Windows Vista aufrüsten

20.07.2006
Von Moritz Jäger
Sobald "Windows Vista" erhältlich ist, müssen sich Administratoren damit auseinander setzen. Wir stellen Ihnen die neuen Tools vor, mit denen Sie Vista leichter verteilen und Rechner auf das neue Betriebssystem umstellen können.

Von Moritz Jäger, tecChannel.de

Mit Vista wird sich alles ändern - das zumindest verspricht Microsoft. Sein neues Vorzeigeprodukt hat der Redmonder Softwareentwickler deswegen auch besonders an die Bedürfnisse von Firmen angepasst. Deployment und Migration - beides soll mit Vista deutlich einfacher werden.

Bisher war das Verteilen von Windows-Client-Systemen ein relativ zeitintensiver Prozess. Entweder man erstellte Images von fertigen Installationen, die man dann auf den neuen Rechnern einspielte, oder man nutzte Third-Party-Tools wie nLite. Das Problem bei beiden Lösungen ist, dass sie relativ unflexibel sind. Treiber, etwa für Serial-ATA-Festplatten, waren nur schwer zu integrieren, zudem fehlte es an offiziellem Support.

Um diese Mankos auszugleichen, stellt Microsoft für Vista eine Reihe neuer Tools und Features zur Verfügung, die wir Ihnen in diesem Artikel näher bringen werden.

Bitte beachten Sie: Dieser Artikel basiert auf den derzeit aktuellen Beta-Versionen der einzelnen Programme und Vista. Bis zum Release kann es also unter Umständen noch zu Änderungen kommen.

Technik und Logos: Alles wird neu

Endlich zieht Innovation ein. Statt auf die alte Technik von Windows XP zu setzen, hat Microsoft für Vista grundlegend nachgebessert. Zu den größten Neuerungen gehört das Dateisystem WIM (Windows Imaging Format, siehe weiter unten).

Ebenfalls neu ist das Notfall- und Installationssystem WinPE. Dabei handelt es sich um eine abgespeckte Form von Vista, die sämtliche Kernfunktionen mitbringt. So kann WinPE unter anderem auf Netzwerklaufwerke zugreifen und enthält alle Netzwerktreiber, die auch Vista beiliegen. (Genauer beschrieben wird die Funktion von WinPE unter der Überschrift "Adios DOS" in dem tecChannel-Online-Artikel "Vista - Das ändert sich für Admins".)

Zusammen mit Vista werden auch zwei neue Logos eingeführt, die das jetzige "Designed for Microsoft Windows XP" ablösen. Vorgefertigte Rechner erhalten die entsprechenden Aufkleber je nach ihrer Hardware. Sobald ein PC die reinen Core-Funktionen ausführen kann, damit also die Mindestanforderungen für Vista erfüllt, gilt er als "Windows Vista Capable". Damit muss der Nutzer aber beispielsweise auf die optischen Neuerungen verzichten.

Das zweite Logo nennt Microsoft "Windows Vista Premium Ready". Nur PCs, die unter anderem eine hochwertige Grafikkarte und eine ausreichende Festplatte besitzen, dürfen sich mit diesem Aufkleber schmücken. Nutzer können mit diesen Computern sämtliche Funktionen von Vista, etwa die neue Oberfläche Aero, komplett und in akzeptabler Geschwindigkeit einsetzen.

WIM - Das modular aufgebaute Dateiformat

Das neue Windows-Imaging-Format WIM ist datei- statt sektorbasiert. Das bietet eine Reihe von Vorteilen. So lassen sich beispielsweise verschiedene Images (Speicherabbilder) in einer einzigen Datei unterbringen, die zudem noch besser komprimiert werden. Damit ist es möglich, komplett verschiedene Einsatzszenarien für Vista zu erstellen und diese dann je nach den Anforderungen auszuliefern.

In Kombination mit WinPE lassen sich diese Images auch erweitern oder ändern, ohne dass Windows dazu komplett gestartet sein muss. So ist es beispielsweise möglich, schnell einen Treiber auszutauschen, ohne dass das Image komplett neu geschrieben werden muss.

Ein weiterer Vorteil des WIM-Formats ist das so genannte "non-destructive Deployment". Das bedeutet, dass beim Einspielen des Images die Daten, die sich bereits auf der Festplatte befinden, nicht vernichtet werden.

