Ärmel hoch

26.09.2002
Zum offenen Brief in ComputerPartner 35/02, Seite 3, erreichte uns folgende Zuschrift:

Stellen Sie sich vor, Sie treffen in einer Kneipe zwei gleich attraktive Frauen. Die eine jammert Ihnen vor, wie schlecht es ihr geht, die andere gibt sich zuversichtlich und tatenfroh. Mit welcher würden Sie sich wohl lieber unterhalten? Und welche Frau würde an dem Abend wohl selbstzufriedener nachhause gehen? (Vorausgesetzt, Sie haben keinen Mundgeruch, sind nicht überdurchschnittlich hässlich und am Tresen ähnlich geistreich wie an der Tastatur.) Will sagen, wer jammert, hat auch häufig allen Grund dazu. Nur was ist Ursache, was Wirkung?

Ich bin selbst Unternehmer und Gründer zweier Softwarefirmen und kämpfe täglich mit schwindenden Budgets und konjunkturängstlichen Kunden. Doch während um uns herum Firmen Verluste machen oder gar Pleite gehen, verdienen wir richtig dick Geld. Unter anderem, weil wir die Ärmel hochgekrempelt haben, statt zu jammern.

Die ältere Firma (Netpioneer) macht E-Business-Integration und hat in den letzten zwölf "Krisenmonaten" neben renommierten Firmen, wie die Süddeutsche Zeitung, Thomson Multimedia oder die Deutsche Bahn Dialog, zahlreiche Mittelständler als Kunden gewinnen können. Die jüngere (Netviewer) ist gerade mal 15 Monate alt und schreibt seit dem fünften Monat ihrer Existenz ununterbrochen Monat für Monat schwarze Zahlen.

Sicher haben wir auch Glück gehabt, ich bin aber überzeugt, dass wenig Jammern und Ärmel hochkrempeln die Basis dafür sind. Denn:

- Ärmel krempelt man sich nicht hoch, um sich zu sonnen, sondern um hart zu arbeiten.

- Wer die Ärmel hochkrempelt, will sich (im ursprünglichen Sinn der Redewendung) nicht selbst darstellen, sondern wirft Einzwängendes ab.

In der Ärmellänge eines Mannes allein liegen Erfolg und Misserfolg jedoch sicher nicht begründet. Wie beispielsweise im Fußball oder in einer Beziehung ist vor allem der Teamgeist spielentscheidend. Wer in stürmischen Zeiten zusammenhält und sich gegenseitig ermutigt und unterstützt, den spült es weniger leicht von Bord. Es sind also Management-Skills vor allem bezüglich Personalführung gefragt.

Doch es hilft alles nichts, wenn man nicht einfach auch gut ist. Anders hat man langfristig keinen Erfolg. Stellt man fest, dass man in einem Bereich nicht gut genug ist, hilft Lernen mehr als - klar - Jammern.

In jedem Fall ist Handeln angesagt. Ob "Firmen, denen es zurzeit nicht gut geht, selber Schuld sind" oder nicht, ist für ihre Zukunft dabei völlig irrelevant. Oder haben Sie schon mal ne Antilope lamentieren sehen, als sie von einem Löwen angegriffen wurde? Sie sagen es: In solchen Situationen hilft nur ein "Hau(ab)ruckzuck"!

Andreas Schweinbenz, Geschäftsführer der Netviewer GmbH, Karlsruhe

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