Andere Länder sind Deutschland weit voraus

12.10.1998

STUTTGART: Noch ist E-commerce ein Zukunftsgeschäft. Geld verdienen damit bislang nur wenige. Doch was in der IT-Szene Rang und Namen hat, preist unermüdlich die Chancen und Vorteile des elektronischen Geschäfts an. Allen voran Computerriese IBM.Schon Ex-IBM-Deutschland-Chef Hermann-Josef Lamberti hat die Werbetrommel für E-business heftig gerührt. Sein Nachfolger Erwin Staudt steht ihm in nichts nach. "E-business ist eine Chance, die im Geschäftsleben noch nie da war. Denn der Phantasie im Internet sind keine Grenzen gesetzt, und das Kundenpotential ist riesig", gab er unlängst in Stuttgart zu Protokoll.

Daß sich Unternehmen aller Couleur zunehmend mit diesem Thema beschäftigen würden, zeigen laut Staudt auch konzerninterne Analysen. So ergab eine IBM-Umfrage Mitte dieses Jahres bei rund 2000 IT-Managern großer europäischer Unternehmen, daß 85 Prozent der Befragten Nachteile erwarten, wenn sie nicht in E-business investieren. Für 68 Prozent wird E-business die Marschrichtung des Unternehmen mitbestimmen. 69 Prozent erwarten, daß die Geschäftsabwicklung via Internet Standard wird, und 70 Prozent haben festgestellt, daß mehr Kunden elektronische Kommunikation mit ihren Unternehmen wünschen.

So sieht denn IBM für die nächsten Jahre weltweit ein riesiges Wachstumspotential. Beliefen sich laut Staudt die Investitionen in E-business-Komponenten und Netzwerke 1997 auf rund 280 Milliarden Dollar, so sollen sie sich im Jahr 2002 bereits auf 600 Milliarden erhöht haben. Davon profitieren am meisten die Dienstleistungen, auf die laut IBM-Erhebung ein Anteil von knapp 60 Prozent entfallen wird.

Die Chancen, die die Geschäfte über das Netz der Netze in Zukunft bieten, setzen allerdings ein entsprechendes Bewußtsein in der Bevölkerung voraus. Gerade in Deutschland aber ist dies noch weitgehend unterentwickelt. "Diese Thematik wird in anderen Ländern nicht nur in viel höherer Dringlichkeit diskutiert als hierzulande, sondern es werden auch viel schneller entsprechende Maßnahmen ergriffen", so Staudt. Vor allem in Asien und in den angelsächsischen Ländern sei das Ausmaß des Internet erkannt worden. "In Singapur wurde der schulfreie Samstag gestrichen zugunsten von PC- und Internet-Trainings. Dies ist in Deutschland bislang

undenkbar." Und er schob nach:

"Wir sind nicht nur im Fußball derzeit Mittelmaß, sondern auch in

der IT-Welt." Somit dürfte gerade für Deutschland der von IBM neuerdings propagierte Weg hin zur

E-society noch sehr weit sein. (bk)

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