Acotec stellt Konkursantrag

20.02.1998

BERLIN: Teure Werbekampagnen, die Geld kosteten, aber keins einbrachten, ein falsch eingeschätzter Markt und "Altlasten" führten die Berliner ISDN-Company Acotec GmbH vors Konkursgericht.Eigentlich war unser Business-Plan für 1998 richtig - dachten wir jedenfalls", meint Firmensprecher Anselm Brinker. Trotzdem hat sich die Mannschaft um Geschäftsführer Andreas Müller und Thomas Schröter verzettelt. Als Gründe für seine Talfahrt sieht das Software-Unternehmen heute: die Geschäfte im High-end-Bereich mit ihrer dünnen Investitionsdecke, aggressive und teure Werbeaktionen ohne die erwarteten Rückläufe, falsches Einschätzen des Consumer-marktes, den man jetzt als "gesättigt" bezeichnet und "Schulden aus alten Zeiten".

Trotz der aufgezählten Gründe ist es aber ein Kunststück, im deutschen Wachstumsmarkt ISDN Konkurs anzumelden: So steht Deutschland in Sachen ISDN im internationalen Vergleich an der Spitze, berichten die Marktforschungsinstitute IDC und Dataquest. IDC prognostiziert sogar bis zum Jahr 2000 durchschnittliche Wachstumsraten von jährlich 52 Prozent. Aufgrund dieser Zahlen müssen sich Acotec-Manager wohl fragen, was falsch gelaufen ist.

Zeit dafür bleibt ihnen noch bis Anfang März, wenn das Amtsgericht Berlin das Konkursverfahren eröffnet. Bis dahin soll aber beim ISDN-Software-Anbieter alles beim alten bleiben: "Die nächsten zwei Wochen gehen unsere Geschäftstätigkeiten für Kunden und Partner normal weiter", versichert Brinker. Was danach passiert, ist noch nicht sicher und wird von Acotec-Seite nur unter Vorbehalten geäußert. Es soll "eine neue verkleinerte Nachfolgefirma gegründet werden, die die Acotec-Software übernimmt und weiter pflegt", so der Firmensprecher.

Trotz ISDN-Boom schlägt Pleitegeier zu

Die rund 100 Mitarbeiter des Unternehmens stehen bei "Beschluß zur Eröffnung des Konkursverfahrens" - wie es im Amtsdeutsch heißt - "erstmal auf der Straße". Wieviele Arbeitsplätze die "neue verkleinerte Gesellschaft" dann übernimmt, steht noch nicht fest. Immerhin wird von seiten des Unternehmens eine "sozialverträgliche Lösung" angestrebt. Das heißt, man will "so viele Arbeitsplätze wie möglich retten".

In den höheren Etagen - auf Geschäftsführer- und Investorenebene - zeigt man sich dagegen nicht besonders gesprächig. Die Geschäftsführer Andreas Müller und Thomas Schröter waren für ein Statement nicht erreichbar. Auch die im Herbst eingestiegenen Investoren - die Münchner Technologieholding GmbH und Nippon Investment - äußerten nur: "Kein Kommentar." Man sei erst nach getroffenen Entscheidungen und Vereinbarungen, was die Zukunft von Acotec beträfe, bereit, Aussagen zu machen. (ch)

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