Also ABC: SMB-Initiative schlägt an

18.03.2004
Anfang März lud die Also ABC 45 VIDs (Very Important Dealers) von IBM zum Treffen nach Landshut ein. Obwohl diese jährlichen Treffen vorwiegend einen kommunikativen Charakter haben sollen, wurden den Teilnehmern auch Informationen und Visionen zur IT-Handelslandschaft geboten. Von ComputerPartner-Redakteurin Beate Wöhe

Die Begrüßungsrede von Geschäftsführer Axel Keller beim siebten VID-Treffen in Landshut war nicht lange, aber prägnant: "Sie konnten in der Channel-Presse in den vergangenen Tagen die Schlagzeile: ?Axel Keller verlässt die Also ABC' lesen. Und ich muss Ihnen sagen: Da ist was Wahres dran." (ComputerPartner-Online berichtete am 5. März 2004). Axel Keller ist Mitbegründer und seit neun Jahren Geschäftsführer des Straubinger Distributors. Außerdem ist er Mitglied der Konzernleitung der Also Holding AG.

Bereits im vergangenen Jahr habe Keller, wie er sagt, mit dem Gedanken gespielt, noch einmal etwas Neues aufzubauen. "Ich habe meinen Entschluss mit Also-CEO Thomas Weissmann besprochen und bin auf Verständnis gestoßen. Wir sind übereingekommen, einen langsamen, nahtlosen Übergang zu machen", erzählte Keller. Wann genau Keller die Also ABC verlassen wird, steht noch nicht fest.

Für die rund 70 geladenen VIDs der Also-Business-Unit IBM und die anwesenden IBM-Mitarbeiter schien diese Mitteilung nicht überraschend zu kommen. Dennoch war sie eines der Tagesgespräche.

Ein weiteres Highlight war auch der Vortrag von Erwin Staudt, ehemaliger IBM-Deutschland-Chef und heutiger Vorstand des VfB Stuttgart (siehe auch gegenüberliegende Seite). "Als ich vom Weggang des Herrn Keller gehört habe, war meine erste Überlegung: Ist der jetzt ablösefrei, oder kostet er was?", knüpfte Staudt gleich zu Anfang scherzhaft die Verbindung zwischen IT und Fußball. Dann machte er seinen Zuhörern klar, dass die Leitung eines Fußballvereins zwar viel Ähnlichkeit mit der Leitung eines IT-Unternehmens hat, im Endeffekt mit Fußball das Geld jedoch leichter zu verdienen sei.

"Neuordnung" ist das Zauberwort

Wie schwer in der IT-Branche derzeit das Geld zu verdienen sei, zeigte anschließend der Distributions-Chef und Geschäftsführer der Also ABC Trading AG, Marc Schnyder, auf. So habe der Markt zwar in den vergangenen zehn Jahren ein Durchschnittswachstum von 20 Prozent hinlegen können, aber die Hersteller und der IT-Handel hätten trotzdem mit Profitabilitäts- und Wachstumsproblemen zu kämpfen. "Die Also-Gruppe ist im Jahr 2003 mit einer Umsatzrendite von 1,7 Prozent noch glimpflich davongekommen", sagte Schnyder. Die Schweizer Distributionsgesellschaft habe allerdings einen Preisverfall von 25 Prozent innerhalb von neun Monaten verkraften müssen.

Doch nicht nur Preise, sondern auch Identifikationsprobleme prägten derzeit die Distributionsbranche. "Bin ich Box-Mover, Value-Added-Disti - oder beides?" Mit dieser oder ähnlichen Fragen setzen sich derzeit laut Schnyder manche Distributoren auseinander. Sein Fazit: Es muss eine Neuordnung her. Eher qualitäts- statt volumenorientierte Geschäftsmodelle seien gefragt. Die Unternehmen sollten sich auf ihre Kernfähigkeiten konzentrieren und sie ausbauen.

Einen Schritt in diese Richtung machte die Also ABC, als sie Ende 2003 massiv ihre SMB-Offensive ankündigte. "Wir haben 2003 bemerkt, dass wir in einer Zeit leben, in der man opportunistisch sein muss", sagt Axel Keller und bläst in das gleiche Horn wie sein Schweizer Kollege. Immerhin hat der Straubinger Value Added Distributor seit Beginn der Kampagne vor vier Monaten rund 700 neue SMB-Kunden zu verzeichnen. In diesem Bereich hat die Also ABC 20 neue Mitarbeiter eingestellt. Um auch den SMB-Händlern gerecht zu werden, die es bereits von anderen Distributoren gewöhnt sind, online zu bestellen, ging im Oktober auch ein neues Internet-Bestellsystem an den Start. "Die Zahl der Online-Bestellungen hat sich seitdem von 18 Prozent im Jahr 2003 auf derzeit 30 Prozent erhöht", präsentiert Keller das aktuelle Ergebnis.

Ob es auch eine Neuordnung in Richtung UE-Handel geben werde, dazu wollen sich beide Manager noch nicht äußern. Auf die Frage, ob der IT-Fachhandel auch UE-Geräte verkaufen könne oder ob die UE-Handelslandschaft sich in Zukunft zusätzlich mit IT auseinander setzen müsse, prognostiziert Schnyder: "Es wird einen neuen Channel geben. Und das wird nicht der IT-Handel sein."

Meinung der Redakteurin

Die fetten Jahre sind erst einmal vorbei. Den Kopf in den Sand zu stecken und zu warten, bis der Sturm vorübergeht, hat vielen IT-Handelsunternehmen in den vergangenen Monaten den Kopf gekostet. Die Also-Gruppe denkt um und sucht nach neuen Wertschöpfungsstrategien, um auch für die Zukunft profitabel aufgestellt zu sein.

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