Windows Vista auf Notebooks

Malte Jeschke war bis März 2016 Leitender Redakteur bei TecChannel. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit professionellen Drucklösungen und deren Einbindung in Netzwerke. Daneben gehört seit Anbeginn sein Interesse mobilen Rechnern und Windows-Betriebssystemen. Dank kaufmännischer Herkunft sind ihm Unternehmensanwendungen nicht fremd. Vor dem Start seiner journalistischen Laufbahn realisierte er unter anderem für Großunternehmen IT-Projekte.
Microsoft hat sein kommendes Betriebssystem für den Einsatz auf mobilen Rechnern optimiert. Verfeinerte Energiesparoptionen, neue Hilfsprogramme und eine verbesserte Benutzerführung sollen mobilen Anwendern das Leben erleichtern.

Von Malte Jeschke, tecChannel.de

Bei der Einführung von Windows XP kassierte Microsoft unter anderem Lob dafür, dass im Vergleich zu den vorherigen Windows-Versionen die Anpassung an den mobilen Einsatz optimiert sei. Nun, das ist lange her - inzwischen kommt kein Notebook, das etwas auf sich hält, ohne zusätzliche Tools aus.

Weder Benutzerführung noch Funktionalität von Windows würden sonst den aktuellen Fähigkeiten der Notebooks gerecht werden. Das betrifft die Energiesparoptionen ebenso wie die Verwaltung von Netzwerkverbindungen und die Synchronisation von Daten.

Dass bei Neuanschaffungen - je nach Betrachtungsweise und Segment - die mobilen Systeme ihren stationären Kollegen inzwischen den Rang abgelaufen haben, dürfte ein weiteres Argument für die feste Verankerung von Mobilität im Betriebssystem sein.

Integrierte Mobilität

Über die Güte der Hersteller-Tools und deren Einbindung lässt sich trefflich streiten. Nicht alle garantieren problemlosen Betrieb, und ein voll gepackter Autostart-Ordner ist auch nicht jedermanns Sache. Da erscheint es nur wünschenswert, dass einige der Funktionen direkt im Betriebssystem verankert sind. So übernimmt Windows Vista Aufgaben, die bisher zwangsweise an externe Tools delegiert werden mussten. Bei der folgenden Betrachtung beziehen wir uns auf Windows Vista RC1, Build 5600. Dieser erwies sich bei der Installation auf aktuellen Notebook-Plattformen auf Basis von Intels Core Duo und Core 2 Duo als außerordentlich stressfrei.

Als Probanden für einen Funktionstest verwendeten wir ein klassisches Business-Notebook von Toshiba (Tecra A8) sowie ein als Desktop-Ersatz konzipiertes Consumer-Gerät von Asus (A7J). Die Treiberunterstützung für alle gängigen Komponenten ist vollständig oder wurde es zumindest durch ein Online-Update. Lediglich bei dem Consumer-Gerät musste Vista bei Komponenten wie integriertem DVB-T-Tuner passen, dies darf aber wohl als verzeihlich angesehen werden.

Zentrum der Mobilität

Zentrale Anlaufstelle für den mobilen Anwender soll in Zukunft das sogenannte Mobilitätscenter ("Mobility Center") sein. Aus dieser neu geschaffenen Oberfläche verlinkt Microsoft dann zu den entsprechenden Einstellungen, die an sich auch anders zu erreichen wären. Genau dies war aber bisher eine der Unbequemlichkeiten beim mobilen Einsatz von Windows XP. Wer sein Notebook häufiger an unterschiedliche Einsatzbedingungen anpassen will, muss sich dazu durch mehrere Punkte der Systemsteuerung hangeln. Der Ansatz des Mobilitätscenters ist daher auch nicht gänzlich neu, viele der übergestülpten Hersteller-Tools machen bisher nichts anderes, als eine Einstiegshilfe zu den entsprechenden Parametern zu geben.

So treten die wichtigsten Einstellungen wie Helligkeit, Energieoptionen, Mehr-Monitorbetrieb und drahtlose Netzwerkverbindungen zusammengefasst im Mobilitätscenter an.

Die Ausprägung des Fortschritts ist unterschiedlich. So landet man in Sachen Mehr-Monitorbetrieb letztlich bei den bekannten, wenig kommoden Anzeigeeinstellungen. Ein zwischengeschalteter Dialog versucht zwar, die "Klonen"- und "Desktop erweitern"-Problematik zu erläutern, aber das hat man bei Grafiktreibern und Hersteller-Tools schon weitaus komfortabler gesehen.

Ein echter Gewinn ist hingegen das Netzwerk- und Freigabecenter. Weitaus komfortabler als bisher lassen sich jetzt diverse Netzwerkverbindungen verwalten. Wer häufig unterschiedlichste WLAN-Zugänge nutzt, ist damit nicht mehr auf Zusatz-Tools angewiesen, um einigermaßen bequem die richtige Verbindung zu wählen.

Sparen nach Plan

Energiesparplan heißt das, was bisher unter einem Energieschema bekannt ist. Ab Werk bringt Windows Vista drei Pläne mit, die auf folgende Bezeichnungen hören: Ausbalanciert, Energiesparmodus und Höchstleistung. Bei Windows XP existieren bekanntermaßen sechs werkseitige Energieschemata. Dem jeweiligen Energiemodus ist jetzt eine Helligkeitseinstellung zugeordnet, die sich vom Anwender leicht anpassen lässt. Während unter Windows XP und dem Energieschema Minimaler Energieverbrauch die Taktfrequenz der CPU dynamisch angepasst wird, heißt Energiesparmodus unter Windows Vista in jedem Fall gedrosselte Taktfrequenz.

