30 Jahre Vorstandsgehälter: Nur Top100 fallen aus dem Rahmen

17.12.2007
Von Gabi Nehls
Vorstände verdienen gar nicht so viel, wie alle sagen - zumindest die meisten nicht. Beispiele, wie zuletzt Porsche, sind laut einer Erhebung der Analysten von Kienbaum nur eine Ausnahme.

"Der Großteil der deutschen Vorstandsgehälter befindet sich im Gleichschritt mit dem allgemeinen Lohn- und Gehaltsniveau. Lediglich die Vorstände der Top 100 Unternehmen in Deutschland haben überdurchschnittlich hinzugewonnen", sagt Alexander v. Preen, Geschäftsführer der Managementberatung Kienbaum. Seine Analysten haben die Vorstandsgehälter von 1.400 deutschen Aktiengesellschaften für den Zeitraum von 1976 bis zum Jahr 2005 beobachtet und geprüft.

Lediglich die Bezüge der Top 100 Vorstände stiegen im Beobachtungszeitraum stiegen seit Mitte der 70er Jahre durchschnittlich von 225.000 Euro auf 1,8 Millionen Euro. Dies entspricht insgesamt einer Steigerung um das Achtfache und einer jährlichen Gehaltssteigerung von etwa 7, 45 Prozent. Die Vergütung der "anderen" ist im selben Zeitraum von 132.000 Euro auf durchschnittlich 440.000 Euro gestiegen, was einer jährlichen Steigerungsrate von rund 4,25 Prozent entspricht. Damit ist der Großteil der Vorstände zumindest prozentual im Gleichklang mit der allgemeinen Lohn- und Gehaltsentwicklung.

Bis Mitte der 90er Jahre lief die Gehaltsentwicklung auch in den Top100 Unternehmen nur unwesentlich schneller als in anderen Unternehmensklassen. Sie orientierte sich relativ parallel zur Entwicklung des Bruttoinlandproduktes. Erst danach stiegen die Bezüge deutlich stärker. Während das Verhältnis zwischen leitenden Angestellten und ihren Vorständen bis 1996 etwa bei 6 zu 1 lag, ist es heute bei 15 zu 1. Das Verhältnis Angestellter/Vorstand beträgt heute in etwa 43 zu 1.

Vergütung an langfristige Wertentwicklung koppeln

"Die Debatte um zu hohe Vorstandsgehälter ist zu einem Gutteil zu emotional geprägt", betont Kienbaum-Boss v. Preen. Die Abkoppelung der Top100 Unternehmen sieht er vor allem in der Angleichung an internationale Standards begründet. "Allerdings kommt in deutschen Konzernvorständen die Verbindung von Vergütung und langfristiger Wertentwicklung nach wie vor zu kurz", mahnt er an.

Laut Kienbaum bestehen Vorstandsgehälter zu mindestens einem Drittel aus variablen Komponenten. Die Größenordnungen dieser kurzfristigen variablen Vergütung haben sich seit 1976 allerdings massiv vergrößert. Beispielsweise führte eine überdurchschnittliche Ertragslage vor 30 Jahren zu einem Plus von bis zu 15 Prozent. Ein schlechtes Ergebnis verringerte das Vorstandsgehalt im Schnitt um 12 Prozent. Heute liegen diese prozentualen Spannen bei plus 20 bis 30 Prozent beziehungsweise bei minus 15 bis 20 Prozent. Diese variablen Komponenten beziehen sich allerdings nur auf kurzfristige Ergebnisse. Was laut Kienbaum dringend fehlt, sind so genannte "flächendeckende Long-Term-Incentives" Diese koppeln die Bezüge stärker an die langfristige und nachhaltige Wertentwicklung des Unternehmens. Weitere Informationen: www.kienbaum.de (gn)

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