Hacker in China

Cyber-Spionagenetz nutzt Web 2.0

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Die Spuren eines ausgefeiltes Cyber-Spionagenetzwerk, das unter anderem auf Indien, die tibetische Exilregierung und die Vereinten Nationen abzielt, kann bis nach China verfolgt werden. Das berichten der kanadische Information Warfare Monitor und die Shadowserver Foundation in dem Report "Shadows in the Cloud: Investigating Cyber Espionage 2.0".

Die Spuren eines ausgefeiltes Cyber-Spionagenetzwerks, das unter anderem auf Indien, die tibetische Exilregierung und die Vereinten Nationen abzielt, lassen sich bis nach China zurück verfolgen. Das berichten der kanadische Information Warfare Monitor und die Shadowserver Foundation in dem Report "Shadows in the Cloud: Investigating Cyber Espionage 2.0".

Demzufolge konnten die Hacker geheime Dokumente aus indischen Regierungskreisen ebenso stehlen wie Briefe aus dem Büro des Dalai Lama. Als Erfüllungsgehilfen haben die Cyber-Spione dabei das Web 2.0 missbraucht. Denn ihre Kommandoinfrastruktur hat diverse Cloud-basierte Social-Media-Dienste von Twitter bis zu Blogging-Diensten genutzt.

Massiver Datendiebstahl

Die Forscher haben Beweise für ein Spionagenetzwerk zusammengetragen, das beispielsweise Computersysteme der indischen Regierung und ihrer Botschaften kompromittiert hat. Dabei sind sie auf gestohlene geheime und vertrauliche Dokumente gestoßen, zu denen unter anderem Visa-Anträge aus Deutschland und der Schweiz stammen. Unklar sei, ob diese Dokumente direkt von Regierungscomputern gestohlen wurden oder aber, nachdem indische Offizielle sie auf Privat-PCs kopiert haben.

Ebenfalls gefunden haben die Forscher 1.500 Briefe aus dem Büro des Dalai Lama. Auch bei diversen anderen Institutionen seinen Systeme kompromittiert worden, darunter die Vereinten Nationen und die pakistanische Botschaft in den USA. Die Spuren des Netzwerks führen in die chinesische Provinz Chengdu und somit in ein Land, das sich auch im Hacker-Streit mit Google befindet. Die Identität und Motivation der Hinterleute sind aber den kanadischen Forschern zufolge ungeklärt.

Soziales Web als Hackerwerkzeug

Fest steht dagegen, dass sich das Web 2.0 bei den Hackern großer Beliebtheit erfreut. Die Kommando- und Kontrollinfrastruktur des Spionagenetzes nutze frei verfügbare Social-Media-Angebote, darunter Twitter, Google Groups, Blogspot und Yahoo Mail. Über diese Kommunikationskanäle wurden kompromittierte Computer an freie Webhosting-Dienste oder die eigentlichen Kontrollserver in China verwiesen.

Die aktuelle Untersuchung ist der Nachfolger zu "Tracking GhostNet", einem vor rund einem Jahr veröffentlichten Bericht des Information Warfare Monitors. Schon damals war die Kooperation von Citizen Lab am Munk Centre for International Studies der University of Toronto und The SecDev Group einem aus China gesteuerten Spionagenetz auf die Spur gekommen. Nun wollten die Forscher damals unbeantwortete Fragen aufgreifen und eine detailliertere Analyse der Cyber-Unterwelt liefern. (pte/rw)

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