Neue Energiesparpläne lassen sich vom Anwender hinzufügen, die Möglichkeiten, sich einen eigenen Energiesparplan zurechtzuzimmern, sind weitreichend. Abseits der gängigen Parameter lässt sich hier festlegen, wie sich beispielsweise die WLAN-Hardware oder die Suche und Indizierung von Windows im Akkubetrieb verhalten sollen.

Die ebenfalls renovierte Batterieanzeige in der Systemleiste heißt jetzt Akkumessanzeige und bietet die Auswahl zwischen drei Energiesparplänen zur direkten Umschaltung.

Welche der vorhandenen Energiesparpläne in diesem Dialog erscheinen, kann der Anwender ebenfalls im Mobilitätscenter festlegen.

Vista schläft nur

Bei einer Standardinstallation von Windows Vista RC1 auf Notebooks sorgt das Betätigen des Netzschalters für einen Sprung in den Energiesparmodus. Dies geschieht unabhängig davon, ob man den physikalischen Ausschalter oder den stilisierten im Startmenü verwendet. In den Werkseinstellungen versetzt sich das System damit in den Energiesparmodus. Soll das System auf derlei Aktion herunterfahren, ist dies explizit zu aktivieren.

Im Test funktionierten alle Energiesparmodi klaglos, und am Aufwachverhalten gab es nichts zu kritisieren. Die Systeme waren außerordentlich schnell zur Wiederaufnahme der Tätigkeit bereit. Im Vergleich zu Windows XP ist der Rücksprung in den Wachzustand augenscheinlich deutlich beschleunigt. Dabei muss fairerweise festgehalten werden, dass auf allen Testsystemen nur ein reines Windows Vista lief, zu dem waren nur von Microsoft mitgelieferte oder per Online-Update bezogene Treiber installiert. Es liefen keine Fremdapplikationen oder gar entsprechende Treiber. Damit war die Zahl der potenziellen Störenfriede ohnehin begrenzt.

Präsentieren und synchronisieren

Business-Anwender können sich über den direkt konfigurierbaren Präsentationsmodus freuen. Dabei geht es weniger um die Ansteuerung des jeweiligen Präsentationsgeräts als um ein der Präsentation angemessenes Verhalten des Betriebssystems und der Anwendungen. Im Detail lässt sich beispielsweise ein Lautstärke-Level festlegen, der während der Präsentation Gültigkeit hat. Zudem verhindert der entsprechende Modus, dass sich das Notebook während der Präsentation in den Ruhezustand begibt oder einen leeren Bildschirm anzeigt. Darüber hinaus lassen sich Meldungen von Betriebssystem, Netzwerk oder E-Mail-Client im Präsentationsmodus automatisch unterdrücken.

Nicht gänzlich neu, aber deutlich aufpoliert und jetzt in jedem Fall leichter zu finden, ist die Möglichkeit der Synchronisation von Daten. Bereits unter Windows XP lassen sich Daten offline verfügbar machen und bei nächster Gelegenheit synchronisieren. Neu ist jetzt das Synchronisationscenter, das sich ebenfalls aus oben genanntem Mobilitätscenter ansteuern lässt. Darin erfolgt eine transparente Darstellung, an der Konflikte und Fehler bei der Synchronisation relativ übersichtlich zu erkennen sind.

Promptes Powermanagement

Das Kommandozeilen-Tool "powercfg" erlaubt bei der getesteten Vista-Version versierten Nutzern, detailliert in das Powermanagement einzugreifen. Alle Parameter eines Energiesparplans lassen sich damit auch über die Konsole ändern. Die Funktionalität von powercfg geht allerdings weit darüber hinaus. Für OEMs und IT-Abteilungen dürfte die Möglichkeit, Energieschemata einfach zu importieren oder exportieren, durchaus von Interesse sein. Einzelne Energiesparpläne lassen sich so auf andere Notebooks transferieren. Wer schlicht wissen will, welche Energieschemata auf dem Notebook vorhanden sind, bekommt dies auf der Kommandozeile mit dem Befehl:

powercfg -list

Darüber hinaus bietet das Kommandozeilen-Tool eine sehr detaillierte Berichterstattung über das Powermanagement auf dem System. Dies reicht über die im System verfügbaren Ruhezustandsfunktionen bis hin zu einer detaillierten Liste, welche der integrierten Komponenten welche Stand-by-Kriterien erfüllt.

Neben den reinen Reporting-Funktionen erlaubt powercfg auch die Änderung der getroffenen Einstellungen sowie die Aktivierung derselben.

Fazit

Der Umfang der Funktionen im Hinblick auf den mobilen Einsatz hat sich bei Windows Vista gegenüber XP deutlich verbessert. Das Mobilitätscenter ist als Zugriffszentrum auf alle wichtigen Einstellungen für den mobilen Betrieb durchaus gelungen. Echte Fortschritte sind die detailliert konfigurierbaren Energieoptionen sowie die wesentlich bessere Übersicht bei Netzwerkverbindungen und Synchronisation.

Nun will nicht jeder das Powermanagement in aller Tiefe konfigurieren, der versierte Nutzer hat aber jetzt zumindest die Möglichkeit dazu. Dass ab Werk nur noch drei Energiemodi vorgegeben sind, ist kein Nachteil. Dies gilt umso mehr, als deren Einstufung nicht nur durch die Symbolik eindeutiger ist als die Bezeichnung der sechs Energieschemata in Windows XP. Alles in allem bleibt für den mobilen Anwender erhöhte Funktionalität bei verbesserter Bedienbarkeit.

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