Warum IBM ISS kauft

28.08.2006
Der amerikanische Sicherheitsspezialist Internet Security Systems (ISS) ist IBM rund 1,3 Milliarden Dollar in Aktien wert. Der Marktführer bei Datenzentren zum Schutz des Internet soll die "Managed Services"-Bemühungen von Big Blue vorantreiben.

Von Marzena Fiok und

Wolfgang Leierseder

Der seit Wochen von Verkaufsgerüchten begleitete amerikanische Sicherheitsspezialist Internet Security Systems (ISS) ist IBM rund 1,3 Milliarden Dollar in Aktien wert. Wie IBM mitteilt, soll die Übernahme die Anstrengungen, Kunden ein umfassendes "Managed Services"-Portfolio anbieten zu können, stärken. Der Kauf der börsennotierten, in Atlanta beheimateten ISS werde, vorbehaltlich der Zustimmung seiner Aktionäre, im vierten Quartal 2006 abgeschlossen sein.

ISS, das Computerschutzsysteme (Software, Appliances und Dienstleistungen) für Unternehmen und Behörden anbietet und als Experte für das Aufspüren von Schwachstellen und Einbrüchen einen guten Ruf genießt, werde in die "Global Services"-Organisation eingegliedert. Dort soll das Unternehmen als Teil der Sicherheitsabteilung agieren; die Produkte sollen über diese Organisation, die über 3.500 Sicherheitsberater zählt und über IBM-Partner verkauft werden, ferner mit den hauseigenen Tivoli-Angebot, etwa Service Management sowie Third-Party-Produkten integriert werden.

"Die Unternehmen erkennen", erläuterte Val Rahmani, General Manager Infrastructure Management Services bei Global Services, "dass Sicherheit infolge der sich schnell verändernden Bedrohungen und der regulatorischen Auflagen zu einer unternehmenskritischen Priorität geworden ist. ISS ist eine wertvolle strategische Bereicherung von IBMs Portfolio von Technologien und Dienstleistungen."

ISS-Chef Tom Noonan sagte, die Kunden würden zunehmend erkennen, dass "Sicherheit zu einem netzwerkintegrierten Geschäftsprozess" werde. Die Zeit sei vorbei, Sicherheitsbelange lediglich als "reaktive Antwort auf einzelne Bedrohungen" zu behandeln. IBM erklärte ferner, es werde die Forschungsabteilung "X-Force" von ISS, die laufend versucht, neue Bedrohungen für Unternehmensnetze aufzuspüren, integrieren. Diese Abteilung hat ein weltweites Netz von Security Operations Centers (SOC) - unter anderem an den Standorten Atlanta, Brisbane, Brüssel, Detroit und Tokio - geschaffen. IBM will diese SOCs seinen eigenen hinzufügen. Zusätzlich zur Software bietet ISS Sicherheits- Appliances namens "Proventia" an, ferner Monitoring und Management von Sicherheitslücken.

Das Unternehmen hat Angaben von IBM zufolge mehr als 11.000 Kunden, darunter 17 der weltweit größten Banken, 15 der größten Regierungen, 11 der größten Versicherungen und 13 der weltweit führenden IT-Unternehmen. 1.285 Mitarbeiter in 20 Ländern und 35 Niederlassungen, unter anderem in Kassel, arbeiten für ISS. Das Unternehmen ist bei Umsätzen von rund 300 Millionen Dollar profitabel.

Mit ISS hat IBM binnen einem Monat das dritte börsennotierte Unternehmen gekauft. Der Spezialist für Enterprise Content Management, Filenet, war IBM 1,6 Milliarden Dollar wert, der amerikanische Asset-Management-Spezialist MRO Software 740 Millionen Dollar.

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