Also: Flaute im Systemhausgeschäft, Distribution hart am Wind

04.06.2000
Gut, wenn man auf zwei Beinen steht. Denn wenn eines schwächelt, kann man sich noch immer auf das andere stützen. Darauf vertraut die Schweizer Also Holding AG.

Kurzarbeit ist in der IT-Branche eigentlich ein Fremdwort. Im Gegenteil: "Wenn wir mehr Mitarbeiter hätten, könnten wir noch viel mehr Umsatz machen", lautet eine gängige Aussage vieler IT-Chefs. Nicht so bei der Also Holding AG in Hergiswill. Das Systemhausgeschäft des Unternehmens macht gerade einen "unvorhersehbaren, kurzen Marschhalt" (Geschäftsbericht) und lässt die Mitarbeiter seit Anfang März 20 bis 30 Prozent weniger arbeiten. "Zu geringe Auslastung wegen Projektverzögerungen" nennt Also-Chef Thomas Weissmann als Grund. Im Systemhausgeschäft ist die Also Holding auf die Top-IT-Anwender der Schweiz fokussiert. "Das Großkundensegment ist Anfang des Jahres europaweit zusammengebrochen. Aus meiner Sicht ist das auf den Jahrtausendwechsel zurückzuführen", meint Weissmann. Die Unternehmen hätten zusätzlich ihre "Frozen Zone", in der keine neuen IT-Projekte gestartet werden dürfen, bis Ende Februar ausgedehnt. Wahrscheinlich um den 29. Februar noch abzuwarten, vermutet der Also-Chef. Die derzeitige Situation hält er nicht für ein strukturelles Problem, sondern nur für ein temporäres. Ab der zweiten Jahreshälfte verspricht er sich Besserung.

Trotzdem sieht Weissmann keinen Anlass, sich Sorgen um sein Unternehmen zu machen. Denn dem Distributionsbereich der Also Holding geht es gut: Der Umsatz stieg 1999 um 30 Prozent auf 1,67 Milliarden Schweizer Franken (rund zwei Milliarden Mark). Der Reingewinn nach Steuern wuchs um 20 Prozent auf 26,8 Millionen Schweizer Franken (32,5 Millionen Mark).

Weissmann rechnet damit, dass es schwierig wird, in diesem Jahr das gute Ergebnis des letzten Jahres zu erreichen. "Sonderfaktoren werden das laufende Jahr belasten", schreibt er im Vorwort des Geschäftsberichts. Das unbefriedigende Beratungsgeschäft hinterlässt Spuren in der Bilanz. Im Distributionsgeschäft fallen wegen der Umstellung auf die ERP-Software "One World" von J.D. Edwards größere Kosten an, die ebenfalls den Ertrag schmälern werden. Dennoch rechnet die Also Holding mittelfristig mit einem "nachhaltigen Wachstum bei Umsatz und Ertrag".

Das Deutschland-Geschäft wird durch einen zweiten Standort in Braunschweig ausgeweitet. Dort entsteht ein zusätzliches Lager, das den norddeutschen Bereich besser abdecken soll.

Aber auf Deutschland allein wollen sich die Schweizer nicht beschränken und haben angekündigt, in weitere Länder zu expandieren. Wohin genau, verrät der Also-Chef nicht: "Es hängt von der Marktsättigung und der Wettbewerbslandschaft ab, ob ein Land für uns attraktiv ist oder nicht."

Der Logistik- und E-Business-Anteil am Gesamtumsatz soll in den kommenden Jahren ausgebaut werden. Letztes Jahr betrug er elf Prozent, die klassische Distribution lieferte noch 89 Prozent. Als Beispiel für "E-Logistik" nennt Weissmann die Zusammenarbeit mit Compaq. Die Produkte, die der PC-Anbieter direkt über das Web verkauft, werden von Also ausgeliefert.

Einen Channelkonflikt sieht er für sein Unternehmen nicht: "Ich kann ja nichts dafür, wenn der Hersteller den Kunden direkt beliefern will. Ich bin ein Logistiker. Jeder kann mich benutzen." Denkbar sei auch, für Wiederverkäufer als Logistiker auf- zutreten, entweder im Projektgeschäft oder eben auch für die Webshops der Computerhändler.

Als Finanzziel bis 2005 hat sich Weissmann einen Reingewinn zwischen 50 und 80 Millionen Schweizer Franken gesteckt. "Ich weiß nicht, warum die Leute immer auf den Umsatz staren. Damit kann ich niemanden bezahlen - nur mit dem Ergebnis." (is)

www.also.ch

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