Absturz oder Durchbruch: Die MO-Hersteller gehen in die Offensive

07.11.1997
MÜNCHEN: Seit mehreren Jahren auf dem Markt, blieb magneto-optischen Laufwerken (MO) der Durchbruch in der Käufergunst bisher versagt. Unter dem Druck neuer, magnetischer Wechselmedien und mehrfach beschreibbarer CD-Laufwerke prognostizieren Marktforscher rückläufige Umsatzzahlen. Optimisten dagegen machen für die mangelnde Akzeptanz von MO-Laufwerken in der Vergangenheit das Fehlen passender Einsatzbereiche verantwortlich. Sie sehen in den schnellen magneto-optischen Platten die Speicherlösung für aktuelle Multimedia- und Internet-Anwendungen.Der Markt für Wechselspeichermedien boomt. Und das nicht nur im Kapazitätsbereich um 100 Megabyte, wo Iomega, Mitsubishi und Mitsumi mit ihren Produkten um die Floppy-Nachfolge rangeln (siehe ComputerPartner Nr. 6/97, Seite 86ff). Auch im Marktsegment zwischen 600 Megabyte und 1 Gigabyte steigt die Nachfrage drastisch. Goldene Zeiten für die MO-Technologie könnte man meinen, doch die Marktforscher bremsen den Optimismus.

MÜNCHEN: Seit mehreren Jahren auf dem Markt, blieb magneto-optischen Laufwerken (MO) der Durchbruch in der Käufergunst bisher versagt. Unter dem Druck neuer, magnetischer Wechselmedien und mehrfach beschreibbarer CD-Laufwerke prognostizieren Marktforscher rückläufige Umsatzzahlen. Optimisten dagegen machen für die mangelnde Akzeptanz von MO-Laufwerken in der Vergangenheit das Fehlen passender Einsatzbereiche verantwortlich. Sie sehen in den schnellen magneto-optischen Platten die Speicherlösung für aktuelle Multimedia- und Internet-Anwendungen.Der Markt für Wechselspeichermedien boomt. Und das nicht nur im Kapazitätsbereich um 100 Megabyte, wo Iomega, Mitsubishi und Mitsumi mit ihren Produkten um die Floppy-Nachfolge rangeln (siehe ComputerPartner Nr. 6/97, Seite 86ff). Auch im Marktsegment zwischen 600 Megabyte und 1 Gigabyte steigt die Nachfrage drastisch. Goldene Zeiten für die MO-Technologie könnte man meinen, doch die Marktforscher bremsen den Optimismus.

Branchenkenner und Analysten sind eher pessimistisch

Magneto-optische-Laufwerke (MO-Laufwerke) spielen nur kurzfristig eine wichtige Rolle, sind sich die Marktauguren der Londoner Unternehmensberatung Frost&Sullivan sicher (siehe auch nebenstehenden Artikel). Wenig Vertrauen in die MO-Technologie auch beim Marktforschungsunternehmen IDC. Bereits für 1996 prognostizierte man ein starkes Wachstum bei Winchester-Wechselplatten bei gleichzeitigem Rückgang bei den magneto-optischen Medien. Mangelnde Akzeptanz durch die Kunden ist laut IDC der Grund, weswegen eine Reihe von Herstellern magneto-optischer Produkte den Markt bereits verlassen hat.

"Es ist unwahrscheinlich, daß die magneto-optischen Platten in absehbarer Zeit eine echte Chance bekommen. Denn sie sind im Vergleich zu Magnetplatten zu teuer", behauptet Peter Sauden, Vertriebsleiter Nordeuropa bei Syquest, schon seit längerem. In die gleiche Kerbe schlägt Peter Harris, OEM-Manager Nordeuropa bei Iomega. "Die Technologie für magnetische Wechselplatten ist derjenigen von Festplatten dicht auf den Fersen." Betrachtet man die Umsatzentwicklung bei Iomegas ZIP- und Jazz-Laufwerken, besteht über die Akzeptanz magnetischer Wechselplatten im Massenmarkt kein Zweifel.

Einigkeit macht stark

Eines der wenigen Unternehmen, das entgegen dem Markttrend weiterhin auf die MO-Technologie setzt, ist Fujitsu. Nicht zuletzt durch den Rückzug einiger Anbieter ist Fujitsu laut Dataquest mit 88 Prozent Marktanteil inzwischen der Marktführer bei 3,5-zölligen MO-Laufwerken in Europa. In Zusammenarbeit mit Notebook-Herstellern wie SNI, Apple, Dell, Toshiba und Mitac geht man hier in die Offensive. Nach Angaben von Andrea Leidinger, Product Manager Optical Storage bei der Fujitsu Deutschland GmbH in München, hat das Unternehmen eine gemeinsame Marketing- und Förderungs-Initiative ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Verbreitung der MO-Technologie als wechselbares, wiederbeschreib-bares Speichermedium gerade für den Notebook-Bereich zu erhöhen. Die Kampagne beleuchtet die Vorteile der MO-Technologie und soll durch gemeinsame Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Support und Werbung die Akzeptanz sowohl bei Apple- als auch bei PC-Plattformen vergrößern. Zielgruppen sind dabei PC-User mit den Anwendungsbereichen Grafik, DTP, CAD/CAM, Datensicherung und -archivierung, Medizin, Multimedia und Internet.

