GERMERING: Die Softwarepiraten haben eine neue Masche: Sie schweißen Raubkopien in Orginalverpackungen ein. Einige davon wurden jetzt bei Alldis in Germering sichergestellt."Schwer beladen", so Polizeihauptkommissar Thomas Totzauer, seien die Kollegen zu ihrer Dienststelle zurückgekehrt. Die Spezialisten des Fachkommissariats Wirtschaftskriminalität der Kripo Fürstenfeldbruck hatten zuvor die Lagerräume des Germeringer IT-Händlers Alldis und eine Privatwohnung durchsucht und insgesamt 45 Pakete Microsoft "Office 97 Professional Update" sichergestellt.
Nach Angaben von Totzauer handelt es sich bei der Software eindeutig um Raubkopien - zumindest habe dies eine Microsoft-Mitarbeiterin noch vor Ort bestätigt. Der Schaden belaufe sich auf "mehrere 10.000 Mark". Für Microsoft selbst sind das vergleichsweise kleine Fische. Dennoch will man eine Schadensersatzklage nicht ausschließen.
Die Alldis-Firmeninhaber Wolfgang Bauer und Falk Raudies sehen den möglichen Folgen gelassen entgegen. "Wir haben unsere Sorgfaltspflicht schließlich erfüllt", meint Raudies. Er hätte beim besten Willen nicht erkennen können, daß es sich um Fälschungen handelt.
Tatsächlich gingen die Softwarepiraten äußerst raffiniert vor: Sie haben zunächst die Orginal-CDs gegen Raubkopien ausgetauscht, anschließend die Pakete sorgfältig wieder in Folie verschweißt. Bei der Verpackung sowie den Handbüchern und Lizenzen handelt es sich demnach auch um Orginale. "Natürlich könnten wir jede zweite Packung aufreißen und den Inhalt überprüfen", meint Raudies, "aber die nimmt ihnen dann doch kein Händler mehr ab."
Er hätte vielmehr an ein Schnäppchen gedacht, als er die Pakete für etwa 490 Mark das Stück eingekauft habe: "Das sind gerade mal fünf Mark weniger als üblich. Deswegen würde ich mir doch freiwillig keine Raubkopien ins Lager stellen". Er und sein Partner wollen jetzt schnellstmöglich Ersatzforderungen an ihren Lieferanten stellen: "Microsoft-Produkte kaufe ich bei dem sicherlich nicht mehr." (mf)