Anbieter von Internet-Konferenz-Technologie: auf Partnersuche in Europa

16.08.2001
In den USA boomt er schon, in Europa ist er langsam im Kommen: der Markt für Web Conferencing. Die Unternehmensberatung Frost & Sullivan geht jedenfalls davon aus, dass die Umsätze in Europa ab 2002 regelrecht explodieren werden.

Ab 2002 werden auch die Europäer die Vorteile des Web Conferencing entdecken, da sind sich die Unternehmensberater von Frost & Sullian sicher. Bis 2007 soll der Marktwert - im Jahr 2000 noch auf zehn Millionen Dollar beziffert - bereits bei 500 Millionen Dollar liegen, so das Ergebnis der aktuellen Studie "The European Web Conferencing Market".

Wichtige Impulse liefern nach Meinung der Analysten dabei der Trend zum Teleworking, die Möglichkeit der globalen Vernetzung von Mitarbeitern in Echtzeit und die Einsetzbarkeit der Technologie für spezielle Anwendungen wie beispielsweise E-Learning. Die Entwicklung im Europamarkt werde außerdem durch das Engagement amerikanischer Player vorangetrieben: Nach den positiven Erfahrungen im eigenen Land wollen die Technologie- und Diensteanbieter nun offenbar über Partnerschaften auch in Europa Fuß fassen.

Die Tatsache, dass Europa bislang dem US-Markt hier noch hinterher hinkt, hat laut Melville Wallace, Analyst bei Frost & Sullivan, vor allem mit dem niedrigen Bekanntheitsgrad der Web-Conferencing-Technologie zu tun. "Das ist die größte Herausforderung für die Anbieter." Die Kunden müssten umfassend über Funktionalität und potenzielle Vorteile der Technik sowie über die relevante Terminologie aufgeklärt werden.

Derzeit gibt es zwei Formen von Web Conferencing: Präsentation und Kollaboration. Bei der Präsentation übermittelt ein Vortragender in Echtzeit Daten und Informationen an eine Vielzahl von Teilnehmern, häufig mit Hilfe von Powerpoint-Darstellungen. Dank interaktiver Techniken wie Text- oder Sprach-Chat können Fragen an den Vortragenden übermittelt werden. Unter Kollaboration versteht man die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten in Echtzeit. Diese Konferenzart ist in der Zahl der Teilnehmer allerdings beschränkt. Bislang geht der Löwenanteil des Umsatzes im Europamarkt für Internet-Konferenzen also auf das Konto des Präsen-tation-Sektors. Frost & Sullivan schreiben diese Dominanz den Kos-teneinsparungen zu, die sich mit dieser Technik erzielen lassen. Die Kollaboration-Form sei zudem weniger bekannt. "Doch auch dieser Sektor wird an Volumen zulegen, wenn sich die Kollaboration als effizientes Hilfsmittel zum Einsatz bei alltäglichen Arbeitstreffen erweist", sagt Wallace.

Allerdings sei die Nachfrage in Europa nicht ganz homogen: In Frankreich und anderen Mittelmeerländern sei das Interesse am kollaborativen Bereich vergleichsweise gering, denn hier habe - vor allem in kleineren Meetings - der persönliche Kontakt einen recht hohen Stellenwert. Wallace: "Solche kulturellen Unterschiede werden letztlich die volle Entfaltung dieses Sektors verhindern." Europa werde bis 2007 deshalb nur 63 Prozent des prognostizierten US-Marktwerts erreichen, so die Schätzung. Als dominante Kräfte im Markt hat Frost & Sullivan die Technologieanbieter Place Ware, Genesys, Webex Communications und Raindance Communications (vormals Evoke Communications) ausgemacht. Um eine höhere Marktdurchdringung in Europa zu erreichen, streben die meisten von ihnen jetzt verstärkt Partnerschaften mit Wiederverkäufern an, glauben die Experten.

Die typischen Wiederverkäufer seien Anbieter von Telecom-Diensten, doch könne Web Conferencing auch über kleinere Spezialunternehmen vertrieben werden. Meist würden die TK-Spezialisten die Internet-Konferenzen dann zusätzlich zu ihren klassischen Produkten anbieten.

Zu den wichtigsten Händlern in Europa zählt Frost & Sullivan Unternehmen wie BT, ACT Teleconferencing und Global Crossing. Die Wiederverkäufer werden laut Frost & Sullivan eine entscheidende Rolle in der weiteren Marktexpansion spielen: "Über ihren bereits bestehenden Kundenstamm eröffnen sie den Technologieanbietern große Chancen", erklärt Wallace. In manchen Fällen werde aber auch die Technologie selbst eingekauft: Als Beispiel nennt die Studie das französische Unternehmen Genesys, das zu den führenden Technologieanbietern Europas zähle.

Die Umsätze der Wiederverkäufer seien derzeit zwar recht bescheiden, doch das Bild werde sich bis zum Jahr 2007 drastisch ändern, wenn durch Übernahmen von Technologieanbietern eine weitere Marktstärkung erfolgt sei.

www.frost.com

ComputerPartner-Meinung:

Zwar haben die Unternehmensberater von Frost & Sullivan meist einen hervorragenden Riecher für kommende Trends, doch diese Studie sollte man mit Vorsicht genießen. Wurde nicht auch dem Video Conferencing ein Riesenmarkt vorhergesagt? Heute wird das Thema lieber totgeschwiegen. Auch darf bezweifelt werden, das schon im kommenden Jahr die große Be-geisterung ausbricht, obwohl sich heute kaum jemand für das Thema interessiert. Ob das Web einen Boom verkraften würde, ist wohl ein anderes Thema. (mf)

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