Das neueste Flaggschiff im Kampf um mehr Anerkennung präsentierte Fujitsu im Mai mit dem DynoMO 640. Das externe 3,5-Zoll-MO-Laufwerk verfügt über eine Kapazität von 640 MB. Ausgerüstet mit LIM-DOW Technologie ist im Gegensatz zu früheren MO-Produkten ein direktes Überschreiben gespeicherter Daten ohne zusätzlichen Löschzyklus möglich. Somit ergeben sich bei einer Zugriffszeit von 35 Millisekunden Datentransferraten bei Schreib- und Leseoperationen von 3,9 MB/s. Sehen lassen kann sich auch der Preis, der von Fujitsu mit weniger als 900 Mark für die externe Version und zirka 750 Mark für die interne Variante angegeben wird. Vergleicht man dieses Produkt mit seinem zur Zeit schärfsten Konkurrenten, dem mehrfach beschreibbaren CD-Laufwerk (CD-R/W), ist die MO auf den ersten Blick in vielen Belangen überlegen. Mit 750 Mark liegt die MO im Preis klar unten den 1.000 bis 1.500 Mark, mit denen heute eine CD-R/W zu Buche schlägt. Auch der Vergleich der Leistungswerte spricht eine deutliche Sprache. Mit einer Zugriffszeit von 35 Millisekunden ist die MO etwa dreimal so schnell wie aktuelle CD-Laufwerke. Noch prägnanter sind die Vorteile bei der Datenübertragunggeschwindigkeit. Während CD-R/Ws mit zweifacher bis sechsfacher Umdrehungsgeschwindigkeit rotieren - abhängig davon, ob sie sich im Schreib- oder Lesemodus befinden - entspricht die Datenrate der MO umgerechnet etwa 25fachen.

Dennoch bleibt Andreas Küsters, zuständig für Vertrieb und Marketing für CD-R/W-Produkte bei Ricoh in Düsseldorf, gelassen. "Die MO ist und bleibt eine Insellösung. Sie ist weder kompatibel zu CD-ROM noch zu DVD. Aus diesem Grund ist sie für die Nutzung zur Datendistribution ungeeignet. Gerade das ist allerdings eine der Hauptanwendungen für Wechselspeichermedien."

MO-Allianz setzt auf erweiterten Standard

Hier setzt ein neues Entwicklungsprojekt an, an dem zur Zeit ein Konsortium arbeitet, dem neben Fujitsu Unternehmen wie Sharp, Imation, Olympus, Sanyo, Philips, Hitachi und Sony angehören. "MO7" soll ein neuer Standard heißen, der Speicherkapazitäten bis zu 7 Gigabyte pro Seite (bei 5,25-Zoll-MO-Medien) ermöglicht und kompatibel zu DVD- und CD-ROM sein wird. Laut Dan Dalton, Strategic Technical Marketing Manager bei Fujitsu USA, könnten erste Geräte bereits Mitte 1998 verfügbar sein.

Ansätze für eine erfolgversprechende Markteinführung derartiger Produkte, die eine ernsthafte Konkurrenz zu beschreibbaren DVD-Laufwerken (DVD-R beziehungsweise DVD-RAM) darstellen könnten, sieht auch Mary Bourdin, Senior Industry Analyst bei Dataquest. Sie erwartet, daß die anhaltenden Diskussionen über einen endgültigen Standard für beschreibbare DVD-Laufwerke, sowie der zu erwartende hohe Preis derartiger Produkte die Markteinführung und Marktakzeptanz deutlich verzögern könnte

Eine Chance, die das MO7-Konsortium mit seinem Vorstoß nutzen möchte. Nach den Worten von Dalton könnte der neue, erweiterte MO-Standard aufgrund der Kombination von hoher Geschwindigkeit und Kapazität bei gleichzeitiger Kompatibilität zu DVD sehr schnell eine positive Resonanz beim Computeranwender finden.

Totgesagte leben lange

Resümiert man die Situation, bleibt die Zukunft von MO-Laufwerken derzeit offen. Keines der Argumente, die vordergründig gegen den Einsatz von MO-Laufwerken sprechen, hält einer näheren Überprüfung stand. Weder der Preis, der heute durchaus konkurrenzfähig ist, noch die fehlende Kompatibilität zum Massenmedium CD-ROM. Ein Blick auf die Umsatzzahlen von Iomega- und Syquest-Produkten zeigt, daß fehlende Kompatibilität in diesem Marktsegment augenscheinlich eine untergeordnete Rolle spielt. Realistisch betrachtet kombinieren MO-Laufwerke die Vorteile magnetischer Wechselplatten (schneller Zugriff, hohe Datentransferraten) mit den Vorteilen optischer Speichersysteme (hohe Datensicherheit). Da Totgesagte bekanntlich besonders lange leben, besteht nach den Worten von Leidinger kein Grund zu Pessimismus. Insbesondere dann, wenn es MO-Herstellern gelingt, durch strategische Allianzen und verstärkte Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit mehr Aufmerksamkeit im Markt zu erlangen als in der Vergangenheit. (sd)

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