es zeige, dass Löscher mit seinen Restrukturierungsabsichten im Plan liege. UniCredit empfiehlt die Siemens-Aktie als "Buy" mit einem Kursziel von 121 EUR.

Webseite: http://www.siemens.com - Von Alexander Becker und Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30; industry.de@dowjones.com DJG/abe/brb

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