VoIP-Markt: Mitel übernimmt Inter-Tel

30.04.2007
Um im VoIP-Geschäft (Voice over IP) mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen an Tragweite zu gewinnen, kauft der kanadische Anbieter von IP-Telefonanlagen, Mitel Networks, den US-Konkurrenten Inter-Tel.

Um im VoIP-Geschäft (Voice over IP) mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen an Tragweite zu gewinnen, kauft der kanadische Anbieter von IP-Telefonanlagen, Mitel Networks, den US-Konkurrenten Inter-Tel.Wie die beiden Unternehmen bekannt gaben, haben Mitel und Inter-Tel am vergangenen Freitag einen endgültigen Fusionsvertrag unterzeichnet. Demzufolge erklärte sich Mitel bereit, Inter-Tel für 25,60 Dollar je Aktie oder insgesamt rund 723 Millionen Dollar zu übernehmen. Die Zustimmung der Regulierungsbehörden vorausgesetzt, soll das Merger im dritten Quartal 2007 abgeschlossen sein.

Offiziell als Fusion zwischen Gleichen bezeichnet, ist der in Tempe, Arizona, ansässige Hersteller Inter-Tel - gemessen an Umsätzen - leicht größer als Mitel. Zusammen erreichen die beiden Player nach eigenen Angaben mehr als 800 Millionen Dollar Jahresumsatz.

Was freilich noch schwerer wiegt, ist der Umstand, dass das entstehende Gemeinschaftsunternehmen nach einer kürzlich vorgelegten Info-Tech-Studie mit mehr als 20 Prozent Marktanteil die Führung im US-amerikanischen VoIP-Mittelstandsgeschäft (weniger als 500 Mitarbeiter) übernehmen wird. Der bisherige Spitzenreiter Cisco liegt satte sechs Prozentpunkte zurück, andere Konkurrenten wie Nortel, Toshiba, Avaya und NEC siedeln noch weiter hinten.

In Großbritannien ist Mitel nach eigenen Angaben bereits jetzt Marktführer für reine IP-Telefonie im Bereich Firmen mit weniger als 100 Mitarbeitern. Im Geschäft mit Unternehmen, die weniger als 500 Angestellte aufweisen, liegen die Kanadier derzeit noch an zweiter Stelle hinter Cisco - was sich nach der Übernahmen ändern soll. Damit nicht genug, wollen die Fusionspartner auch in anderen Regionen wachsen und in das Geschäft mit Großunternehmen einsteigen.

Das Portfolio von Mitel reicht von IP-basierenden Telefonanlagen (IP-PBX) bis hin zu VoIP-Telefonen. Foto: Mitel
Das Portfolio von Mitel reicht von IP-basierenden Telefonanlagen (IP-PBX) bis hin zu VoIP-Telefonen. Foto: Mitel

Angaben dazu, ob nach der Fusion Stellenstreichungen erfolgen, machten Mitel und Inter-Tel nicht. Wenngleich die Kanadier von dem weiten Vertriebsnetz des Fusionspartners in den USA profitieren, gibt es auf der Produktseite einige Überlappungen. Mitel kündigte jedoch an, es werde künftig im Rahmen einer Zweimarkenstrategie die komplette Geräteauswahl anbieten, von IP-fähigen Telefonanlagen bis hin zu reinen IP-PBX mit voller Integration in Microsoft's Office Communications Server, von Standard- zu angepassten Anwendungen sowie von Lösungen für einen oder mehrere Standorte. Dank der Inter-Tel-Übernahme sind die Kanadier künftig auch in der Lage, Produkte in einem Managed-Services- oder Leasing-Modell zu offerieren.

Der 1900 Mitarbeiter starke Anbieter Inter-Tel verkauft seit 1969 TK-Equipment, in den späten 90er Jahren erfolgte mit einem IP-Gatway der Einstieg in den Bereich IP-Telefonie. Anfang des neuen Jahrtausends brachte die Company dann eine Hybrid-Version ihrer Telefonanlage "Axxes" - mit einem IP-Plugin - heraus. Später stellte Inter-Tel dann die für Mittelstandskunden gedachte IP-PBX "CS5000" vor, die mit einem proprietären Protokoll arbeitet. Ende vergangenen Jahres folgte dann der Softswitch NC7000 mit voller SIP-Unterstützung (Session Initiation Protocol). (Computerwoche/haf)

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