Anwender unzufrieden - sie trauen nurwenigen Anbietern Kompetenz zu

29.08.2002
Unzufriedenheit und Misstrauen herrschen unter den potenziellen Kunden von E-Business-Anwendungen. Das ist der Tenor der aktuellen Metagroup-Studie "E-Business in Branchen". Wer jedochumfassende Betreuung bietet und Kompetenz ausstrahlt, kann neue und treue Kundengruppen gewinnen.

Trotz ihres Misstrauens in die Kompetenz von E-Business-Anbietern setzen professionelle User mangels eigener Ressourcen nach wie vor auf externe Hilfe. Die gerade veröffentlichte Studie "E-Business in Branchen" der Metagroup gibt Aufschluss über die Anforderungen der Anwender an E-Business-Anbieter.

Im Vordergrund stehen die technologische Kompetenz, insbesondere für die Integration mit dem Backend, sowie vorweisbare Erfahrungen des Dienstleisters. Wichtiges Auswahlkriterium ist außerdem die Betreuung über den gesamten Servicezyklus, angefangen von der Beratung über die Implementierung bis hin zum Betrieb (Plan-Build-Run). Die Größe des Dienstleisters spielt dabei keine Rolle. Deshalb haben auch kleine und auf bestimmte Themen spezialisierte Systemintegratoren grundsätzlich gute Erfolgsaussichten.

Bei allen wichtigen Auswahlkriterien zeigt die Studie eine erhebliche Unzufriedenheit der Anwender. Nicht nur die Kompetenz der Dienstleister wird häufig als unzureichend empfunden, auch das Preis-Leistungs-Verhältnis entspricht nicht den Vorstellungen der Kunden. Daher wurde die E-Business-Kompetenz insgesamt bei keinem Dienstleister besser als "Gut" (Note 2,0) bewertet. Die Anwender sprechen den meisten Dienstleis-tern lediglich eine Bewertung von "2,5" oder schlechter zu.

Dessen ungeachtet greifen die Unternehmen bei der Realisierung von E-Business-Lösungen weiterhin auf Dienstleister zurück. "Fehlendes Know-how, Time to Market und Ressourcenmangel auf der Kundenseite sind immer noch die treibenden Faktoren für das Einbin-den von E-Business-Dienstleistern", weiß Wolfram Funk, Berater bei der Metagroup, zu berichten. Vor allem bei E-CRM-Lösungen, Shop-Systemen und im E-Procurement sind Kunden bereit, externe Service-Anbieter zu involvieren. Freilich sind die Projekte derzeit spärlich gesät. Die vorliegende Studie der Metagroup zeigt, dass 47 Prozent der derzeitigen E-Business-Vorhaben verschoben oder neu bewertet werden. Der einzelne Dienstleister könne den daraus resultierenden Preisdruck nur mildern, wenn es ihm gelingt, seine Kompetenz gegenüber dem Kunden überzeugend darzustellen. Bei der Auswahl von E-Business-Produktanbietern setzen die Anwender ähnliche Kriterien an wie bei Services. Die Lösungen müssen durch leichte Backend- und Frontend-Integration und durch offene Architekturen gekennzeichnet sein. Die Produktanbieter sollten aber nicht nur auf die Funktionalität der Lösung achten. Besonderes Augenmerk erfordert die Service- und Support-Qualität. Diese stellt - zusammen mit dem Preis-Leis-tungs-Verhältnis des Anbieters - das wichtigste Auswahlkriterium dar. Genau in diesen Punkten weicht aber die Zufriedenheit der Kunden in hohem Maße von den Erwartungen ab. Dies dürfte einer der Gründe dafür sein, dass die Gesamtlösungskompetenz für E-Business-Vorhaben am ehesten bei Lösungsanbietern gesehen wird.

Revival von ERP

Der "totgeglaubte" ERP-Markt wurde vor allem durch die Forderungen der Anwender nach "Web-Enabling" neu belebt. Die ERP-Anbieter profitieren von ihrer breiten Kundenbasis als Ausgangspunkt für den Absatz von E-Business-Lösungen. Außerdem adressieren sie mit One-Stop-Shopping-Lösungen das für Anwender wichtige Thema der Backend-Integration.

Die einst hohen Wachstumsraten im E-Business gehören nach Ansicht der Analysten aber bis auf Weiteres der Vergangenheit an. Einige ERP-Anbieter stünden derzeit vor der Herausforderung, die Dürreperiode beispielsweise durch das Servicegeschäft zu überbrücken. "Die Anbieter müssen dennoch der Versuchung widerstehen, aus Kostengründen die Entwicklung strategischer Kompetenzen in E-Business, CRM und SCM zurückzufahren", so Wolfram Funk. "Diese Kompetenzen sind Basis für das künftige Geschäft." Gerade die auf den Mittelstand fokussierten Tier-2-Anbieter sollten hier ihre Leistungsfähigkeit stärker in den Vordergrund stellen - Anwenderunternehmen trauen ihnen derzeit nur eine mäßige E-Business-Kompetenz zu. SAP und Oracle demonstrieren, wie es geht: Diese Anbieter erhielten in puncto E-Business-Kompetenz die beste Bewertung.

Von einem hohen Bekanntheitsgrad im E-Business-Umfeld profitieren die großen Infrastruktur-Anbieter und die führenden Best-of-Breed-Anbieter. Letztere verfügen jedoch teilweise über eine kleine installierte Kundenbasis und naturgemäß wenig Diversifizierung im Portfolio. Sie stehen daher vor besonderen Herausforderungen. Produktanbieter mit Fokus auf Integrationsthemen beziehungsweise Enterprise Application Integration (EAI) dürfen sich allerdings einer überdurchschnittlichen Kompetenzbewertung seitens der Anwender erfreuen.

ComputerPartner-Meinung:

Der E-Business-Hype ist längst vorbei. Wer sich jetzt nicht von seiner besten - sprich kompetenten - Seite zeigt, wird vom Kunden nicht nur für eigene Fehler bestraft, sondern auch für alle bisherigen Misserfolge. Wer jedoch nun besonders stark darauf achtet, die Zielsetzungen klar zu definieren, und potenzielle Mängel interner Prozesse und Organisationsformen beim Anwenderunternehmen erkennt und ausmerzt, ist auf der sicheren und damit zukunftsträchtigen Seite. (go)

Zur Startseite