Andere Zeiten, andere Sitten

11.07.2002
Der Fallrückzieher zur Cebit 2003

Jahrelange fruchtlose Diskussionen um die geplagten Fachbesucher wurden vor kurzem erhört. Nicht etwa ein eigener Messetag, was mir als Händler am liebsten wäre, sondern eine eigene Halle 25 soll es für den Fachhändler geben. War das nicht üblicherweise die ungeliebte Halle 10? Eine richtige Neuerung wird das erst, wenn sich herausstellt, wer sich dort exhibitioniert. Dazu schweigt Hannover noch. Dass sich die Konvergenz der Medien auch nicht von der Cebit aufhalten lässt, zeigt das Wildern der Messemacher in den Refugien von Photokina und Funkausstellung. Nachdem sich Digitalkameras nicht mehr verhindern lassen, will man in Hannover sogar Fernsehgeräte zulassen. Ein Skandal, wenn man sich an die abmontierten Playstation-Konsolen im Frühjahr erinnert. Gab es nicht Auflagen für Multimedia-Hersteller, keine Spiele zu zeigen? Wie auch immer, die erste Cebit nach der Rezession hat sich den Gegebenheiten des Markts angepasst. Irgendwie ist alles digital. Vom Fieberthermometer bis zur Steuererklärung gehört fast alles irgendwie auf die größte Computermesse der Welt. Sämtliche bisherigen Versuche, die Spreu vom Weizen zu trennen, haben die Hannoveraner in den Sand gesetzt. Weder die Cebit Home noch die Cebit ohne den für Consumer so wichtigen Schnickschnack waren sonderlich erfolgreich. Vielleicht ist eine Mischung mit umgekehrten Verhältnis wie zur letzten Funkausstellung die richtige Lösung. Dort liegt der Schwerpunkt auf der Unterhaltungselektronik und hier auf der "seriösen" IT. Und wenn schon, ließe sich doch Hard- von Software sicherlich leichter trennen als ein Joystick von einem Computergehäuse. Und die wesentlichen Unterschiede zwischen einem Manager-Gameboy mit Dragonball oder Intel-Prozessor und dem Original von Nintendo liegen eher in der Altersgruppe, denn die verzückten Gesichter sind bei Groß und Klein identisch. Warum soll die zuletzt staubtrockene Cebit nicht wieder ein Event werden? Ob nun Lara-Croft-Double oder eine Virtual-Reality-Show: Der Branche täte es gut, wenn über sie nicht nur als riesige Geldverbrennungsmaschinerie gesprochen würde. Digitales Home-Entertainment, Videomonitore, Dolby Digital, PC und Beamer gehören in Zukunft zusammen, in der Gegenwart ergänzen sie sich. Wer weiß, ob es auf der IFA 2003 nicht schon PC-Monitore mit Scart, VGA und DVI-Anschlüssen einträchtig nebeneinander gibt? Also Tür auf für alles, was auch Spaß und Marge bringen kann.

Mein Fazit: Gut, dass neue Köpfe auch einmal neue Gedanken mit sich bringen! Solange jeder seine eigene Spielwiese hat, kann doch kaum etwas Schlimmes passieren.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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