In Großbritannien wurden kürzlich die ersten offiziellen Verkehrsschilder aufgestellt, die davor warnen, dem GPS-Navigationssystem blind zu vertrauen. Die Hinweistafeln befinden sich in einem Dorf in Wales. Hintergrund der neuen Tafeln ist, dass viele Lkw-Fahrer von dem eigenen Navigationssystem auf Routen geleitet wurden, die für die großen Fahrzeuge nicht zu bewältigen sind. "In den vergangenen sechs Monaten blieben auf der betroffenen Strecke mehr als ein Dutzend Lkw hängen", berichtet der Verkehrsplaner Mark Simpson, der die Idee zu den Schildern hatte.
Vor demselben Problem stand auch Engelbert Auer, Straßenmeister im niederösterreichischen Waidhofen. Vor allem der zunehmende internationale Lastkraftwagenverkehr bereitete in Kombination mit GPS-Navigation und engen Straßen oft Probleme. "Gerade in den Wintermonaten blieben Lkw häufig hängen und blockierten die Straße. Immer häufiger mussten wir zu Hilfe kommen, da sich der Lkw-Fahrer auf sein GPS-System verlassen hat", erklärt Auer. Seit einer Woche stehen nun in dem betroffenen Gebiet orange Hinweisschilder. Darauf wird in Form eines Piktogramms auf die enorme Steigung hingewiesen. Zudem enthält die Tafel den Hinweis "No Trucks" und "GPS" ist durchgestrichen.
Die Wirkung der Tafeln könne natürlich nach einer Woche noch nicht beurteilt werden. Das Konzept wurde von Verkehrstechnikern als erfolgsversprechend eingestuft, berichtet Auer. Ein österreichweiter Einsatz wäre durchaus denkbar. "Wir werden das Schild bei länderübergreifenden Treffen präsentieren", wird Helmut Lang von der niederösterreichischen Straßenverwaltung in der Regionalzeitung NÖN zitiert.
In Großbritannien stellen die Behörden bei Erfolg der Schilder ebenfalls einen nationalen Rollout in Aussicht. "GPS-Navigation ist eine tolle Sache", sagt Simpson. "Allerdings hat sie auch ihre Tücken." So kann ein Softwarefehler des Systems einen Autofahrer durchaus in Einbahnstraßen entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung oder über einen unpassierbaren Bergpass schicken. Laut der Nachrichtenagentur Reuters fuhr ein Londoner Rettungswagenfahrer mit defektem Navigationssystem hunderte Meilen in die falsche Richtung. Im Wagen hatte er einen Patienten, der in ein acht Meilen entferntes Krankenhaus gebracht werden sollte.
"Das Navigationssystem befreit den Fahrer nicht von seiner Eigenverantwortung im Verkehr. Es ist natürlich weiterhin die Pflicht des Lenkers, sich über die aktuelle Situation auf den Straßen und die gewählten Routen zu informieren", meint Sarah Schweiger, PR Executive Central & Eastern Europe bei TomTom . Die TomTom-Geräte können allerdings mit Zusatzsoftware von Drittanbietern aufgerüstet und somit Lkw-fit gemacht werden. Damit bezieht das System auch jene Informationen in die Navigation mit ein, die für Lkw-Fahrer wichtig sind - beispielsweise enge Straßen oder die Höhe von Brücken und Tunnels. (pte)