ImageX - Images per Kommandozeile

Ebenfalls neu im WinPE-Toolkit ist ImageX. Wie der Name schon sagt, dient es zum Bearbeiten von WIM-Images. Das Programm kann zum Beispiel einzelne Images direkt in den Dateibaum mounten (einhängen oder verfügbar machen), weiter komprimieren oder ein gezieltes Image aus einem größeren Verbund herauskopieren.

Darüber hinaus kann es aus einer fertigen Installation ein neues Image erstellen oder auf eine festgelegte Partition zurückspielen. Das Kommandozeilenprogramm lässt sich komplett in Scripts einbinden, dadurch lässt sich das Programm auf nahezu jedes erdenkliche Szenario anwenden.

Antworten stehen in XML

Bereits unter Windows XP ließ sich eine automatische Installation realisieren. Allerdings musste dort noch eine Vielzahl verschiedener Komponenten aufeinander abgestimmt werden. Deutlich einfacher haben es da Vista-Nutzer.

Der Installationsroutine reicht ein einziges XML-Dokument, das sich noch dazu bequem über die MMC-Konsole erstellen lässt. Neben den Standardeinstellungen decken Sie nahezu jedes einzelne Vista-Modul ab und können es entsprechend konfigurieren.

Diese Antwortdatei kann sich anschließend mit auf dem Image-Medium oder im Root-Verzeichnis eines USB-Geräts oder eines anderen Wechselmediums befinden.

Migration: Bestehende Strukturen mitnehmen

Dass ein komplett neuer Rechner aufgesetzt wird, ist im Firmenumfeld eher selten. Deutlich häufiger kommt es dagegen vor, dass ein Nutzer komplett mit seinen Daten auf einen anderen Rechner "verschoben" wird. Dann reicht es nicht nur, dem Anwender eine frische Vista-Installation hinzustellen, es müssen auch lokale Dateien, Active-Directory-Einträge und Berechtigungen übernommen werden.

In Vista- und Windows XP-Umgebungen werden diese Aufgaben, wenn es nach Microsoft geht, künftig von dem Tool User State Migration 3.0 (USMT) erledigt. Das Programm nutzt dazu die beiden Kommandozeilen-Tools ScanState und LoadState. Die beiden Tools können mit Hilfe von XML-Dateien komplett an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.

Wie USMT funktioniert

Auf dem zu migrierenden Rechner wird zunächst ScanState ausgeführt. Je nach den angegebenen Einstellungen sichert das Tool dann die Daten und Informationen des Users. Die Ausnahme dabei: ScanState kann derzeit keine Treiber, Einstellungen der Hardware, Passwörter oder Anwendungen sichern.

Die gesamten persönlichen Dateien des Anwenders lassen sich dann auf einem anderen Rechner zwischenspeichern. Nachdem der neue PC mit dem Betriebssystem ausgestattet wurde, kommt LoadState zum Einsatz. Das zweite Kommandozeilen-Tool erkennt die ausgelesenen Dateien und spielt sie auf dem neuen Computer wieder ein. Anschließend müssen nur noch zusätzliche Anwendungen, etwa spezielle E-Mail- und Groupware-Clients wie Lotus Notes eingespielt und konfiguriert werden.

Fazit

"Rollen Sie mal Vista aus!" - Dieser Satz sorgt zunächst für graue Haare. Ein Upgrade auf ein neues Betriebssystem ist schließlich meist mit Inkompatibilitäten und anderen Unannehmlichkeiten verbunden. Da ist es schon mal ein kleiner Trost, dass sich Microsoft für Deployment und Migration anscheinend viele Anregungen aus der Linux-Welt geholt hat.

Mit dem neuen Dateiformat WIM wird es künftig deutlich einfacher, auf neue Systeme aufzurüsten. Images lassen sich flexibel zusammenstellen und werden damit mehreren Szenarien gerecht. Auch WinPE ist ein großes Novum in der Windows-Welt. Das abgespeckte Vista-System ist der bisherigen Notfallkonsole deutlich überlegen. Allein die verbesserten Netzwerkfähigkeiten machen WinPE wesentlich vielseitiger. In Kombination mit ImageX schließlich können Admins die Installation neuer Systeme komplett gescriptet über das Netzwerk vornehmen lassen.

Dieser Beitrag stammt von tecChannel.de, dem Webzine für technikorientierte Computer- und Kommunikationsprofis. Unter www.tecChannel.de finden Sie weitere Beiträge zu diesem Thema.

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