Die CP-Querschläger - Kolumne

Schwarze Wolken über den „Black Weeks“

Kommentar  17.11.2023
Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Wenn es nur eine Krise wäre, könnte man sie ja leicht bewältigen, doch unsere Wirtschaft hat mit mehreren, auch selbstgemachten Notlagen zu kämpfen.
Das Geld wird nicht nur weniger wert, es wird auch noch knapper. Keine guten Voraussetzungen für das Jahresendgeschäft.
Das Geld wird nicht nur weniger wert, es wird auch noch knapper. Keine guten Voraussetzungen für das Jahresendgeschäft.
Foto: SERSOLL - shutterstock.com

"Es wird nie wieder so sein, wie vor der Pandemie" war eines der zutreffendsten politischen Schlagworte. Wie so oft in der Politik, bewahrheiten sich negative Ankündigungen umgehend, Versprechen eher selten. Doch Corona war nur der Anfang einer Reihe von Miseren, die nicht nur Klopapier und Speiseöl zum Luxusgut wandelten. Die gesamte Republik, insbesondere die Konsumenten, fielen auf ein Niveau zurück, wie man es in den letzten 60 Jahren - zumindest im Westen - nicht erlebt hat.

Das reale Einkommen verringert sich

Gefühlt sind die Preise seit 2019 nicht nur um 10 oder 15 Prozent gestiegen, sondern eher um 50 oder 100 Prozent. Im Bereich Lebensmittel, Energie und Wohnen wurde zudem auf die reale Preiserhöhung nochmal draufgeschlagen. Diese regelrechte Abzocke, als Übergewinne bezeichnet, wurde politisch erst halblaut kritisiert und versank danach in der Kiste der Schweigsamkeit. Jetzt verlangen Großkonzerne aus den vorgenannten Bereichen sowie Industriebetriebe, dass ihr ohnehin subventioniertes und abschreibungsfähiges Gas noch billiger und auf Steuerzahlerkosten sein soll.

Neben dem verringerten Resteinkommen durch die Inflation haben weitere Krisen für Zukunftsängste gesorgt. Dazu stehen noch die Handelskriege mit Russland und China auf der Tagesordnung. Dass Störungen der inzwischen hochsensiblen Handelsketten sowie die erfolgten Sanktionen und Embargos vor allem uns selbst treffen, scheint langsam in die bei uns regierenden Köpfe und Köpfinnen vorzudringen. Die meisten europäischen Staaten haben diese Herausforderung weitaus besser gemeistert, andere profitieren als Re-Importeure für Kohle, Holz, Öl und Gas.

Ohne Geld keine Geschäfte

Ein Land, das vom Wachstumsgarant plötzlich zum Loser wird, dem die Fachkräfte nach Skandinavien oder wohin auch immer abwandern, das seine wichtigsten Handelspartner vergrault, kriegsfähig werden will und weder mit der besten - also meiner - noch mit der letzten Generation klarkommt, ist auch nicht sonderlich attraktiv für die Menschen. Wer will da noch bleiben oder kommen?

Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos ist die Stimmung im Land so schlecht wie in den letzten zehn Jahren nicht mehr und nur ein Viertel der Befragten glaubt noch, dass Deutschland auf dem richtigen Weg ist.

Mein Fazit: In so einer Stimmung ist es nicht verwunderlich, wenn sich Einzelhändler Sorgen um das Jahresendgeschäft machen - für viele ist es vielleicht das letzte.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Die neuesten Kommentare aus über 25 Jahren "CP-Querschläger" finden sich im "Querschläger"-Archiv.

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