Abhängigkeit vom Mutterkonzern noch zu gross

23.09.1999

MÜNCHEN: Zwei Jahre nach der Reorganisation haben es die Siemens-Servicegesellschaften Sinitec geschafft, wieder schwarze Zahlen zu schreiben. So konnte beispielsweise die Sinitec Süd einen Verlust von zwölf Millionen Mark in einen Gewinn von 3,5 Millionen Mark umwandeln.Als Manfred Nitschke und Wolfgang Thielemann im November 1997 die Geschäftsleitung der Siemens-IT-Services-Tochter Sinitec Süd übernahmen, standen sie vor einem Berg von Altlasten. Schließlich galt es, einen Verlust von zwölf Millionen Mark abzutragen und binnen drei Jahren profitabel zu arbeiten. Heute können sie an ihre Muttergesellschaft Vollzug melden. Im Geschäftsjahr 98/99 (30.9.) wird Sinitec Süd nach Angaben der Geschäftsführer sogar einen Gewinn von 3,5 Millionen Mark ausweisen können, bei einem Umsatz von 83 Millionen Mark.

"Erreicht haben wir das unter anderem durch Rationalisierungs-maßnahmen wie Standortwechsel, die Beschränkung auf nur zwei Führungsebenen, Produktionssteigerung durch eine 37- statt 35-Stundenwoche, mehr Mitarbeiterverantwortung und neueste technische Ausrüstung", klopft sich Nitschke auf die Schulter. Stolz ist sein Kollege Thiemann vor allem darauf, daß sie trotz des Rationalisierungsdrucks keine Entlassungen vorgenommen haben. Jetzt soll die Belegschaft von derzeit 410 Mitarbeitern sogar noch aufgestockt werden.

Alle Sinitec-Gesellschaften zusammen werden bis Ende September 1999 voraussichtlich einen Umsatz von 320 Millionen Mark bei einem Ergebnis von gut zehn Millionen Mark erwirtschaften.

Ausbau des Eigengeschäfts

Auf dem bisher Erreichten wollen sich Nitschke und Thielemann allerdings nicht ausruhen. Für das Geschäftsjahr 99/00 haben sie sich nicht nur eine zehnprozentige Umsatzsteigerung vorgenommen. Vor allem soll die noch immer viel zu große Abhängigkeit vom Siemens-Konzern reduziert werden. Der Anteil des Siemens-Geschäfts am Umsatz beträgt derzeit rund 85 Prozent und soll im kommenden Geschäftsjahr auf 70 Prozent heruntergefahren werden.

Um das zu schaffen, planen die Münchener auch verstärkt Aktivitäten im Consumerbereich. Zudem soll der Bereich Outtasking, wie zum Beispiel Wartung und Installationsservice, weiter ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang profitiert Sinitec derzeit von der Torschlußpanik vieler Unternehmen beim Thema Jahr-2000-Umstellung. "Zur Zeit sind wir Oberkante Unterlippe mit Jahr-2000-Projekten eingedeckt. Denn viele, vor allem mittelständische Unternehmen, beginnen erst jetzt, sich über die Folgen Gedanken zu machen", beschreibt Thielemann den aktuellen Schwerpunkt der Arbeit. Eine große Friedhofsverwaltung etwa stellte fest, daß sie im Jahr 2000 mit jeder Menge "Zombies" zu rechnen hätten, wenn die interne Uhr der eingesetzten veralteten Computer plötzlich auf 1900 zurückschaltet. Ein anderes Unternehmen mit 600 Mitarbeitern und 250 PC-Arbeitsplätzen meldete laut Thielemann gar erst im September Handlungsbedarf an. (kh)

Sinitec-Süd-Geschäftsführer Nitschke muß die Abhängigkeit vom Siemens-Konzern reduzieren.

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