UPDATE: Telekom und France Telecom wollen Mobilfunk-JV in UK gründen

08.09.2009
(NEU: Weitere Details, CEO der Deutschen Telekom, CFO von France Telecom)

(NEU: Weitere Details, CEO der Deutschen Telekom, CFO von France Telecom)

Von Matthias Karpstein

DOW JONES NEWSWIRES

BONN (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom AG und die France Telecom SA wollen ihre britischen Mobilfunkaktivitäten in einem Gemeinschaftsunternehmen bündeln. Beide Telekomunternehmen teilten am Dienstag mit, dass sie exklusive Verhandlungen zur Zusammenlegung von T-Mobile UK und Orange UK in einem Joint Venture aufgenommen haben. Beide Unternehmen sollen daran je 50% halten, wie es in der Mitteilung hieß.

Durch das Gemeinschaftsunternehmen würde der führende Mobilfunkbetreiber in Großbritannien entstehen. Auf Basis der Daten per Ende Dezember 2008 hätte das Gemeinschaftsunternehmen 28,4 Millionen Kunden und somit 37% der britischen Mobilfunknutzer, wie es von der Deutschen Telekom hieß. Dabei sind Kunden von Virgin Mobile nicht einberechnet.

Den Vertragsabschluss erwarten beide Unternehmen für Ende Oktober. Bis dahin haben sie eine Due Dilligence vereinbart und werden die endgültigen Vertragsunterlagen ausarbeiten, wie es in der Mitteilung heißt. An der Spitze des Gemeinschaftsunternehmens sollen als CEO Tom Alexander, derzeit CEO von Orange UK, und als COO Richard Moat, derzeit CEO von T-Mobile UK, stehen.

Der Aufsichtsrat solle zu gleichen Teilen mit Vertretern von Deutscher Telekom und von France Telecom besetzt werden. Die Prognose der Deutschen Telekom für das laufende Jahr bleibe unverändert, heißt es in einer Präsentation zum Gemeinschaftsunternehmen.

"Wir haben mit diesem Gemeinschaftsunternehmen die beste unternehmerische Entscheidung für die Deutsche Telekom und ihre Aktionäre getroffen", kommentierte Timotheus Höttges, Finanzvorstand der Deutschen Telekom, die Pläne.

"Durch die Zusammenlegung unserer Aktivitäten in Großbritannien werden wir die lange erwartete Konsolidierung auf einem von Europas wettbewerbsintensivsten Märkten vorwegnehmen und dadurch einen stark positionierten Player schaffen", sagte Gervais Pellissier, Finanzvorstand von France Telecom.

Der britische Mobilfunkmarkt gilt als besonders hart. Insgesamt kämpfen hier vier große Mobilfunkanbieter und Hutchison Whampoas "3" um das Geld der Mobilfunkkunden. Dies erhöht sowohl den Wettbewerb der Anbieter untereinander als auch den Druck auf die Preise, die ohnehin aufgrund regulatorischer Bestimmungen unter Druck stehen.

Pellissier sieht sein Unternehmen mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmen in einer deutlich komfortableren Lage: "Unsere Anteilseigner werden von einer höheren Profitabilität und einem sofortigen positiven Cashflow-Beitrag profitieren, ohne das dies Auswirkungen auf die Verschuldung der Muttergesellschaften hat", sagte der Finanzvorstand von France Telecom.

Die Transaktion solle sich ab 2010 positiv auf den freien Cashflow je Aktie und ab 2011 auf den Gewinn je Aktie der Deutschen Telekom auswirken. Beide Partner, Deutsche Telekom und France Telecom, würden ihre jeweiligen Anteile am Gemeinschaftsunternehmen nach dem Abschluss at equity bilanzieren. Es sei geplant, dass das Gemeinschaftsunternehmen 90% des generierten freien Cashflows an die beiden Anteilseigner ausschüttet.

Da auch die Aktivitäten der Orange Broadband in das Gemeinschaftsunternehmen integriert werden sollen, könnte das Joint Venture seinen Kunden künftig auch Konvergenzlösungen anbieten. Das Gemeinschaftsunternehmen hätte 2008 pro forma einen Umsatz von 9,4 Mrd EUR (7,5 Mrd GBP) und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 2,1 Mrd EUR (1,7 Mrd GBP) erwirtschaftet.

