4MBO: "PCs haben Haltbarkeit von Lebensmitteln"

13.11.2003
Reduzierte Aktionsvolumina der Discounter im PC-Bereich versalzen dem "Volks-PC"Hersteller 4MBO kräftig das Weihnachtsgeschäft. Die Folge war eine Umsatzwarnung und die Ankündigung, den Verkauf von PCs auf den Prüfstand zu stellen. Die Firma nimmt Spekulanten den Wind aus den Segeln: Sie denke nicht an Aufgabe. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Den Billigheimern geht es zunehmend an den Kragen. Nach Gericom hat es nun auch die 4MBO International Electronic AG kalt erwischt.

Der für das vierte Quartal erwartete Umsatz liegt mit 60 Millionen Euro voraussichtlich um rund 50 Prozent unter Vorjahresniveau, der Jahresumsatz wird mit 220 Millionen Euro um 67 Millionen hinter dem Vorjahresergebnis zurückliegen. So hieß es in einer Ad-hoc-Meldung von Ende Oktober. Prompt fiel die Aktie innerhalb einer Woche von 7,08 am 30. Oktober auf ein Jahrestief von zuletzt 2,99 Euro.

Grund für die Misere sei das rückläufige PC-Geschäft im Discounthandel, was zum Großteil mit der Kaufzurückhaltung der Verbraucher zusammenhängt. Hinzu kommen aber auch ein wachsender Wettbewerbs- und Margendruck sowie harte Rücknahmeverpflichtungen, weshalb mehrere geplante Notebook-Aktionen nicht realisiert werden konnten.

"PCs und Notebooks haben schon bald die Haltbarkeit von Lebensmitteln, weshalb sie eigentlich ganz gut in die Regale der Discounter passen", erklärt 4MBO-Mitarbeiter Eberhard Kaiser. Die Rücknahmeverpflichtungen - von Knebelverträgen mag er nicht sprechen - erwiesen sich aber zunehmend als tickende Zeitbombe. Die Ankündigung seiner Kollegin Karen Winkelmann, sich gegebenenfalls ganz von der Sparte zu trennen, hat in der Presse und in der Handelslandschaft hohe Wellen geschlagen. Kaiser zufolge könne dies aber nur die letzte Konsequenz sein, und es sei davon noch keineswegs die Rede. Wohl müsse man aber den Verkauf von PCs in der heutigen Form überdenken und auch das Produktportfolio auf den Prüfstand stellen. Ein Hoffnungsträger sind zum Beispiel konvergente Home-Entertainment-PCs für interaktives Fernsehen (iTV), denn das Geschäft mit Unterhaltungselektronik, Fotografie und optischen Produkten läuft gut. Erste Aktionen sind bereits für November geplant. Auch dem Fachhandel wolle man sich nicht verschließen. Denn ein anderer möglicher Weg sind Partnerschaften zum Beispiel mit Einkaufskooperationen und Franchisern wie Microtrend und PC-Spezialist oder mit dem Hersteller-Disti-Zwitter Wortmann.

Der "Volks-PC"-Umsatz von 4MBO einschließlich Peripherie ist in den ersten neun Monaten im Vorjahresvergleich von 92,5 auf 71,9 Millionen Euro geschrumpft. Der Unternehmensumsatz mit Fotografie und optischen Produkten, digitaler Unterhaltungselektronik und Haushaltselektronik ist dagegen von 50,5 auf 65,4 Millionen Euro deutlich gewachsen. Trotz des stark nach unten revidierten Jahresumsatzes rechnet 4MBO aufgrund außerordentlicher Erträge dennoch mit einem positiven Ergebnis nach Zinsen und Steuern.

Meinung des Redakteurs

Der Wettbewerbsdruck, den die Discount-Lieferanten mit verursacht haben, fällt nun auf sie zurück. Doch mit Häme gegen Gericom und4 MBO zu schießen wäre billig. Denn bei aller Kritik haben sie mit Preis-Leistungs-Hämmern auch die Ak-zeptanz von Notebooks entschieden gefördert. Abgesehen davon sind es nicht sie, die die Bedingungen stellen, sondern die Discounter und Retailer. Wie das Beispiel 4MBO zeigt, kann man in dem Kanal aber nur so lange vertreten sein, wie man es sich leisten kann.

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