Ohne große Produkt-Überraschungen ist die vorläufig letzte Apple-Macworld-Expo-Keynote in San Francisco über die Bühne gegangen. Wie bereits erwartet komplettiert Apple die neue Macbook-Linie mit einem Upgrade des 17 Zoll Highend-Modells Macbook Pro und setzt dabei einmal mehr auf eine leichte und dünne Bauweise aus einem Guss. Einen großen Schritt vorwärts macht Apple in punkto Akkulaufzeit, die um rund 60 Prozent auf bis zu acht Stunden erhöht wurde. Die möglichen Ladezyklen wurden auf 1.000 verdreifacht, für Anhänger entspiegelter Displays bietet Apple beim Macbook-Flaggschiff eine derartige Variante an. Als kleine Überraschung, die erst unmittelbar vor der Keynote als Gerücht in den Umlauf gelangte, kann hingegen das Aus für DRM-geschützte Songs in iTunes bewertet werden.
Wie Apple-Marketing-Vize Phil Schiller unter großem Applaus bekannt gab, konnte man sich mit den vier großen Labels EMI, Sony, Warner und Universal einigen. Damit dürfte das ungeliebte Rechtemanagement, das von Konsumenten wie Marktanalysten wegen der Einschränkungen im Gebrauch online gekaufter Musik als Hindernis empfunden wurde, der Vergangenheit angehören. Ab sofort werden rund acht Mio. der zehn Mio. iTunes-Songs auch DRM-frei erhältlich sein, die restlichen zwei Mio. Songs sollen bis April ebenfalls über einen geringen Aufpreis von DRM befreit werden können. Parallel wird die seit 2003 etablierte Kostenstruktur für einzelne Lieder nicht zuletzt wegen Interventionen der großen Labels aufgeweicht. Neben den bekannten 99 Cent pro Song sollen einzelne Songs ab sofort auch billiger um 0,69 aber auch teurer um 1,29 Euro angeboten werden können. Der iPhone-iTunes-Store kann nun auch über 3G-Verbindungen genutzt werden.
Die an Höhepunkten arme Keynote markiert das Ende von Apples Beteiligung an der Macworld Expo in San Francisco. Schiller ging auf die von der Apple-Community und Apple-Partnern mit Wehmut und Verärgerung aufgenommene Entscheidung nicht weiter ein. Lediglich in einer kurzen Randbemerkung über die erfolgreichen Apple-Stores auf der ganzen Welt ließ Schiller erkennen, warum die Wertigkeit für Apple auf der Macworld vertreten zu sein offenbar nicht mehr gegeben ist. "3,4 Mio. Konsumenten besuchen unsere Apple-Stores Woche für Woche. Das sind 100 Mal so viele Besucher wie auf einer Macworld", so Schiller. Die am Montag publik gewordene Erkrankung Steve Jobs blieb unkommentiert, auch ein von vielen Apple-Jüngern erhoffter Cameo-Auftritt des Apple-CEOs fand nicht statt. Lediglich der Live-Auftritt von US-Schauspieler- und -Sängerikone Tony Bennett am Schluss der Keynote verlieh dem Apple-Abgang eine gewisse emotionale Note und sorgte für die einzigen Standing Ovations während der Keynote. Als prominenter Besucher war unter anderem Friedensnobelpreisträger Al Gore vor Ort, nicht zuletzt um das umweltfreundlichere Image von Apple bei seiner Hardware-Produktion dezent zu unterstreichen.
Einen Großteil der Keynote verwendete Apple für die Präsentation der neuen Software-Suiten iLife 09 und iWork 09. Als innovativer Vorreiter zeigt sich Apple dabei in der Verwaltung von Fotos. So setzt Apple bei iPhoto 09 erstmals auf eine integrierte Gesichtserkennungssoftware, die Bilderdatenbanken mit manueller Hilfe nach Personen durchsuchen kann. Der Algorithmus ist lernfähig und soll helfen, alle Fotos einer bestimmten Person ausfindig zu machen. Als weiteres wichtiges Feature will Apple auch dem Geotagging, also der automatisierten geographischen Zuordnung von Bildern zum Durchbruch verhelfen. Komplettiert werden die neuen Fotoverwaltungsfunktionen mit einer besseren Anbindung an Facebook und Flickr direkt aus der Anwendung heraus.
Das bereits vorangekündigte neue Betriebssystem Snow Leopard blieb zum Leidwesen vieler Apple-Anhänger unerwähnt, ebenso wie die gerüchteweise kolportierten Updates der iMac-, Mac Mini- oder iPhone-Familie. (pte/haf)