Aus der Zusammenlegung und Integration von T-Mobile UK und Orange UK sowie Orange Broadband UK würden Synergien mit einem Kapitalwert (Net Present Value) von mehr als 4,0 Mrd EUR (3,5 Mrd GBP) erwartet. Die Synergien beim Betriebsaufwand (Opex) sollen ab 2014 einen jährlichen Beitrag von geschätzt mehr als 445 Mio GBP erreichen.

Synergien seien vor allem bei Netzwerk und IT, in Vertrieb und Marketing und bei sonstigen Kosteneinsparungen möglich, heißt es in der Mitteilung. Dabei sind wohl auch Stellenstreichungen nicht ausgeschlossen, denn die Deutsche Telekom nennt "Potenzial zur Reduzierung von allgemeinen und Verwaltungskosten, Eliminierung von Doppelungen bei Funktionen, Optimierung der Mitarbeiterzahl im Kundenservice" als wichtige Synergie-Bereiche.

Um die Synergien zu realisieren, würden Integrationskosten von 600 Mio bis 800 Mio GBP über den Zeitraum von 2010 bis 2014 erwartet. Der Großteil dieser Kosten soll im Zusammenhang mit dem Abbau von Mobilfunkanlagen, der Rationalisierung des Shop-Netzes und der Optimierung der operativen Prozesse entstehen.

Auf Seite der Investitionsaufwendungen (Capex) solle der Großteil der Einsparungen in den ersten fünf Jahren nach Abschluss der Transaktion erzielt werden, vor allem durch Integration und Vereinheitlichung der Netzwerke und den gemeinsamen Ausbau des 3G-Netzes. Das Potenzial für Einsparungen bei den Investitionsaufwendungen, abzüglich der Investitionen in die Integration, werde auf 620 Mio GBP kumulativ für 2010 bis 2014 veranschlagt. Ab dem Jahr 2015 solle es sich bei 100 Mio GBP pro Jahr stabilisieren, erwartet die Deutsche Telekom.

Die Deutsche Telekom erhofft sich hieraus eine "signifikant verbesserte operative Performance" und letztlich eine "höhere EBITDA-Marge als die derzeitigen Marktführer" sowie die "beste Capex-Effizienz auf dem Markt", wie es in der Mitteilung heißt.

Die Marken T-Mobile UK und Orange UK sollen gemeinsam für 18 Monate nach Abschluss der Transaktion bestehen bleiben. In dieser Zeit soll das Management Alternativen für die Marke des Joint Ventures prüfen und eine Empfehlung für eine neue Markenstrategie entwickeln, die den Anteilseignern zur Zustimmung vorgelegt wird.

In das Joint Venture will die Deutsche Telekom die gesamten Aktivitäten von T-Mobile UK frei von Barmitteln und Schulden einbringen, einschließlich der 50-prozentigen Beteiligung von T-Mobile UK am 3G-Netz-Gemeinschaftsunternehmen mit Hutchinson und einschließlich steuerlicher Verlustvorträge von brutto mindestens 1,5 Mrd GBP.

France Telecom will sämtliche Aktivitäten von Orange UK sowie 1,25 Mrd GBP Nettoverschuldung einbringen, um den Bewertungsunterschied der Beiträge zum Joint Venture auszugleichen. Es ist geplant, dass die Deutsche Telekom unmittelbar nach dem Closing dem Gemeinschaftsunternehmen ein Darlehen von 625 Mio GBP gewährt, womit gleichzeitig 625 Mio GBP an France Telecom zurückerstattet würden.

Im Ergebnis hätte das Gemeinschaftsunternehmen Verbindlichkeiten von 1,25 Mrd GBP, bestehend aus zwei Darlehen der Anteilseigner von jeweils 625 Mio GBP von Deutscher Telekom und France Telekom.

Webseiten: www.telekom.com www.francetelecom.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 69 29725-102, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/brb

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